Shazam! ist das Big der Superhelden-Generation

© Warner Bros. Pictures

8 von 10 Zeus-Blitzen

Shazam! macht Spaß und ist ein ungewöhnlich leichtherziger und sonniger Eintrag ins ansonsten eher verregnete DC-Universum. Stünde nicht DC drauf, hätte ich schwören können einen reinrassigen Marvel- bzw. einen familientauglichen Disney-Film vor der Nase zu haben.

Doch nicht nur das. Dieser Captain Marvel steckt Marvels Captain Marvel locker in die Tasche. Ob das wirklich der Fall ist, bleibt sicher Ansichtssache, doch ich musste es erwähnen, um einen Satz mit dreimal „Marvel“ und zweimal „Captain“ schreiben zu können. Ihr versteht sicher. Achievement gained. Plus 300 Exp. Thx.

Ich weiß nicht, ob ihr da besser informiert seid als ich, aber soweit ich weiß, musste DC nach einer Klage von Marvel damals ihren Superhelden in Shazam umbenennen, was ihm jedoch nicht wirklich geschadet hat. Da ich in meiner Kindheit kein großer Superhelden-Comic-Leser war, ist er mir ohnehin erst 2008 im Beat em Up Mortal Kombat vs. DC Universe das erste Mal begegnet. Da wirkte er noch wie ein recht willkürlicher Superman-Klon auf mich, der ähnlich albern gekleidet war, aber auch noch Blitze ballern konnte.

Doch die Erklärung seiner Kräfte im Film hat ihm für mich einiges an Wertschätzung eingebracht. Dass er von einem alten Magier die Stärke des Hercules, die Schnelligkeit des Merkur und andere göttliche Kräfte verliehen bekam, macht ihn in meiner Wahrnehmung nun deutlich greifbarer und mystischer. Das ist eben die Macht guter Geschichten und Erklärungen. So etwas hatte ich bei Captain Marvel mit Brie Larson schmerzlich vermisst. Ich weiß noch immer nicht, was genau die Explosion mit ihr gemacht hat, was genau ihre Kräfte sind und ob sie auch irgendwelche Schwächen hat, auf Grund derer sie irgendwann vielleicht mal WAHRE Stärke zeigen muss…

Nun aber mal zum eigentlichen Film.

Was an Shazam! super war

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Der 14-jährige Billy Batson kann sich in einen erwachsenen Superhelden verwandeln, indem er das Zauberwort SHAZAM! ruft (übrigens ein Akronym aus Solomon, Hercules, Atlas, Zeus, Achilles und Merkur). Glücklicherweise hat Disney geschnallt (was ja dieser Tage nicht die Stärke der Firma ist), dass sich diese Prämisse hervorragend eignet, um die erste Superhelden-Komödie ins Rennen zu schicken. Anstatt um den farbenfroh gekleideten „Supermann der Magie“ einen ernsten Film zu spinnen, hat man lieber so etwas wie das Big der Superhelden-Generation geschaffen. Und das mit Erfolg.

Wie seinerzeit Tom Hanks spielt auch Hauptdarsteller Zachary Levi perfekt den Teenager im Körper eines Erwachsenen. Für mich gehört Shazam! damit schon jetzt mit Big auf das Siegertreppchen der Rollentausch-Komödien. Dabei verneigt sich David F. Sandbergs Film jedoch ganz klar vor seiner Inspiration von 1988, was spätestens bei der Szene mit dem Bodenpiano im Spielzeuggeschäft offensichtlich wird.

Doch nicht nur Zachary Levi verleiht dem Film Charisma und sympathische Schwingungen. Die wahren Helden des Films sind alle Weisenkinder der Patchwork Family, in die der ständig ausreißende Billy Batson zu Beginn der Handlung verfrachtet wird. Alle spielen so authentisch und herzerwärmend, dass man dem „Familie über alles“-Motiv des Films nie wirklich augenrollend gegenüberstehen kann, sondern sich nur behaglich und schmunzelnd in seinen Kinosessel kuschelt.

Ansonsten macht es einfach Spaß dem infantilen Duo aus Jack Dylan Grazer und Zachary Levi dabei zuzusehen, wie sie gemeinsam die Kräfte von Shazam entschlüsseln. Und wenn dabei jede Menge popkulturelle Anspielungen untergebracht werden und auch noch Zeit für ausgiebiges Batman-Bashing ist, dann bin ich eigentlich schon mehr als zufrieden gestellt.

Doch ist hier wirklich alles goldener Blitz, was glänzt?

Was mir Post-Deadpool weniger an Shazam! gefallen hat

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Leichte Spoiler ab hier

Als junger Vater muss ich den Grund, warum der junge Billy Batson von seiner Mutter verlassen wird, doch hart in Frage stellen. Hier werden mütterliche Gefühle für mein Empfinden etwas zu leger abgetan. Ein Baby direkt nach Entbindung auf dem Fluss auszusetzen dürfte schon hart sein, aber ein  Kind, das schon laufen kann und mit dem man schon so viel durchgestanden hat, einfach mal so spontan aufzugeben, hat sich irgendwie sehr unglaubwürdig angefühlt.

Außerdem kannte die Witzigkeit in Shazam! definitiv Grenzen. Wenn man schon einen erwachsenen, blutigen und gleichzeitig zum Schreien komischen Deadpool erlebt hat, dann muss ein Film wie Shazam! natürlich notwendiger Weise daneben etwas verblassen. Klar, erwarte ich von einem FSK12-Film kein spritzendes Blut und Pimmel-Witze, aber Shazam! hat teilweise schon sehr offensichtliche Gags am Start, die wir einfach schon zu häufig gesehen haben. Wenn ein Held über einer stark befahrenen Straße schwebt und sich lachend seiner neuen Kräfte erfreut, dann WISSEN wir einfach was passieren wird. Lediglich die Farbe des Busses oder Trucks kann uns dann noch überraschen.

Ebenfalls unter dem Label „familientauglich“ musste der Bösewicht runterreguliert werden. Ich hatte eigentlich zu keiner Zeit wirklich Angst oder auch nur Respekt vor dem Schurken. Ich bin zwar ganz dankbar, dass er kein Darth Vader ist, falls ich Shazam!“ in absehbarer Zeit mal meinem Sohn vorstellen möchte. Doch vielleicht hätten die Dämonen bei der Suche nach einem verdorbenen Herz genauso gründlich sein sollen, wie der Magier bei der Suche nach einem reinen Herzen. Spoiler: beide versagen ja, was es schon wieder witzig macht.

Naja, letztlich muss man sich auf Shazam! als einen Film für die ganze Familie einlassen und über gewisse „seichte“ Passagen hinwegsehen. Er gehört auf jeden Fall zur Kategorie der Feel Good-Movies, die uns mit einem Lächeln aus dem Kino entlassen. Und genau das hebt den Film für mich von 7 auf 8 von 10 Punkte.

Lasst euch übrigens nicht von Shazams DC-Herkunft täuschen und bleibt für 2 Abspannszenen sitzen. Sagt ja auch niemand, dass man nicht etwas von Marvel-etabliertes übernehmen darf, wenn es sich bewährt hat.

Über Thilo (1205 Artikel)
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