Mortal Kombat 2021 ist leider kein Flawless Victory

© 2021 Warner Bros. Entertainment Inc. All Rights Reserved.

5 von 10 freigeschalteten Arcana

(Später im Text kommen Spoiler!)

*Langgezogener Seufzer*

Leider belegt der neue Mortal Kombat mal wieder die Weisheit der Elder Gods: Computerspiele geben meistens keine guten Filme ab. Schon gar nicht Prügelspiele, die mit einem Minimum an Handlung auskommen… Ausnahmen bestätigen die Regel.

Ich kann noch nicht mal sagen, ob ich diese 2021er Version eines Mortal Kombat-Films überhaupt nennenswert besser finde, als das käsige “Original” von 1995. Denn letztlich haben sich nur die Kampfkünste, Spezial- und Gore-Effekte verbessert.

Jetzt könnte man meinen, dass sich damit doch genau die Dinge verbessert haben, die einen geilen Kampffilm mit gnadenlosen Knochenbrechern ausmachen. Doch leider macht Mortal Kombat von Regisseur Simon McQuoid selbst dabei vieles falsch oder lässt gute Gelegenheiten aus. Aber erstmal…

Das Positive an Mortal Kombat 2021

Fans der Prügelspiele, insbesondere solche, die immer noch Mortal Kombat 10 oder 11 zocken, werden ihre helle Freude haben die Moves ihrer Lieblingskämpfer in gelungenem CGI umgesetzt zu sehen. Besonders die Eis-Effekte von Sub Zero sind eine Augenweide und auch der vierarmige Goro sieht nun definitiv glaubwürdiger aus.

Meleena – © 2021 Warner Bros. Entertainment Inc. All Rights Reserved.

Hinzu kommt, dass diesmal einige bekannte Fatalities umgesetzt wurden, denen MK 2021 definitiv seine Ab 18-Wertung zu verdanken hat. Das Buffet bietet alles von Herz rausreißen und verbrennen, über enthaupten und verstümmeln, bis hin zum “Kreissägen”-Fatality, das den Gegner unter Blutfontänen in zwei Hälften schneidet. Doch sind solche Schauwerte genug, um Mortal Kombat endlich zu einem Action-Bockbuster zu machen, den nicht nur Hardcore-Fans in der Guilty Pleasure-Ecke ihrer Filmsammlung stehen haben?

Zumindest fängt es mit einem Rückblick ins feudale Japan sehr atmosphärisch an:

Sub Zero tötet mit ein paar Attentätern Hanzo Hasashi (den späteren Scorpion), inklusive dessen Familie, und setzt damit den düsteren und brutalen Ton des Films. Allein die beiden Darsteller Hiroyuki Sanada (Scorpion) und Joe Taslim (Sub-Zero) verleihen dem Film schon eine gewisse Würde und Wertigkeit. Kein Wunder, dass Warner Bros. die ersten Minuten des Films als Teaser veröffentlichte. Ich bin voll in die Falle getappt. Denn danach geht es langsam aber sicher mit der Story bergab.

Zumindest wurde diesmal noch versucht die minimalistische Mythologie der Vorlage hier und da etwas in Form zu bügeln. Die übersinnlichen Kräfte der Mortal Kombat-Kämpfer beispielsweise: Jeder für das Turnier Auserwählte besitzt eine Drachennarbe und kann durch die Magie der Outworld tief in ihm schlummernde Kräfte freisetzen, die mit seinem Wesen und seiner Persönlichkeit zu tun haben. Warum Sonja Blade deswegen rosa Ringe aus den Unterarmen schießt, die Gegner zerfetzen können, vermag das jedoch irgendwie trotzdem nicht zu erklären…

Aber, so weit so gut. In diesem Zusammenhang erinnere ich mich vor allem daran, wie Kano seinen Augenlaser “freischaltet” und sich über Liu Kang lustig macht: “Haha, viel besser als Feuerbälle, du Pussy!”

Überhaupt trägt Kano (Josh Lawson) mit seiner rotzigen, aber humorvollen Art die ganze erste Hälfte des Films auf seinen Schultern. Bis er dann leider, wie vorauszusehen, in der zweiten Hälfte zu Shang Tsung und seinen Outworld-Arschlöchern überwechselt. Damit hören dann leider auch seine trockenen Sprüche auf, die den Film auch gerne bis zum Ende hätten amüsant machen dürfen.

Und damit kommt dann auch spätestens…

Das Negative an Mortal Kombat 2021

Flachpfeiffe Cole – © 2021 Warner Bros. Entertainment Inc. All Rights Reserved.

Leider versteht sich der Film wohl als eine Art Prequel oder Origin Story, die das eigentliche Mortal Kombat-Turnier nur vorbereitet. Das hat zur Folge, dass bei Drehorten schön Geld gespart werden konnte (lass’ uns für den Endkampf einfach nochmal das eingefrorene Haus vom Anfang benutzen!), uns aber auch die eigentliche Epik der Story vorenthalten bleibt.

Stattdessen erleben wir im zweiten Teil des Films ein paar willkürliche und parallel stattfindende Duelle, um diesen Teil eines Mortal Kombat-Films “abzuhaken”.  Am Ende habe ich mich irgendwie um Kämpfe mit Raiden oder gegen Shang Tsung oder andere Endgegner betrogen gefühlt.

Außerdem wurden mir im Verlauf der seichten Handlung (wir brauchen Kämpfer, damit die Outworld nicht den finalen Kampf um die Erde gewinnt) einfach zu viele ungünstige Entscheidungen getroffen.

Besonders einen unbekannten MMA-Kämpfer namens Cole Young (Schönling Lewis Tan) in die Hauptrolle zu kloppen, zu dem niemand auch nur die rudimentärste emotionale Bindung hat, war denkbar ungünstig. Besonders wenn sich dessen Arcan-Kräfte auch noch als LAME OHNE ENDE herausstellen.

Wenn wir ehrlich sind, hätte Johnny Cage (Den Netherrealms damals mit Jean-Claude Van Damme im Hinterkopf entwickelt hatte) die Hauptrolle innehaben müssen. Und als wäre das den Drehbuchschreibern auch klar gewesen, macht sich unser Held am Ende des Films auf die Suche nach ihm. Zu spät, Leute.

Und außer Sub Zero, Scorpion, Kung Lao und Witzekanone Kano fand ich fast alle Charaktere eher schwach.

Raiden konnte scheinbar nur durch permanent leuchtende Augen Charisma verliehen werden. Da wäre mir sogar der trashige Raiden von Christopher Lampert aus dem 90er-Film lieber gewesen. Und leider kämpft er noch nicht mal. Außer immer wieder seine “Awesome Lightning Power des Imperators +3” zu zeigen geht da nicht viel.

Überhaupt diese Faulheit beim Einsatz einiger Charaktere! Da wird der eigentlich ganz geil mit Killerhut-kämpfende Kung Lao einfach von Shang Tsung am Schlafittchen gepackt und mit einem einzigen Move getötet. Yeah, guys, that is not how it works in the games…

Dann sehen wir, wie Jax gegen einen vollkommen unspektakulären Typen mit Riesenhammer kämpft, den niemand kennt. Aber warte! Sie stehen auf der legendären Pit aus dem ersten Teil! Finish him! Oh, er schmeißt ihn nicht da runter, sondern zermatscht ihm die Birne. Wow. Das definiert Koitus Interruptus ganz neu.

Und dann mein Lieblingskämpfer aus Mortal Kombat 2… Bruce Lee mit Feuerbällen, alias Liu Kang. Ich hätte mir so sehr einen katzenartig heulenden Bruce Lee-verschnitt gewünscht, dessen Tritte schneller sind, als seine Fäuste. Doch leider ist der Vorzeige-Shaolin diesmal nur ein arroganter und Raiden-höriger Trottel, der Glück hat, dass die Outworld Feuerzauber für ihn freigeschaltet hat. Ernsthaft: Er beginnt jeden Kampf mit einem lahmen Feuerball, dem nicht nur leicht auszuweichen ist, sondern der, wie bei Kano zu sehen, noch nicht mal Kratzer verursacht? Echt jetzt? Wenn er nicht wenigstens einmal seinen Bicycle-Kick eingesetzt hätte, wäre das für mich überhaupt nicht Liu Kang gewesen…

Und wieso durfte Reptile kein richtiger Ninja sein? Und wo waren andere Standardkämpfer? Mussten wir uns echt damit zufriedengeben, dass ein paar Kitana-Fächer rumstehen oder die Kämpfer mal an einer Shao Kahn-Statue vorbeischlendern?

Ok, ich habe auch nicht erwartet jeden einzelnen MK-Fighter im Film verwurstet zu sehen, aber alles in allem hatte ich schon das Gefühl, dass hier auch Budget-Gründe eine Rolle gespielt haben. Warum sonst bestand die Outworld nur aus einem Ort, plus angrenzender Steinwüste?

Fazit: Wieviel Bier ihr für Mortal Kombat 2021 benötigt

Na, ich sage mal: Viel hilft viel.

Aber Spaß beiseite. Wer sein Hirn ausschalten kann und großer Mortal Kombat-Fan ist, wird auf jeden Fall ne Menge blutigen Spaß haben.

Alle anderen können, abhängig vom Grad ihrer MK-Affinität, durch entsprechende Biermengen auf einen ähnlichen Level kommen.

Mir war MK21 leider immer noch zu cheesy, teilweise schlecht durchdacht und zu belanglos. Trotz aller solider Kampfszenen, die auch nicht grandios, sondern größtenteils eher solide waren.

Falls noch Nachfolger erscheinen, war MK21 sicher ein Schritt in die richtige Richtung, doch für sich alleine genommen reiht er sich, für mich, nur in die bisher erschienen 4 Teile ein, lediglich durch modernere CGI, mehr Blut und etwas besseres Casting geupgraded.

Über Thilo (1198 Artikel)
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