Warum Street Fighter V der geilste E-Sport ist

Mix up, Punish, Wakeup, Juggle, Anti-Air, Stun!

Wem sagt das was?

Mein Vater würde sich im Grab umdrehen, wenn er sowas hören würde. Für ihn wären Elfmeter, Abseits oder Flanke nachvollziehbare Begriffe gewesen. Oder vielleicht noch Jab, Uppercut oder Punch, wenn es schon englische Worte aus dem Kampfsport sein müssen.

Doch er würde, wie so viele seiner Generation, vermutlich ganz schön die Stirn in Falten legen, wenn er sähe, wie eine ganze Halle frenetisch Beifall klatscht, nur weil zwei Halbstarke auf Plastikknöpfe einhämmern und an Joysticks rütteln.

So, wie bei dem äußerst beliebten E-Sport Street Fighter V.

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Street Fighter V besser als Mortal Kombat X?

Nein, nur anders. Bunt statt blutig.

Obwohl ich sensationsgeiles Stück eigentlich immer mehr der Mortal Kombat-Fanboy war, hat doch alles Mal ganz züchtig mit Street Fighter 2 auf dem Super Nintendo angefangen. Der Charme von Ryu, Shun-Li und Dhalsim mit ihren knallbunten Anime-Effekten war damals für mich allerdings schnell passé, als Scorpion, Sub Zero und Raiden so kompromisslos Kochen knacken und Blutfontänen sprühen ließen. Die Jugend ernährt sich nun mal von allem was Regeln bricht und haarsträubend ist. Hier darf wohl Lösung vom Elternhaus, Rebellion und Selbstfindung in jungen Jahren als Entschuldigung vorgebracht werden. Oder ich bin gestört. Auch möglich.

Doch heute sehe ich wieder die simple Schönheit von Street Fighter. Die atmosphärischen und kultigen Charaktere. Die knallbunten Special Moves. Die gelungene Mischung aus knallharter Kampfaction und „tongue in cheek“-Humor.

Doch nicht nur das. Jahrzehnte sind vergangen und aus dem „simplen“ Beat ’em up Street Fighter ist das taktisch und spielmechanisch ausgereifte Turnierspiel Street Fighter V geworden. Ich habe mich in letzter Zeit immer häufiger dabei erwischt, wie ich am Ende eines Tages ein Bier öffne und mir dabei einen auf höchstem Niveau ausgetragenen Street Fighter V-Kampf ansehe. Während andere vielleicht nach Köln fahren und im Stadion ihre Lieblingsspieler vom 1. FC Köln anfeuern, fiebere ich mit internationalen Namen wie Tokido, Menard, Fchamp, Punk, Echofox, Daigo, NuckledU, und wie sie alle heißen, mit.

Und das Schöne ist: Es ist online, immer verfügbar, spektakulär und es fliegen Feuerbälle. Scheiss auf Fußball! Es sei denn, es heißt Fifa und wird mit einem Pad gesteuert.

Aber so ist das nun mal, alles wird digital. Die Art wie wir arbeiten, einkaufen, Spaß haben, Sport machen und am Ende wir selbst. Laut verschiedener Leute, wie Elon Musk, ist das ja schon lange der Fall

Aber zurück zu dem einen E-Sport, der mir in letzter Zeit immer besser gefällt: Street Fighter V! Natürlich konkurriert dieses stark mit Mortal Kombat X, welches ebenfalls ein sehr eindrucksvolles Kämpfer-Trüppchen zu bieten hat. Doch derzeitig hat es mir einfach die buntere „Auf die Fresse“-Variante angetan.

Dieses subtile Vortasten, Blocken, den Gegner provozieren, um dann kontern (punish!) und eine längere, möglichst schadensintensive Kombo anbringen zu können, ist einfach unglaublich unterhaltsam. Besonders wegen der emotionalen Ausbrüche des Publikums, wenn ein Spieler mit 0 Lebensstreifen noch ein „Miraculous Comeback“ schafft; was nicht selten ist.

Das ist einfach nicht mehr das Street Fighter von früher. Hier kann man nicht einfach mal auf den Gegner zuspringen, um ihn die Käse-Ferse seines austrainierten Fußes schmecken zu lassen. Das wird hart bestraft. Wann gesprungen, gerannt oder angegriffen wird, will wohl überlegt sein, und das, obwohl trotzdem alles in rasanter Geschwindigkeit abläuft. Das subtile Spiel mit der Powerbar, dem V-Trigger, Reversals und Ultras macht aus Street Fighter V wirklich ein komplexeres und taktischeres Kampfspiel, als ich es je für möglich gehalten hätte. Da juckt es mich auch selbst noch mal sehr in den Fingern.

Hinzu kommt die nette Optik und die Unterschiedlichkeit der vielen Kämpfer, die von schnell und schwach bis zu lahm, aber brutal stark reichen. Zu meinen Zeiten war man mit Zangief noch allein in schwindelerregender Höhe, doch mittlerweile wird man dann von Rocker Birdie oder dem Bildschirm-sprengenden Abigail ausgelacht. Die Bandbreite der Special Moves ist auch höher geworden, gerade weil alles nochmal in Verbindung mit dem V-Trigger verändert werden kann. Das sorgt wiederrum für mehr Taktiken und Spieltiefe, optisch wie mechanisch.

Was haltet ihr von Street Fighter V und Mortal Kombat X als die Gladiatorenspiele des 21. Jahrhunderts?

Oder wird es für euch erst wieder interessant, wenn solche Kämpfe in die Virtual Reality Einzug halten?

Über Thilo (1211 Artikel)
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