Oculus Go – Perfekte VR Unterhaltung mit Display of Binge Watching +5
Virtual Reality ist bipolar. Mal ist es DAS Next Big Thing und dann wieder ein toter Trend, der nur künstlich am Leben gehalten wird. Die Wahrheit liegt sicher irgendwo dazwischen.
Fakt ist, VR ist mittlerweile allgegenwärtig, aber eben nicht die Lösung für alles. Bei YouTube laufen VR Videos, per Smartphone App oder Spezialkamera kann man 360 Grad Fotos für VR knipsen und die führenden Stores im Gaming Sektor, egal ob Steam oder Playstation Network, bieten reichlich VR Titel an. Passend zu den vielen Anwendungsbereichen gibt es VR Headsets in allen möglichen Varianten. Headsets für den PC, kabellose Lösungen, in die man ein Smartphone einlegen kann, oder integrierte Lösungen, die alles in einem Headset liefern.
Eine dieser Lösungen ist die Oculus Go, die vor knapp neun Monaten released wurde und nach langer „brauch ich nicht“-Phase ihren Weg in mein Wohnzimmer gefunden hat.
Äußerlich ist nicht viel Innovatives an dem grauen Brikett mit Halteschlaufen. Das Design ist eine Mischung zwischen der Oculus Rift und einer Google Daydream, wobei keiner der Kandidaten irgendwelche Designpreise gewinnen wird.
Beim Setup fällt dann auf, dass hier etwas anders ist. Ein Einschub für das Smartphone fehlt genauso wie der HDMI Anschluss für den PC. Denn den braucht man für die Oculus Go überhaupt nicht. Und das Smartphone auch nur für das initiale Setup per Oculus-App. Danach ist die Go ein Selbstläufer auf Basis eines snapdragon 821 Prozessors. Derselbe Prozessor kam im Samsung Galaxy S7 zum Einsatz. Allerdings leistet die Oculus mehr als das zwei Jahre alte Samsung-Flaggschiff. Denn hier werkelt ein angepasstes Android, das alle Ressourcen immer nur einer VR Anwendung gönnt.
Virtual Reality funktioniert nur richtig immersiv mit dem passenden Sound.
Und hier hatte Oculus eine clevere Idee.
Es gibt keine angebauten Kopfhörer wie bei der Rift. Stattdessen geben die integrierten Lautsprecher den Ton über die seitlichen Bügel des Gerätes aus. Das klappt bemerkenswert gut und klingt besser als erwartet. Wer mehr möchte, kann über den Klinkenanschluss auf der linken Seite des VR Headsets auch richtige Kopfhörer anschließen.
But wait! There‘s more! Das beeindruckendste Feature aus meiner Sicht ist die Darstellung. Oculus hat seinem günstigsten VR Headset das beste Display spendiert. Das hier eingebaute 5,5 Zoll Panel bietet 1280×1440 Pixel pro Auge und damit eine Pixeldichte von 534ppi. Damit ist es sichtbar klarer als auf Rift und Vive (beide 456ppi).
Oculus Go – Entertainment fürs Klo
Tolles Panel, integrierter Prozessor, guter Sound – Captain, wir sind Startklar zum VR Take-off!
Moment, warum ist der Flieger noch leer?
Ach ja, einen integrierten VR Appstore gibt es auf der Oculus Go natürlich auch. Per Smartphone über die Oculus App oder direkt auf dem Headset gibt es eine ordentliche Auswahl an Apps und Games. Die Bedienung gelingt über den kleinen Controller des Headsets angenehm intuitiv. Die aktuellen Quasi-Standards des Entertainments Netflix und YouTube sind schnell gefunden und schon kann das „Überall VR“ losgehen – im Wohnzimmer, in der Küche oder auf dem Klo.
Aber wo ist Amazon prime video und warum kann ich in der Plex VR App keine Tonspur oder Untertitel wählen? Hier ist noch viel Luft nach oben. Viel schmerzhafter bemerkt das, wer die Oculus als VR Gaming Lösung nutzen will. Die vorhandenen Spiele sind ganz nett, bringen den Prozessor aber schnell ans Limit. Dass die Brille trotz toller Auflösung nur 60Hertz bietet, während andere Headsets 90 (Rift/Vive) oder 120 (Playstation VR) bieten, macht sich gerade bei Spielen negativ bemerkbar. Gut, im Gegensatz zu den großen VR Brüdern ist die Go nicht als Gaming Headset entworfen worden. Die Go bietet kein Headtracking und der Controller ist zwar gut für die Menüsteuerung, wird im Raum aber nicht präzise erkannt.
Bleibt der Flieger also am Boden? Ach wo! Als Entertainment Headset macht die Oculus Go einen tollen Job und kann sogar mehr als sie zugeben will. Auf zum großen Finale.
Dank Android Sideload zum Oculus VRgasm
Denn wir wollen auch die letzte Meile gehen um alles aus dem VR Headset rauszuholen. Dafür werden wir jetzt dem Namen des Wikis hier gerecht und nerden ein wenig ab. Wir wollen mehr als der eingebaute Oculus Appstore kann!
Zu allererst müssen wir dafür unserem Oculus Account, der für das initiale Setup angelegt werden musste, eine Organisation zuweisen um anschließend in der Oculus App auf dem Smartphone den Developer Modus aktivieren zu können. Beides wird auf der offiziellen Seite von Oculus detailliert beschrieben.
Wir sind fast am Ziel, denn jetzt kann die Go mit beliebigen Android Apps bespielt werden. Um eine Android als Datei (APK) auf die Go zu schicken, muss nun auf einem PC oder Mac die Android Debug Bridge (ADB) installiert werden. Windows ist dank grafischer Oberfläche deutlich komfortabler als das Terminal unter Mac, aber beides führt zum Ziel. Für die Details zur ADB-Installation hilft Google (oder eine PN).
Jetzt können beliebige APKs auf der Oculus Go installiert werden und erscheinen entweder im Hauptmenü unter „unbekannte Quellen“ oder sind in der App „Oculus TV“ zu finden, die quasi als Smart TV Launcher in der VR Welt dient. Installiert man PLEX oder Amazon prime video als APK (z.B. über apkpure.com), dann erscheint es nach der Installation genau hier. So bekommt ihr auch SNES-Emulatoren, Steam Link und weitere Mediacenter wie KODI auf die GO. Und genau das wären auch meine heißen Tipps für sinnvolle Sideloads.
Oculus Go oder Oculus No?
Die Oculus Go ist eine solide All-in-One Lösung, die weder billig, aber auch nicht sonderlich edel wirkt. Für Außenstehende hat man beim Tragen zwar immer noch das buchstäbliche Brett vorm Kopf und als Betrachter bemerkt man trotz der hohen Auflösung immer noch den Pixelraster. Das stört allerdings weniger als erwartet. Denn Oculus hat hier auch sehr vieles richtig gemacht.
Zu einem Einstiegspreis von ca. 218 EUR bekommt man eine einfach zu bedienende Entertainment VR Lösung. Keine Kabel, keine Zusatzhardware. Einfach aufsetzen und los streamen. Wenn die Rettung der Welt per Xbox sonst ein jähes Ende findet, weil die bessere Hälfte unbedingt die Daily Soap schauen will, kann die Oculus Go die perfekte Lösung sein um beides nebeneinander auf der Couch zu lösen. Abends im Bett liegen und noch die Lieblingsserie weiter schauen? Kein Problem, egal wie kreativ man in den Federn liegt. Unterwegs im Zug oder Flugzeug ungestört abschalten – wenn man sich einmal darauf einlässt gibt es so viele Möglichkeiten.
Von meiner Seite eine klare Kaufempfehlung für alle, die kein VR Gaming Monster erwarten! Auf Amazon ansehen.