Binge Watch Done! Lasst uns über Stranger Things 2 reden
Ach so, und falls das nicht klar war, das hier wird keine seichte Inhaltsangabe, die ihr auch auf Wikipedia nachlesen könnt, sondern ein SPOILER-triefender, dreist-subjektiver und schonungslos emotionaler Gedankenausfluss, der gerne von euren eigenen Kommentar-Ergüssen garniert werden darf.
Gleich vorweg: Ich liebe Stranger Things noch immer. Gerade nach Sichtung von „Es“, vibriert meine Vibranium-Unterhose immer noch wahnsinnig wuschig im Goonies-Vibe. Natürlich kann – wie heißt es so schön? – Wunder und magischer Glanz eines ersten Mals nicht wiederholt werden. Was auch daran liegt, dass die zweite Staffel von Stranger Things uns nicht ganz so maschinengewehrfeuer-artig mit popkulturellen Anspielung der 80er beschießt.
Aber dennoch genug, um dem 80er Kind in mir wieder dieses nostalgische Grinsen ins Gesicht zu zaubern und mich auf einem sehr rudimentären Level schon sehr gut zu unterhalten. Wenn die erste Folge schon „Madmax“ heißt, kann doch auch eigentlich nichts mehr schief gehen, oder?
Naja, ein bisschen was kann indirekt eben schon schief gehen. Ich bin mir durchaus der Tatsache bewusst, dass Leute, die mit all den Anspielungen wenig anfangen können, bzw. nicht in der Zeit der Vokuhilas und Spielhallen aufgewachsen sind, Stranger Things 1 oder 2 grundlegend weniger abgewinnen können. Gerade weil die Serie in den Punkten Story und Vorhersehbarkeit nicht gerade das Rad neu erfindet. In der aktuellen Staffel fand ich das Ende sogar noch vorhersehbarer, als in der ersten Staffel, und zusätzlich wurde dieses auch noch seinem Horror-Effekt beraubt. Ich fand den Cliffhanger des Würmer-kotzenden Kindes schon furchteinflößender in Hinblick auf eine Fortsetzung, als die Kurze Einblendung des „Upside Downs“ am Ende dieser Staffel. Aber, wie auch schon in Staffel 1 ist der Weg das Ziel.
Und auf diesen Weg begeben sich diesmal auch noch zwei Neuzugänge in Form von „Hot“ Redheads, die ich beide äußerst gelungen fand. Sadie Sink, die als niedliche „Max“ in der Arcade Highscores killt und versucht einen Platz in der „Heldengruppe“ der Kinder zu finden, fand ich ebenso unterhaltsam, wie ihren Stiefbruder Billy (Dacre Montgomery), der als Ebenbild des Vokuhila und Milchbremse-tragenden, Muskel-aufpumpenden und mit-Sportflitzer-umher-rasenden Highschool Bullys einen wunderbar klischeehaften Reibungspunkt bildet.
Ach, und fast vergessen habe ich den Hobbit! Sean Astin hat als neuer Stecher und Profi-Tröster von Winona Ryder noch die flachste und undankbarste Rolle in der Serie. Dementsprechend darf der ach so liebe und verständnisvolle „Sam“ auch am Ende von einer Horde Demodogs verspeist werden. Meine Trauer hielt sich irgendwie in Grenzen. Armer Sam…
Mein Herz zum Klopfen brachte natürlich wieder die süße Britin Millie Bobby Brown als Eleven. Ich kann es kaum abwarten zu sehen, wie sie in 10 Jahren aussehen und Männerherzen in Flammen aufgehen lassen wird. Leider wirkte ihre wichtigste Episode, das Treffen mit ihrer Schwester von den X-Men, etwas abgekapselt vom Rest der Handlung. Aber es hat trotzdem Spaß gemacht zuzusehen, wie sie mit neuem „bitchin‘ look“ und Darth Vader-Helm-Frisur Leute machtwürgen durfte, bevor sie wieder zur guten Seite der Macht zurück wechselte.
Alles in allem hätte Stranger Things 2 für mich etwas breiter in seinem Themenschwerpunkt aufgestellt sein dürfen. Natürlich liebe ich Alien. Und als Dustin das schleimige Wurmding aus der Mülltonne in der Ghostbusters-Falle nach Hause bringt und dann von der „Nostromo“-Katze angefaucht wird, habe ich vor peinlich-nerdiger Begeisterung auch erstmal kurz in die Hände geklatscht. Aber als mir dann klar wurde, dass der Rest der Serie im Prinzip fast ein Alien-Remake sein würde (vielleicht noch mit einem guten Spritzer Exorzist), war es BEINAHE zu viel. Trotzdem natürlich geil, dass die Macher sogar Paul Reiser als diensthabenden Chefarzt Dr. Sam Owens gecastet haben, den Mann, der seinerzeit als das Weyland Yutani-Arschloch Carter Burke für die ersten Aliens-Casualties sorgen durfte.
Besonders werden sich natürlich wieder D&D-Spieler über Stranger Things 2 freuen. Denn die Grundkonstellation der „Heldentruppe“ der Kinder ist ja nach wie vor gegeben. Selbst für Blinde mit Krückstock zu erkennen, wenn schon Episoden Namen wie „The Mind Flayer“ tragen. Doch nur Hardcore-Nerds wie ich, werden den richtigen Saft aus der Serie lutschen können, wenn sie Dinge entdecken, die Normalsterblichen verborgen bleiben. Oder war es z.B. nur Zufall, dass die 9. und letzte Folge der Staffel „the Gate“ hieß und bei D&D auch der 9.Grad-Zauber „Gate“ existiert?
Also, ich weiß ja nicht, ob sich die Chose mit dem Upside Down und der „Ätherebene“ des Bösen dann nicht jetzt spätestens vollkommen abgenutzt hat, aber solange die mir Popkultur, 80er und coole Musik um die Ohren hauen, bin ich auch bei einer dritten Staffel nochmal dabei.