Sweet Christmas! Luke Cage kann Smack-Fu!

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Also, ich muss schon sehr grinsen, wenn ein Land, in dem Schwarze durchaus schon mal mit willkürlicher Polizeigewalt zu kämpfen hatten, einen farbigen Superhelden hervorbringt, der superstark und kugelsicher ist. Nach der zu Donald Tumps Gunsten ausgegangenen Präsidentschaftswahl heute, müsste sich demnach dann ja bald auch ein entsprechender Held aus den Reihen der aktuellen US-Bürger erheben. Das wird vermutlich der ehemals eingewanderte Halbmexikaner Cpt. Brain sein, dessen Superkraft kompromisslose Zurechnungsfähigkeit ist.

Aber traurige Wahrheit beiseite, denn ich möchte euch in diesem Artikel in erster Linie Marvels neusten Streich, Luke Cage, ans Herz legen. Auf Netflix könnt ihr, wie gewohnt, die gesamte Staffel, bestehend aus 13 Folgen, in einem Rutsch durch ziehen. Der kugelsichere Held von Harlem kommt zwar nicht ganz an die geniale erste Staffel oder die nicht viel weniger unterhaltsame 2. Staffel von Daredevil ran, doch ihr bekommt dennoch eine sehr runde und äußerst atmosphärische Superheldenserie serviert.

Es geht um den Ex-Knacki Carl Lucas, dem ein im Gefängnis sabotiertes Experiment übermenschliche Stärke und eine undurchdringbare Haut verleiht. Durch seine neuen Kräfte kann er fliehen und versucht im heutigen Harlem sein Leben wieder auf die Reihe zu bekommen. Doch nachdem sein Freund und Arbeitgeber Pop von Gangstern erschossen wird, nimmt er als Luke Cage den Kampf gegen Gangsterboss Cottonmouth und dessen korrupte Cousine auf. Dabei wirbelt er nicht nur den Staub von eingestürzten Wänden, sondern auch den aus seiner Vergangenheit auf.

Schon nach den ersten zwei Folgen war ich äußerst davon angetan, dass Luke Cage so eine dichte und stimmige Atmosphäre zu bieten hat. Durch das „reinrassige“ Ambiente von Harlem, den Nachtklub Harlems Paradise als Zentrum des Settings und die geniale Musikuntermalung kam bei mir definitiv ein Jackie Brown-Shaft-Ghetto-Gangster-Feeling auf. Keine Ahnung, wie ich das Gefühl in meiner Hose sonst beschreiben soll. Gerade die für die Atmosphäre der Serie so wichtige Titelmelodie, eine Mischung aus Hip-Hop, Jazz und Blues (?), hat mich zu Beginn jeder Folge mit dem Kopf nicken und unwillkürlich meine Gangster-Fäuste ballen lassen. Nice job, Marvel.

Marvel's Luke Cage

Marvel’s Luke Cage

Besonders hoch anzurechnen ist Luke Cage der „Superhelden-Faktor“. Zwar sind die Gewalt und die Action nicht ganz so ausufernd und brachial wie bei Daredevil, aber immer noch deutlich knackiger als bei der dagegen grausam langweiligen Jessica Jones. Es liegt in der Natur der Sache, dass in Fäusten, die gegen kugelsichere Granithaut prallen, Knochen knacken wie leichtes Herbstlaub unter Skistiefeln. Überhaupt ist das ganze Handgemenge in Luke Cage eher passiv-aggressiv und indirekt, was der Natur des Helden geschuldet ist. Der eigentlich friedliebende Luke Cage weiß nämlich sehr genau, dass er mit Schlägen seiner superstarken und steinharten Fäuste seine Gegner fast immer versehentlich töten würde. Deshalb bedient er sich einer Art „Smack-Fu”, bei der er nur mit der flachen Hand Ohrfeigen austeilt oder die Leute einfach mit gekonnten würfen Meter weit durch die Luft segeln lässt. Das führt häufig zu unfreiwillig komischen Situationen, wenn Luke seine Gegner fast beiläufig mit einer Bud Spencer-Schelle aus dem Bild pfeffert. Grandios!

cottonmouth

Neben dem Sympathieträger Mike Colter als Luke Cage finden wir einen ebenso stimmigen restlichen Cast. Zwar kann hier nicht mit einem Dardevil-Kingpin wie Wilson Fisk aufgewartet werden, dafür teilt sich die schlüpfrige Bösewicht-Power zu gleichen Teilen auf die 3 Ganoven Cottonmouth, Diamondback und Shades auf, die alle ihren eigenen Gänsehaut-Faktor mitbringen. Besonders heraus sticht jedoch die schauspielerische Leistung der übereifrigen Detektivin Mercedes „Misty“ Knight, glaubwürdig emotional gespielt von Simone Missick. Und als kleines Sahnehäubchen ist Rosario Dawson auch wieder als Claire Temple dabei, die multiversierte Krankenschwester aus Hell’s Kitchen. Eine Latina, mit der ich auch mal gerne lüsternes Latein lallen würde…äh…

Also, was bleibt zu sagen? Schaut euch die Serie an. Nach dem kleinen Jessica Jones-Dämpfer habe ich nun wieder Hoffnung für die Defenders.

Über Thilo (1211 Artikel)
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