Schweiß und Blut beim Lasertag in Troisdorf

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Als die Tür aufgeht, werde ich in einen nebligen Neon-Alptraum entlassen. Ich lasse kurz diesen muffig-feuchten Geruch auf mich wirken, während meine Mitstreiter bereits grunzend und hechelnd voran stürmen, als gäbe es irgendwo ein Leckerli zu holen. Das „Leckerli“ entpuppt sich als ein blinkendes Dingsbums an der Wand, welches bei dreifachem Treffer besonders viele Punkte in der Endabrechnung geben soll. Gierig wird der Kasten von roten Laserstrahlen penetriert, bis eine Stimme unter vorgehaltener Hand raunt „Nacheinander! Sonst geht’s nicht! Achtung sie kommen!“

Und dann beginnt für mich der Anfang vom Ende. Schon nach wenigen Minuten im Labyrinth des Chaos wird mir klar, ich habe den Grad der körperlichen Ertüchtigung vollkommen unterschätzt und bin eigentlich zu alt für die Scheiße. Denn während Kinder, Jugendliche und Frauen von übersichtlicher Körpergröße aufrecht durch die Halle tollen können, da ihnen die Hindernisse immer ausreichend Deckung bieten, muss ich meine Birne ständig gesenkt halten, um nicht an meinen blinkenden Schulterpolstern erwischt zu werden. Zu diesem Zeitpunkt ahne ich schon, dass mich dieser unfreiwillige Entenmarsch in den nächsten Tagen mit einem „Muskelkater out of Space“ belohnen wird. (Anm. des Autors: Es war schlimmer)

Doch für Reue ist es nun zu spät. Laser zucken um mich herum und ich bemerke, dass ich nur eine orientierungslose Zielscheibe bin, die Probleme hat sich auf den Beinen zu halten. Aber immerhin versenke ich auch ein paar Treffer und bin eigentlich guten Mutes, bis mir meine intelligente Rüstung das erste Mal mitteilt „Du bist 7., das Zielen nicht vergessen!“

Wow, so schlecht also. Damals, als ich vor gefühlten 100 Jahren das erste und einzige Mal in London Lasertag gespielt hatte – damals als ich noch jung und agil war -, bekam ich hinterher auf einer Art Papierquittung den Titel „Terminator“ verliehen. Als die Rüstung das Ende der ersten Runde ankündigt, wird mir schmerzlich bewusst, dass ich hier und heute nicht als Killermaschine die Halle verlassen werde. Nach nur 15 Minuten, die mir wie eine Ewigkeit vorkommen, hänge ich schwitzend und keuchend meine Ausrüstung mit dem Namen „Iceman“ an den Haken. Ein passender Name, denn es scheint, dass das gegnerische Team keine Probleme hatte mich kalt zu machen und auf den letzten Platz zu verfrachten. Auch in der nächsten Runde kann mir Lasertag-Set „Skywalker“ nur den vorletzten Platz sichern.

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Meine Mission für die dritte und letzte Runde ist also klar: Arsch zusammenkneifen und den anderen endlich meine langjährige Egoshooter-Erfahrung um die Ohren ballern. Mit grimmiger Entschlossenheit nehme ich die Rüstung „Catwoman“ vom Haken und zurre sie an mir fest.

Meinen Plan Wikinger-style auf meinen ersten Gegner zuzurennen, dabei BASTAAAAAAARD! zu schreien und ihm dann meinen Phaser auf den Kopf zu hauen, darf ich jedoch leider nicht in die Tat umsetzen, da Rennen, Beleidigungen und Körperkontakt laut Hausordnung verboten sind. Trotzdem gebe ich vollkommen übermotiviert alles und zappe um mich, als gäbe es kein Morgen. PEW PEW PEW! Dabei schaffe ich es dann allerdings doch noch den Hausordnungspunkt „Körperkontakt“ zu verletzen. Als ich mich von meiner Deckung löse und in die entgegengesetzte Richtung lossprinte, kollidiere ich volles Casino mit einem Team Kollegen. Als meine Betäubung nachlässt, fällt mein Blick auf den stöhnenden Körper, der unter mir liegt. „Geil Mann, erstes Mal Lasertag seit Jahren und Du bringst jemanden ins Krankenhaus“ denke ich mir, als ich dem Mann mit der Platzwunde am Jochbein meine Hand zum Aufstehen reiche. Georg scheint jedoch härter gesotten als gedacht und rennt alsbald zurück in den Nebel. Ich versuche ihm Feuerschutz zu geben und lasse mich dann erst mal hinter meinen Sichtschutz gleiten.

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Als die Partie vorbei ist, hat mich der Name „Catwoman“ tatsächlich immerhin auf den dritten Platz gepeitscht. Ich versuche mein Freudenjauchzen zu unterdrücken als mein Blick auf Georgs Platzwunde fällt. Dieser winkt jedoch beschwichtigend ab: „Genau dieselbe Stelle, an der ich neulich meinen Trainer erwischt habe.“ Ich schlucke. Natürlich habe ich es geschafft den einzigen Kampfsportler in der Halle zu Boden zu werfen. Nice. Wie sollte es auch anders sein? Ich bereite mich gedanklich darauf vor, auf dem Weg zum Auto plötzlich von einem Roundhousekick niedergestreckt zu werden. Doch ich habe Glück. Es stellt sich heraus, dass Georg Mittelalter-Schwertkampf macht und eigentlich ein sympathischer und friedfertiger Geselle ist. Trotzdem bete ich, dass er sein Schwert nicht im Kofferraum dabei hat und ich vor der Halle plötzlich ein BASTAAAAAAAARD! hinter mir höre.

bastard

Doch trotz Schweiß und Blut hat mir die Ballerei in der Lasertag Area in Troisdorf echt Spaß gemacht. Für Räuber und Gendarm, bzw. Red Shirts und Aliens, ist man scheinbar nie zu alt. Wer aus der Nähe von Bonn kommt, sollte sich mal in der 700qm-großen Halle in Troisdorf austoben. Auf der Internetseite der Lasertag Area könnt ihr euch Plätze reservieren.

Ich kann Leuten wie mir, deren körperliche Fitness gerade noch Winterschlaf hält, jedoch nur raten den sportlichen Aspekt an einer Runde Lasertag nicht zu unterschätzen. Ich habe am Ende von 3 Runden, also 45 Minuten Spielzeit, mein durchgeschwitztes und an mir klebendes T-Shirt beim Ausziehen versehentlich zerrissen. Mein World’s End-T-Shirt aus Schottland. Menno. Aber das war es trotzdem wert.

Über Thilo (1211 Artikel)
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