Life ist nicht der Science-Fiction-Film, den ihr erwartet
7 von 10 Hirnmuskelaugenzellen
*KEUCH* „Das ist ja ein Horrorfilm“, wimmert das Teeny-Mädchen neben mir in der Dunkelheit des Kinos und ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen. Was hat das Mädel denn erwartet? Dass die Leute auf der Raumstation Besuch von Alf bekommen?
Nein, diese Lebensform ist wenig kuschelig, sondern tödlich – so viel sollte klar sein, nachdem das erste Besatzungsmitglied grauenvoll blutspuckend verendet ist. Durch den Vorhang der vielen Blutströpfchen in der Schwerelosigkeit erkenne ich die famose Finte des Films, auf die vermutlich auch das schockierte Mädchen hereingefallen war.
Wer auf einem Kinoplakat gut bezahlte Schauspieler wie Jake Gyllenhaal, Rebecca Ferguson und Ryan Reynolds halbwegs zuversichtlich in die Kamera blicken sieht, rechnet einfach nicht damit, dass es sich dabei um drei Mal Kanonenfutter handelt. Denn Daniél Espinosas Life ist alles andere als ein Edel-Science Fiction-Abenteuer wie Gravity, Interstellar oder Arrival, sondern reinrassiger Horror in Space.
Dabei werden sogar typische B-Movie-Elementen abgehakt, die Life für mich zu einem unerwartet unterhaltsamen Creature Horror gemacht haben.
Alles beginnt noch recht harmlos damit, dass eine Sonde vom Mars eingefangen wird, an Bord derer sich eine winzige Lebensform befindet. Da sich der Zellhaufen allerdings im Schockfrost befindet, versucht der leitende Wissenschaftler diesen mit angenehmer Saunaatmosphäre und einem Tässchen Nährflüssigkeit zu reanimieren. Schließlich muss ja der Beweis erbracht werden, dass es sich tatsächlich um außerirdisches LEBEN handelt.
Als das schließlich gelingt und die Crew das erste Lebenszeichen des Häufchens feiert, verliert der Film keine weitere kostbare Zeit ohne Blut. Schnell durchlaufen wir gemeinsam mit der schockierten Besatzung die Stadien „Hach wie süß, schaut nur wie es sich an meinen Finger klammert“ bis „Scheiße, wir sind alle tot“. Dabei erfindet Life das berühmte Rad des Science Fiction-Horrors zwar nicht neu, kann jedoch die gesamte Spieldauer über mit einer konstanten Spannungskurve dienen.
Das Monster ist dabei für mich die richtige Mischung aus schleimig und tentakelig. Das Ding, Der Blob und andere Klassiker lassen grüßen. Da das Monster komplett aus Zellen besteht, die gleichzeitig Hirn-, Muskel- und Augenfunktion haben, sieht sich die Crew mit einem äußerst resistenten, anpassungsfähigen und intelligenten Killer konfrontiert. In der Schwerelosigkeit. Ohne nennenswerte Waffen. Und das Vieh heißt Kevin.
Zumindest hatte ich das zuerst verstanden, als einer kleinen Grundschule die Ehre zuteilwurde, dem neuen Wesen einen Namen zu geben. Der „putzige“ Name Calvin trug auf jeden Fall wunderbar zum Kontrast bei, zwischen der mädchenhaften Erwartungshaltung bald einen Schmuse-Alf begrüßen zu dürfen und der knochenknackenden und blutspuckenden Realität.
Life ist solider Space Horror mit hochkarätigen Darstellern, der mich an einigen Stellen durchaus unangenehm berührt schlucken ließ. Außerdem macht noch eine andere Komponente den Film zu einem klassischen Horrorfilm. Was das jedoch ist, möchte ich hier noch nicht mal andeuten, um den Effekt für euch nicht zu spoilern. War leider bei mir durch die eine oder andere unvorsichtig konsumierte Review schon passiert.
Also, wer Gravity und John Carpenters The Thing schon immer mal kombiniert sehen wollte, sollte sich diesen Monsterflick auf jeden Fall ansehen. Schaurig-schleimig-schön.