Hellboy – Call Of Darkness ist Trash, aber nicht immer guter

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6 von 10 sabbernden Hexen

Hellboy – Call Of Darkness fühlt sich an wie das erste Abenteuer eines brandneuen Spielleiters bei Dungeons & Dragons. Er gibt sein Bestes, um die Spieler nicht zu enttäuschen. Es gibt Gewalt und Kämpfe, er baut möglichst viele unterschiedliche Monster ein, und er probiert viele Szenarien aus. Doch am Ende fügen sich die einzelnen Quests nur so leidlich zu einer epischen Gesamtstory zusammen und der viel zu starke Endgegner kann natürlich nur mit einem besonderen Artefakt besiegt werden. Am Ende des Abends steigen alle auf und die Helden haben sich irgendwie zu einer Gruppe gemausert, aber es war auch alles ein wenig cheeys und over the top.

Neil Marshall hatte natürlich mit diesem Reboot keine einfache Aufgabe. Er musste den Charakter ein wenig neu erfinden und generell etwas anders machen, als sein Vorgänger. Mir wurde gesagt, dass die Comics ziemlich düster und blutig seien. Was das angeht, hat Herr Marshall definitiv abgeliefert. Es wird geflucht ohne Ende und kein Gegner wird einfach nur so umgehauen, wenn man ihn auch irgendwie eklig zur Strecke bringen kann. Doch trotzdem hatte ich bei vielen Szenen das Gefühl nur sich kloppende Special Effects anzusschauen, gewürzt mit uninspiriert eingestreuter Rockmusik.

Aber fangen wir mal positiv an.

Was hat mich beim neuen Hellboy mit einer teuflischen Freude erfüllt?

Trotz aller Unkenrufe aus dem Ron Perlman-Fan Lager hat mir David Harbour fast ein wenig besser gefallen als Hellboy. Er ist muskulöser, hünenhafter und wirkt als Teufel-gewordener Schrank einfach imposanter als Ron „der Kiefer“ Perlman.

ich wähle den Conan-Hellboy…

Ich rede hier allerdings in erster Linie von der Erscheinung. Um die schauspielerischen Talente zu vergleichen, müsste ich mir erst noch mal die alten Hellboy-Filme anschauen.

Der rote Ikea-Mülleimer, in den David Harbour seine Hand gesteckt hat, wirkte im Film auch weniger deplatziert, als ich zunächst befürchtet hatte – allerdings nicht aus einem guten Grund. Denn obwohl Hellboy gleich zu Beginn seine Superfaust lobt und betont, dass sie „unheimlich gut Sachen platt machen“ kann, setzt er sie nie wirklich pointiert ein. Bei den vielen CGI-Kloppereien scheint sie kaum einen beachtenswerten Unterschied zu machen.

Geil fand ich die freakige und abwechslungsreiche Monstershow, die Guillermo del Toro sicherlich an diesem Reboot ebenfalls loben würde. Allein die Art, wie Hellboys Freundin Alice Monaghan Tote noch einmal zu Wort kommen lässt, ist herrlich eklig und creepy.

Mein persönliches Highlight in dieser Freakshow war aber definitiv die Hexe Baba Jaga und ihre Hütte auf Hühnerbeinen. Das war wirklich großes Kino. Verdammt unterhaltsam und tricktechnisch, bühnen- und maskenbildnerisch brillant gemacht.

Was ich an Hellboy jedoch eher unterirdisch fand:

Hellboy ist viel trashiger als ich dachte. Allerdings nicht immer nur gut-trashig.

Leider vermittelt so mancher Hellboy-Trailer auch einen ganz falschen Eindruck vom Film.

SPOILER AB HIER!

cozy… © Universum Film

Zunächst mal hasse ich es, wenn geile Szenen nur für das Marketing gedreht werden oder aus anderen Gründen aus der finalen Fassung rausgeschnitten werden. Wo war bitte die geile Blutduschen-Szene? Habe ich die verpasst?

Und überhaupt wirkt es im Trailer so, als würden wir im Verlauf des Films als Zuschauer auf ein unglaublich episches Finale zusteuern, sobald die Scheiße der bösen Superhexe so richtig den Ventilator getroffen hat: Wenn Nimoes Dämonen über London herfallen und dann von Hellboy und seinem flammenden Schwert vom Rücken eines untoten Drachen aufgemischt werden.

Doch leider hätte die abgefahrene Idee, dass Hellboy mit Excalibur die Heerscharen des Bösen metzelt, wohl das Budget gesprengt, weswegen wir nur eine kurze Vision bekommen, was passieren würde, wenn Hellboy sich von der Macht des Schwertes hinreißen ließe. Ist natürlich clever genau die Szene in den Trailer zu packen. Zusammen mit den drei Dämonen, die mal kurz im Film zu sehen sind.

Doch das für mich größte Manko des Films ist Milla Jovovich als Nimue. Sie spielt die böse Überhexe so ausdruckslos und unspektakulär, dass mich ein Harzer Roller im Halbdunkel mehr geängstigt hätte. Im Gegenteil: Gerade zum Ende hin wirkt sie eher wie eine blasse Elfenkönigin, die etwas grantig ist, weil sie ein Hofschneider beim Kleid-Anprobieren mit einer Nadel geritzt hat. Leider gibt ihre Rolle auch nicht wirklich viel her, da ihre Dialogzeilen sich darauf beschränken Rache zu fordern und Hellboy anzuschmachten.

Furchteinflößend ist anders… © Universum Film

Wenn ich den ElfenPrinz Nuada aus Hellboy 2: The Golden Army daneben stelle, wirkt Nimue geradezu lächerlich im Vergleich. Hier wäre mit besserem Casting und Writing deutlich mehr drin gewesen. Ein Held, bzw. eine Story ist eben meistens nur so gut wie der Gegenspieler, besonders, wenn dieser auch noch mit dem Ende der Welt drohen soll.

Was soll ich abschließend sagen? Einer gewissen Enttäuschung kann ich mich nicht erwehren. Es ist ein netter Monsterflick, den man sich mal auf Bluray anschauen kann, der bei einem Rewatch-Wunsch jedoch immer gegen Guillermo del Toros genialen Hellboy 2: The Golden Army von 2008 abstinken wird. Schade, aber Blut und Gossensprache allein können del Toros Hellboy nicht vom Thron stoßen.

Über Thilo (1200 Artikel)
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