10 Cloverfield Lane – Komm wir gehen zum Lachen in den Keller
9 von 10 unheimlichen Opis
Ja so ist das manchmal. Die Welt hält ihren Atem an, weil die Fledermaus von Gotham beschlossen hat dem Sohn von Krypton die Schmalzlocke aus dem Gesicht zu bügeln. Und während ein mehr oder weniger enttäuschtes Review nach dem anderen herein flattert, fliegt zeitgleich eine ganz andere Filmperle unter dem Radar und droht vom Schatten der Superhelden verschluckt zu werden: 10 Cloverfield Lane.
Außerdem scheint der Film auch unter dem Schatten von Matt Reeves’ Riesenmonsterfilm Cloverfield von 2008 zu stehen, den ich persönlich „ganz nett“, aber auf Grund seiner Blair Witch-Wackelkamera auch ziemlich nervig fand. Doch keine Sorge, der erste Film von Dan Trachtenberg ist kein hektischer Found Footage-Film und hat auch bis auf den Namen erst mal nichts mit seinem Vorgänger zu tun.
Die niedliche Mary Elizabeth Winstead, die ich bisher nur aus Scott Pilgrim vs. The World kannte, spielt Michelle, eine aufstrebende Mode Designerin, die zu Beginn des Films beschließt sich aus nicht näher erläuterten Gründen von ihrem Freund Ben zu trennen (Foto gespielt von Bradley Cooper). Doch da sich natürlich niemand einfach so von Bradley Cooper trennen sollte, verwandelt sich ihr Lebensglück fortan in Scheiße auf der Suche nach einem möglichst großen Ventilator. Dementsprechend hat sie kurze Zeit später einen schlimmen Autounfall und wacht angekettet in einem unterirdischen Raum auf. Dort wird sie von Ex-Militär, Verschwörungsexperten und fanatischem Bunker-Bauer Howard begrüßt (fabelhaft verstörend gespielt von John Goodman), der behauptet sie vor der Apokalypse gerettet zu haben. Na klar!
Ab diesem feuchten Keller-Moment nimmt 10 Cloverfield Lane wirklich gruselige Fahrt auf. Denn natürlich fragt sich unsere Protagonistin „Wurde ich heute wirklich vor der Apokalypse gerettet oder bin ich nur von einem perversen Opa eingesperrt worden? Und wer ist dieser Emmet (John Gallagher Jr.), der irgendwie ebenfalls seinen Weg in diesen Bunker gefunden hat?“ Die Suche nach Hinweisen und Fluchtversuche folgen.
Regisseur Dan Trachtenberg versteht es wirklich meisterhaft die bedrückende Atmosphäre des übersichtlichen Schutzbunkers für seinen Spannungsbogen zu nutzen, während er gleichzeitig hin und wieder mit Comic Relief oder Schockmomenten würzt. Schon während des Films kam mir die Idee, dass 10 Cloverfield Lane auch hervorragend als klassisches Point & Click-Adventure am PC funktionieren würde. Die übersichtlichen Räumlichkeiten, die zwielichtigen Personen und die Suche nach Gegenständen, um verschiedene Rätsel lösen zu können, haben bei mir definitiv Maniac Mansion-Vibes ausgelöst. In einer späteren Filmszene, die ich aber nicht spoilern möchte, sah ich fast das typische User Interface vor mir: „Benutze Whisky Flasche mit alter Zeitung…“
Tja, wenn ihr wissen wollt, was es mit der Whisky Flasche auf sich hat, müsst ihr euch den Film wohl selbst anschauen. Ich kann euch nur meinen wärmsten Segen dazu geben. Ihr werdet vermutlich, wie ich, im Kino sitzen und relativ früh denken, dass alles viel zu offensichtlich ist, und dass ihr bereits wisst wie der verstrahlte Hase läuft. Doch glaubt mir, 10 Cloverfield Lane wird euch bis zum Schluss grübeln lassen, ob ihr gerade einen Horrorfilm, einen Scifi Film oder einfach nur einen astreinen Thriller vor euch habt.
Und noch ein Tipp: Wenn ihr mit nur drei anderen Leuten in einem ansonsten leeren Kino sitzt, dann nehmt euch irgendwas Beruhigendes für den Hals mit. Denn wenn ihr – wie ich es nicht unterdrücken konnte – mit dem Resthusten eurer Erkältung spannende Momente der Stille mit eurem asthmatischen Röcheln füllt, wird man es euch nicht wirklich danken. Wenn das jemand liest, der gestern in Bonn mit mir im Kino saß: SORRY.