Netflix-Tipp: Guillermo del Toro’s Cabinet of Curiosities
Als Kind bluttriefende Vampirbilder gemalt. Jeden Rummel nur wegen seiner Geisterbahnen besucht. Magisterarbeit über Gothic Villains wie Dracula und Frankenstein geschrieben.
Ja, man kann sagen, dass ich schon immer ein großer Monster-Fan war.
Umso schwerer fällt es mir zuzugeben, dass jemand existiert, gegen dessen Liebe zu Monstern meine nur mit “Oh, my sweet summer child” kommentiert werden kann: Guillermo del Toro.
Passend zu Halloween hat der Meister des Monströsen und Makabren für Netflix eine American Horror Anthologie namens Guillermo del Toro’s Cabinet of Curiosities aus der Unterwelt beschworen.
Und genau die möchte ich den weniger Zartbesaiteten nun empfehlen.
Schon nach nur 4 Folgen wage ich zu behaupten, dass alle 8 einstündigen Folgen ein Genuss für Horror-, insbesondere Monster- und Bodyhorror-Freunde sind.
Die modernen Gruselgeschichten wurden teilweise von del Toro selbst oder anderen namhaften Regisseuren umgesetzt. Zwei davon basieren sogar auf Kurzgeschichten von H. P. Lovecraft.
Zu Beginn jeder Folge führt uns der Meister persönlich in sein Cabinet of Curiosities ein und erzählt uns, einem Jonathan Frakes bei X-Faktor nicht unähnlich, worum es diesmal gehen wird. Dabei ist ihm wichtig zu betonen, „dass es noch eine Realität gibt, die unter derjenigen liegt, die wir kennen.“
Gänsehaut.
Perfektes Halloween-TV.
Und ich wurde wirklich nicht enttäuscht, will aber auch hier nichts spoilern.
Folge 1, Lot 36, begann noch etwas behäbig, wenn auch schon mit einer wunderbaren Gruselatmosphäre, die in einem äußerst befriedigenden Pay-Off endete.
Bisher wurden die ohnehin schon sehr guten Geschichten von Folge 1-4 stetig besser, und das, obwohl ich noch nicht mal bei den Lovecraft-Folgen angelangt bin!
Dabei hat jede Folge etwas komplett Neues zu bieten, spielt in einer anderen Zeitepoche, schreibt eine andere Botschaft zwischen die Zeilen. Doch alle eint ein wirklich schauriger Monster- und Bodyhorror, der wirklich mit der Kamera voll draufhält. Wer als, im wahrsten Sinne des Wortes, kein Blut sehen oder körperliche Metamorphosen nur schlecht ertragen kann, sei gewarnt.
Spätestens bei Folge 3, The Autopsy, war selbst ich an einer Grenze angekommen und musste mich ermahnen ruhig durchzuatmen. Etwas Nougat und Comedy hinterher waren mein Schutzschild gegen Alpträume, bevor ich ins Bett gestiegen bin. LÄCHELNDER, aber SCHWITZENDER SMILEY.
Spätestens in Folge 4, The Outside, (grandiose Folge!) ist man nicht mehr sicher, ob das Monströse oder die Gesellschaftskritik der eigentliche Horror ist. Extrem verstörend und gut.
Jetzt freue ich mich bis zur Halloween-Nacht die restlichen vier Folgen anzuschauen.
Allerdings ohne Miss Wiki, für die Guillermos Cabinet ein wenig zu unappetitlich ist. Nachdem sie einmal ins Wohnzimmer kam, auf den Bildschirm guckte, kotzen und auf ihrer eigenen Kotze ausrutschen musste, ist sie wohl nicht mehr für die Serie zu begeistern. Ok, so ÄHNLICH ist es passiert.
Wer aber Spaß an Monstern und auch kein Problem mit einer gnadenlos draufhaltenden Kamera hat, sollte sich diesen Gruselspaß zu Halloween nicht entgehen lassen.