Können wir in Sword Coast Legends endlich wieder Drizzt umhauen?
Früher war alles besser. Besonders für uns Pen & Paper-Rollenspieler. Irgendwann um 1980, im goldenen Zeitalter von Advanced Dungeons & Dragons, gingen Game Sessions bis in die frühen Morgenstunden, Pizza war noch rund und Bier kam noch aus Kuheutern.
Außerdem waren MMO-Begriffe wie „Grinden“, „Farmen“ und „Looten“ noch nicht erfunden und Computer-RPGs waren noch hübsch per Hand gezeichnete Kunstwerke mit epischer Story und bombastischem Soundtrack. Da wurde man schon während der Charakter-Erstellung durch Pauken und Trompeten von einem Nerd-Orgasmus zum nächsten getragen. Ich bekomme immer noch Gänsehaut, wenn ich mir die ersten Worte in Erinnerung rufe, die damals eine tiefe Liebe zu Baldurs Gate 2 in mir entfachten: „Ah, the child of Bhaal has awoken. It is time for more experiments.“
Ok, ich romantisiere hier natürlich mit dem Holzhammer. Wenn ich mir heutzutage nochmal Baldur’s Gate, Icewind Dale oder Planescape Torment anschaue, ist es schon ganz angenehm, dass die Grafik der Games nicht auf dem Niveau von Vorgestern stehen geblieben ist. Wobei ich die hanggezeichneten Hintergründe immer noch sehr ansehnlich finde. Das ist ungefähr derselbe Charme, der uns in Filmen verzückt, wenn begabte Menschen noch mit Gummi und Draht ein Monster bauen, was auch schon im Computer realisierbar gewesen wäre.
Trotzdem gefällt mir die Tendenz der Spielewelt nicht diese MMO-typischen Sammel-Quests und andere Mechaniken der China-Grinder in den Vordergrund zu stellen. Was nützt es, wenn ein Game so hübsch ist wie Neverwinter, aber das seelenlose Grinden mich keine 3 Tage bei der Stange halten kann.
Doch gerade eben keimte Hoffnung in mir auf, dass die Zeit der guten alten Singe Player Iso-RPGs in großem Stile wiederkommen könnte. Denn neben Torment – Tides of Numenera und Pillars of Eternity soll mit dem gerade frisch angekündigten Titel Sword Coast Legends in diesem Jahr noch ein dritter „Baldur’s Gate Nachfolger im Geiste“ kommen.
Die Screens und der Trailer (siehe unten) sehen auch schon sehr anständig aus und sorgen für ein angenehmes Kribbeln meiner Dracheneier.
Manchmal kann ich selbst nicht glauben, was ich so alles nüchtern in meinen Blog schreibe.
Na jedenfalls wird es, wie auf IGN zu lesen, 5 spielbare Rassen und 6 Klassen geben, die ihr in den guten alten Forgotten Realms auf Grundlage der neuen 5th-Edition verheizen dürft. Allerdings soll es auch einen Dungeon Master Mode geben, der das Erschaffen eigener interaktiver Abenteuer ermöglicht, in denen ein Dungeon Master 1-4 Spieler in Echtzeit durch die Level begleitet.
Und genau an der Stelle fange ich an mir Sorgen zu machen. Denn wie das Baukasten-Spiel Neverwinter Nights damals gezeigt hat, blieben Inhalt und epische Story um Längen hinter dem Versuch zurück, den Spielern einen möglichst komplexen DIY-Kit an die Hand zu geben. Scheinbar leidet der Single Player-Aspekt eines Games darunter, wenn die Macher sich zu sehr auf den „user generated content“ konzentrieren. Das fände ich wirklich sehr schade, denn ich finde, dass nach wie vor nichts an eine echte Pen & Paper-Session mit guten Freunden heran reichen kann. Wieso sollte ich mir als Spielleiter die Mühe machen und so ein Game am Computer vorbereiten? Dann kann ich auch gleich den „Real Deal“ nehmen und echt Würfel rollen. Wenn ich ein Game am Computer zocke, dann möchte ich mit einer epischen und abgeschlossenen Story unterhalten werden, wie bei einem guten Buch oder Kinofilm. So ein Game zocke ich, wenn ich alleine bin, weil meine Freunde keine Zeit haben zum Würfeln vorbei zu kommen.
Oder wie seht ihr das? Könntet ihr euch ganze Rollenspiel-Runden auf Grundlage der Möglichkeiten in Sword Coast Legends vorstellen? Für mich muss ein Game durch sein ausgefeiltes Singe Player-Erlebnis gute Unterhaltung bringen. Für alles andere gibt es MMOs, bzw. Pen & Paper. Aber vielleicht bin ich auch einfach nicht der Typ dafür. Zu oldschool.
Doch ich werde der Single Player Campaign von Sword Coast Legends schon aus purer Nostalgie eine Chance geben. Besonders, weil es in meiner “Heimatwelt”, den vergessenen Reichen spielt, und die Macher schon angekündigt haben, dass man wieder viele bekannte Gesichter treffen wird. Ich freue mich schon darauf Drizzt Do-Urden mitten ins Gesicht zu treffen und mir seine geilen Gegenstände unter den Nagel zu reißen. Hach, gute, alte Zeit!