Review: Pirates of the Caribbean – On stranger Tides
Ok, an was erinnere ich mich überhaupt noch aus dem Film? Jede Menge Meerjungfrauen, Johnny Depp und der Showdown spielt an irgend so einem Brunnen . Jo, das fasst den Film relativ gut zusammen. Es ist genau wie ich befürchtet habe: Beim vierten Teil der Piraten-Saga ist ein wenig die Luft raus. Natürlich ist der Film unterhaltsam und Johnny Depp gibt wieder mal einen herrlich vertrottelten Captain Jack Sparrow. Doch man wird das Gefühl nicht los, dass in diesen Teil der Reihe weniger Liebe und Hirnschmalz geflossen ist, als in die bisherige Trilogie. Auf der nächsten Seite folgt eine kurze Gegenüberstellung der positiven und weniger positiven Aspekte des Films (Spoiler!):
Positiv:
– Johnny Depp ist wie immer grandios als tuntiger Chaoten-Pirat, der auf seinen Captain-Titel besteht als wäre es sein Gemächt.
– Die Ausstattung, die Spezialeffekte (ich sage nur Schwärme von wütenden Meerjungfrauen!) und die Kostüme, sprich die ganze Optik des Films, lassen perfektes Piraten-Karibik-Monkey Island-Flair aufkommen.
– Die Musik ist wie immer bombastisch und ohrwurmig. Johnny Depp kann noch so bescheuerte und unlogische Stunts hinlegen, man findet es unter dem donnernden Orchester des Soundtracks immer episch und beeindruckend. Ohne Musik wäre es sicherlich eher albern mitanzusehen, wie sich z.B. Herr Sparrow mittels eines Lassos selbst von Palme zu Palme schießt.
– Erwähnte ich schon, dass alle Meerjungfrauen ein Augenschmaus sind?
Negativ:
– Eigentlich war ich im Vorfeld ganz froh zu hören, dass im 4.Teil von Fluch der Karibik nicht schon wieder Elisabeth Swan und Legolas Stiefelriemen (Will Turner hieß der, oder?) im Mittelpunkt der Handlung stehen. Dieselben Charaktere über 3 Teile mitzuschleifen hatte aber den Vorteil, dass man eine gewissen Charakterentwicklung und somit Charaktertiefe erleben durfte. Die neu eingeführten Charaktere, die gefürchtete Piratenlegende Blackbeard und seine gerissene Tochter (Penelope Cruz), sind demgegenüber recht seichte und kaum erklärte Persönlichkeiten. Von Penelope hatte ich mir die Darstellung einer raubeinigen Piratin erhofft, die Sparrow kräftig Paroli bietet. Leider entpuppt sie sich jedoch in erster Linie als hörige Tochter des großen Blackbeard. Dieser wiederrum besitzt mystische, magische Fähigkeiten, deren Ursprung leider nie erklärt wird. Damit verliert er ganz klar gegen die tragische Rolle des verfluchten „Flying Dutchman“.
– Wenig neue Aha-Effekte… Die Fluch der Karibik-Reihe zeichnete sich bisher dadurch aus, alte Legenden und „Sehmannsgarn“ geschickt aufzubereiten und optisch eindrucksvoll in Szene zu setzen. Der Kraken, der im zweiten Teil unter Orgelklängen und Pauken das Schiff zerstört, wird mir immer in Erinnerung bleiben. Die Meerjungfrauen sind auch sehr nett in Szene gesetzt, stellen jedoch das einzige wirkliche „Spektakel“ des Films dar, was ich ein bisschen wenig finde.
– Apropos „Spektakel“: Man fragt sich bei einem Titel wie „on stranger tides“ was genau so seltsam und fremdartig an den Gehzeiten sein wird. Leider erhält man darauf keine Antwort. Irgendwie hat der Titel diesmal nichts mit dem Film zu tun. Vielleicht hab ich aber auch einfach was nicht geschnallt. Und leider ist das eigentliche Highlight des Films, der Brunnen der ewigen Jugend ein wenig fragwürdig in Szene gesetzt. Außerdem fand ich die Ritualkomponenten Meerjungfrauen-Tränen und 2 Silberbecher etwas willkürlich ausgesucht. Wäre wohl zu langweilig gewesen, wenn man den Brunnen „nur“ hätte finden müssen. Und irgendwie wurde ich auch das Gefühl nicht los, dass ich schonmal eine ähnliche Szene gesehen habe, in der jemand aus dem falschen Gral…äh Becher…getrunken hat und mit den Konsequenzen leben musste. Hmpf.
Ok, der Film ist streckenweise sehr unterhaltsam und Johnny Depps Performance hebt den Film definitiv über das Mittelmaß. Aber viel mehr kann ich dem Film aus Fairness-Gründen auch nicht zugestehen.
Fazit: 6 von 10 Meerjungfrauentränen