10 Gründe Weihnachten zu hassen und zu lieben
Ich persönlich finde ja, es gibt nichts Schlimmeres als im Oktober in den Läden schon über Inseln aus Lebkuchen und Marzipankartoffeln zu fallen. Für Weihnachtsmuffel wie mich ist das definitiv zu früh. Ich schäme mich auch nicht beim Anblick von Weihnachtsgebäck im Supermarkt einfach loszuheulen. Oder mit meinem Einkaufswagen dagegen zu fahren, während ich irgendwas in meinen Bart murmle wie „son of bitch….“
Jetzt denkt ihr sicher, „klar, du musst reden! Schreibst hier schon Anfang November einen Artikel über Weihnachten.“
Da habt ihr wohl Recht. Aber vielleicht ist das einfach eine Art Retourkutsche dafür, dass mich die Geschäfte jetzt schon mit kitschiger Plastik-Deko an den Horror namens Weihnachten erinnern, der jedes Jahr dafür sorgt, dass mir unter großen Schmerzen grünes Fell wächst. Selbst Werwölfe ziehen winselnd den Schwanz ein, wenn ich mich über die Feiertage einmal in den übel gelaunten Grinch verwandelt habe.
Aber es ist ja auch nicht alles schlecht an Weihnachten. Wer in der Welt ein bisschen aufgepasst hat, weiß, dass jede Münze zwei Seiten hat. Hass und Liebe sind ebenfalls zwei Seiten desselben Knüppels. Ich hole mal aus:
Weihnachtslieder
Negativ: Überall dieses nervige Gedudel. Kinderchöre, Glöckchen und Gefiedel, dass mir der Glühwein aus allen Ritzen schießt. Da hilft es nur die Ohrstöpsel ganz tief in die Ohren zu schieben und Cannibal Corpse voll aufzudrehen.
Positiv: Wenn George Michael 24/7 sein “Last Christmas” aus Radiolautsprechern säuselt, dann hat das fast schon wieder was Lustiges. Er könnte aber genauso gut „Cthulhu Fhtagn“ singen – da hätte ich auch nicht mehr Angst um meine geistige Gesundheit.
Geschenkewahnsinn
Negativ: Ich bin erwachsen. Ich kaufe mir, was ich will. Und was ich nicht habe, will ich auch nicht. Und die Sachen, die ich noch brauchen könnte, schenkt mir keiner, weil niemand, der nicht Puff Daddy heißt, Porsche GTs verschenkt. Warum also schenken sich erwachsene Menschen im Kreis Dinge, die sie sich unter Aufwendung des Geldes, was sie für die anderen Geschenke ausgegeben haben, auch selbst hätten kaufen können? Und überhaupt ist es doch jedes Jahr aufs Neue wieder der absolute Horror durch die Stadt oder durch Amazon zu surfen auf der Suche nach Geschenken für Leute, die meist schon alles haben. Da ist man nur so am Fummeln, äh Bummeln, und kommt komplett durcheinander. Aber man sieht keinen Abruss, nicht wahr Drucki?
Positiv: Kinder beschenken. Die können sich nämlich selbst noch nichts kaufen. Es sei denn, es sind die Kinder von Puff Daddy (Oder Diddi Puff…ka, wie er sich dieser Tage nennt). Die können auch ihre Angestellten nackt für sich tanzen lassen, wenn ihnen danach ist.
Die Heuchelei
Negativ: An Karneval wird uns vorgeschrieben zu saufen und lustig zu sein. Und an Weihnachten müssen sich alle ganz doll lieb haben und derer gedenken, denen es nicht so gut geht. Könnten wir beides nicht einfach das ganze Jahr über machen?
Positiv: Manche Leute sind derart verdrießliche Griesgrame, dass sie einen festen Termin für Liebe brauchen. Für die macht es dann wohl irgendwie Sinn, denke ich…
Gehirnwäsche der Kinder
Negativ: Es gibt das Christkind und den Weihnachtsmann, NA KLAR! Müssen wir neben all den Lügen, die wir ihnen über die Welt eintrichtern auch noch alberne Fantasiegestalten in ihre Köpfe pflanzen?
Positiv: Ja, warum eigentlich nicht? Es kann so viel Spaß machen, den Nachwuchs zu veräppeln.
Gluttony: Das große Fressen
Negativ: Junge, war das anstrengend im Verlauf des Jahres die ganzen Pfunde von den Hüften zu leiden. Oh, hi, Weihnachtsfeiertage. NOOOOOOOOOOOOOOOOO!
Positiv: Muttern kocht ja schon immer feine Sachen über die Tage. Bei Kerzenschein ein Stück Kloß durch braune Soße zu ziehen ist einfach ein sakrales Erlebnis.
Die bucklige Verwandtschaft
Negativ: Ich will nackt vor dem Computer sitzen und von der ganzen Pizza furzen, während ich mein nächstes Bier aufmache. Opa und Oma verstehen das nicht. Andere Generation.
Positiv: Irgendwann sagt Chris Christmas Rodriguez glücklicher Weise: Weihnachten ist vorbei.
Weihnachtsmärkte
Negativ: Hat jemand Bock sich in einem kitschigen Konsumland aus grellen Lichtern, Karussellgeräuschen und billigem Nipp zu Tode quetschen zu lassen? Ich hätte da was für euch…
Positiv: Glühwein? Aber auch nur, wenn man den EINEN Stand in ganz Deutschland erwischt, der seine Becher richtig spült und keine Magendarmgrippe ausschenkt.Ok, Poffertjes. Die gehen auch immer. Mit Eierlikör. Oder Puderzucker. Oder Nutella. Omg, hat schon mal jemand versucht alles auf einmal drauf zu tun? Challenge accepted.
Weihnachtssprüche
Negativ: Ob auf Postkarten oder in nervigen Weihnachts-E-Mails: Überall ist Sinn und Sinnlichkeit angesagt. Denn am Ende jedes Jahres müssen wir natürlich alle mal kurz Netflix ausmachen, Fritten und Bier aus den Händen legen und uns durch profunde Sprüche gegenseitig beweisen, dass wir noch nicht vollkommen hirntod sind.
Positiv: Ok, es gibt ja auch lustige Weihnachtssprüche. Sowas wie: Ich finde es nicht gut, im Altersheim “Last Christmas” zu spielen. Oder: „Liebes Christkind, bitte schenk’ dieses Jahr all den armen Frauen auf Papas Computer was zum Anziehen!“
Weihnachtsschmuck
Negativ: Der ganze Kitsch in den Fenstern ist ja schon schlimm genug, aber diese Drecks Tanne! Erstmal gefühlte 10 Stunden eine aussuchen, die halbwegs gerade, vegan und möglichst auch Fēngshuǐ ist, und dann rieselt dir der piksende Pisser die ganze Bude voll.
Positiv: Tannen sind voll schön. Dieser Duft!
Fernsehprogramm
Negativ: Der kleine Lord kann mich mal. Und ich hoffe, dass Sissi dieses Weihnachten Feuer fängt.
Positiv: Dafür gehen Drei Haselnüsse für Aschenbrödel immer. Und die Griswolds (siehe Video oben) habe ich über die Jahre auch liebgewonnen. Ansonsten gilt: “Früher war mehr Lametta” – Weihnachten bei Hoppenstedts.