The Cloverfield Paradox ist mir eine Spur zu wenig paradox

6 von 10 Teilchenbeschleunigern

Als kleine Überraschung verkündete Netflix nach dem Superbowl, dass sie den dritten Teil der Cloverfield-Reihe während der Produktion einfach gekauft, fertig gebastelt und ab sofort anschaubar auf ihrer Plattform platziert hätten. Heiliger Bimbam, dieser Tage ist Netflix echt wie Batman geworden. Erst kaufen, dann fragen.

Nachdem mich der Streaming-Anbieter mit seiner Eigenkreation aus dem Frankensteinlabor, Bright, eher weniger vom Hocker hauen konnte, hat es The Cloverfield Paradox bei mir immerhin über die Mittelmäßigkeit in den guten Bereich geschafft. Damit rangiert das Paradox – für mich jedenfalls – auf einer Höhe mit dem ersten Teil, der in seiner Mischung aus Blair Witch Project und Godzilla solider Found Footage-Horror war, aber eben auch nicht den Heureka-Kasper aus meiner Hose kitzeln konnte. Beide stinken natürlich gewaltig gegen den subtilen Psycho-Horror von 10 Cloverfield Lane ab.

Doch worum geht’s überhaupt im neusten Netflix-Baby?

Eine internationale Truppe von Forschern soll mit einem Teilchenbeschleuniger das Energieproblem der Menschheit für immer lösen. Das wird auch allerhöchste Zeit, denn die Nationen der Erde sind kurz davor um die letzten Energieressourcen zu kämpfen. Doch damit beim Versuch dieses „Perpetuum Mobile“ zu schaffen nicht versehentlich die Erde in ein schwarzes Loch gesaugt wird, sollen die Auserwählten die gefährlichen Versuche lieber draußen im All auf einer Raumstation veranstalten. Und, wie soll es auch anders kommen, wenn Menschen Versuchen ein „magisches“ Konstrukt ohne Nachteil zu bauen: Eine kleine Fehlkalkulation sorgt für das namensgebende Paradoxon.

Und genau an der Stelle hab ich mit dem Film ein kleines Problem. Denn nach dem genialen zweiten Teil der Serie, waren meine Erwartungen an einen dritten Teil, der Teil 1 und 2 logisch zusammenführen, erklären und das Cloverfield-Universum für weitere Abenteuer ausbauen sollte, ziemlich hoch. Gerade weil der Film während der Entwicklung mal kurz den Working Title „The God Particle“ hatte und ich mich schon händereibend auf einen schmackhaften Mindfuck der fünf Sterne Sorte freute.

Doch scheinbar schien man während der Produktion gemerkt zu haben, dass die Messlatte durch den Titel wohl etwas zu hoch gelegt wurde und man weniger göttlich auf einer „Partikelebene“ bleiben wollte. Und so haben wir es dann, ich möchte fast sagen, mit Standard-Scifi-Kost zu tun, die keine weltbewegenden Aha-Momente bieten kann. Jeder kann sich ausmalen, was alles passieren kann, wenn ein Teilchenbeschleuniger mit Dimensionen und Realitäten Kuhmist veranstaltet. Hier werden dann kleine Katastrophen aneinandergereiht, die wir so oder so ähnlich natürlich alle schon mal bei Star Trek oder in anderen Scifi/Horror-Streifen gesehen haben.

Doch immerhin sind alle Einfälle, die der technologische Supergau mit sich bringt amüsant und werden von einem wirklich gut ausgewählten und weitestgehend kompetenten Cast getragen. Dabei sind viele bekannte Gesichter, wie z.B. Chris O’Dowd, aka Roy aus The IT Crowd oder Daniel Brühl als deutscher Abgesandter „Schmidt“.

Insgesamt hat mich The Cloverfield Paradox als das, was er ist, gut unterhalten und sogar mit einem leicht trashigen B-Movie-Ende überrascht. Als Vervollständigung der Trilogie und wegen des guten Casts kann man sich den Film bedenkenlos geben, doch wer auf der Suche nach handfestem Space Horror ist, sollte sich vielleicht eher an Life (2017) versuchen, den ich noch eine Ecke besser fand.

Über Thilo (1210 Artikel)
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