Jessica Jones = Jar Jar Bings?

Marvel Fans jubeln auf. DC Fans weinen. Star Wars Fans…ist es egal!

Mit Jessica Jones erscheint endlich ein finsteres Marvel-Universum auf der Leinwand, mit dunklen Schergen, düsterer Story und Charakteren, brillianten Kostümen und…oh wait…das war Dare Devil.

*räusper*

Mit Jessica Jones erscheint endlich eine Serie, die ich persönlich gerne schnellstens wieder vergessen würde. Aber es geht nicht und ich weine bitterlich. You can’t unsee! Das Werk hat sich in meine Hirnrinde gebrannt und seine Litaneien säuseln mir ihr Memento Mori ins Ohr. Denn in 13 Folgen verlor ich summa summarum… 13 Folgen.

Es hätte eine brilliante Show werden können und es wurde sichtlich versucht, sich an die Comics zu halten. Warum scheitert Jessica Jones für mich dennoch? Eine Seifenoper in 5 Zügen.

Die Charaktere

Doyouevenflex

Jessica Jones sollte eine zerstörte Krimi-Figur im Noir Stil sein und möchte das auch unterbreiten. Leider kann ich mit Krysten Ritter gar nichts anfangen. Nichts gegen ihre Leistungen als Schauspielerin, aber meist wirkt sie deplaziert, ihre Mimik gelangweilt und zugleich mit dem Zwang untermauert (ja geradezu versteinert) düster und melancholisch zu wirken. Was ich ihr leider nahezu nie abkaufe. Sie meistert ihre Rolle ungefähr so, wie es ein feuchtes Handtuch meistert, mich fachgemäß abzutrocknen. Leider ist es noch klamm von gestern. Es will abtrocknen, wirklich, nichts wünscht es sich sehnlicher…aber es klappt einfach nicht. Ähnlich geht es ihr. Sie ist nebenbei auch ungefähr so attraktiv wie ein feuchtes Handtuch. Aber das ist natürlich rein subjektiv. Die hochgelobte erste Sexszene zwischen ihr und Luke ist auch nichts im Vergleich zum Comic. Hier wird nicht klar, warum sie das macht. Ein Segen wäre es gewesen, ihre Gedanken für das Publikum zu verbalisieren.

Genau deswegen ist die Show nicht düster-morbide, wäre es aber doch so gerne. Das liegt vor allem daran, dass sie wechselhaft ist und uns Jessicas Gedankengänge meist verborgen bleiben. Warum? Vielleicht, weil fast jedes Drehbuch einer Folge von jemand anderem stammt. Wollte wohl keiner Schuld an der gesammten Misere sein.

In Episode 4 demoliert sie in „voller Rage“ ein Zimmer. Mit voller Rage meine ich apatische Dehnübungen. Ihre Stimme und ihr Schauspiel sind dabei so gefasst, als würde sie die Steuererklärung ausfüllen. Ich kenne Spieler, welche beim zocken mehr Emotionen haben. Egal ob der Charakter stirbt, sie von der Fahrbahn abgedrängt werden oder sie die falsche Karte ziehen. Sie erzählt, wie sie ihre Familie verloren hat. Dabei ist ihre Emotion ungefähr auf Kühlschranktemperatur. Selbst das Werfen der Heizung wirkt wie kaltes Kalkül und nicht Überreaktion. Sie scheint in ihrer Rolle zu 80% gelangweilt. Um es mit „Friends“ zu quoten: „She isn‘t believable as a human being“

Kilgrave hingegen hat es drauf. Ihm kaufe ich den Psychopaten und Vergewaltiger ab. Gut gespielt von David Tennant und es macht Spaß ihn zu sehen. Angsteinflößend ist es auch. Noch zu wenig von ihm in der Show. Er konnte schon Dr. Who gut spielen und weiß auch hier zu überzeugen. Könnte hier und da ein wenig mehr Purple zeigen und am Ende sieht man seine Vene am Kopf auch kurz in dieser Farbe. Stimmen kritisierten, er wäre dann zu sehr ein Comic Charakter….Ja, das wäre in einer Comicverfilmung wirklich furchtbar…?$%§!!

Der Rest ist eigentlich egal. Ja, da ist das lustige Geschwisterpaar, Jessicas beste Freundin und ihr Sexpartner Luke Cage. Um ehrlich zu sein, wenn man bedenkt, dass letztere beide eher Nebendarsteller sind…von denen würde ich mir eher eine Serie anschauen. Aber, wenn die Hauptrolle nicht passt, verblaßt doch auch der Rest. Kilgrave, Trish und selbst Malcolm, der Drogenabhängige, spielen Krysten an die Wand. Knallhart.

Die Superkräfte

matratzenwurf

Gibt es da welche in der Serie? Also ich meine mal ausgenommen von ihrem Freund Luke. Er weiß die „Macht“ zu nutzen. Natürlich auch Kilgrave, der jeden kontrollieren kann.

Bei Jessica steigt und schwindet ihre Kraft, so wie es gerade für die Story passt. Mal ist sie drei, vier…ach hundert mal stärker als ein normaler Mensch und in der nächsten Szene wird sie vermöbelt. Mal hebt sie ein Auto gelangweilt an, mal schafft sie es kaum eine Kneipenschlägerei zu überstehen. Konsistenz? HALLO??? Hier aber mal ein paar ihrer Fähigkeiten, die es ihn sich haben:

  • Türen öffnen! Kann sie wirklich gut. Meist Holztüren, die ein Kind eintreten kann, aber immerhin.
  • Matratzenwurf! Siehe Bild. Wirklich angsteinflößend.
  • Mega-Jump! Manchmal sogar 2 Treppenstufen auf einmal siehe gif. unten
  • Joggen! Nicht lange und nicht schnell, aber für jemanden, der so viel Alkohol zu sich nimmt sicherlich eine Leistung.
  • Strategische Kriegsführung! Zu sehen in der letzten Folge, in der sie einen Zivilisten (Ihre beste Freundin) als Köder nutzt, der Gefahr von etwa 10 bewaffneten Männern aussetzt, um dann auf einem viel zu weit entfernten Balkon zu winken und: „Hier bin ich“ zu schreien.

Hat sie keinen Deut näher an Kilgrave gebracht das Unterfangen.

Erfolgsquote: 0%

Dann kommt das absolute Highlight in Episode 5. Jessica wird von drei Leuten mit Elektrostäben fertig gemacht. Nie sah ich so einen deprimierenden Krampf. Selbst der Bulle kommt mit dreien fast klar. Sie scheitert ihrerseits, weil einer ihre Beine kurz schnappt und sie umwirft. Ich sehe da nichts von übermenschlichen Kräften. Das sind halt absolut zufällig unterworfene Fritten. Ermüdend, sich das anzuschauen. Musste aber in die Story, damit man eine Jagd nach jemandem, der leicht zu finden ist, auf 13 Folgen dehnen kann.

Die Musik…

Marvel's Jessica Jones - Opening Sequence

Die Musik ist seicht, eine Prise Klassik mit einem Hauch Jazz, stylistisch überkandidelt. Gleichzeitig auch extrem einschläfernd. Selbst während einer Action-Sequenz ändert sich die Musik kaum. Wie in einem teuren Jazz Club, in dem man sich nach der Order einer Coke fragt, warum plötzlich 15 Euro aus der Tasche fehlen. Immerhin ist die Limone gut.

Manchmal wirkt das passend. Manchmal, aber nur manchmal, wenn Leute eins auf die Fresse bekommen eben nicht. Wissenschaftler haben festgestellt, dass wir selbst unseren Fahrstil im Auto der Musik anpassen. So fahren wir alle schneller zu Rock, Metal und dergleichen. Würde ich folglich Jessica Jones im Auto schauen, wäre mein Ziel unerreichbar. Ich wäre nämlich am ratzen.

Das zeigt sich auch schon im Intro. Nach dem überaus potentiellen Marvel kommt die Musik, welche stellvertretend für die gesamte Show steht. Die Farben huschen über den Bildschirm und es dümpelt vor sich hin. Ausgenommen das plötzlich anschwellende Schlagzeug und die E-Gitarre. Das wirkt schon untypisch für die Serie, denn bei Action-szenen wird das nicht übernommen. Schade, ist echt nicht schwer emotional geladene Musik zu kreieren, welche einer Szene den rechten Glanz gibt.

Spontane Song-Alternativen: Me and Mrs. Jones, Mr. Jones and me, Mustang Sally (von Tom Jones)

Die Story – Man ist nur dann ein Superheld….

aaaa

Eigentlich ist die Story gut. Superheldin Jewel aka Jessica Jones wurde vom Purple Man entführt, keiner schert sich darum und als sie endlich entkommt, schwört sie der Superheldengemeinde ab, wird Privatdetektivin und verdient sich damit ihren Whiskey. Dabei nutzt sie ihre Superkräfte, welche allerdings zu schwinden beginnen. Man ist nur dann ein Superheld, wenn man sich selbst für super hält. Mit sich trägt sie die Dämonen der Vergangenheit und als dann Kilgrave wieder auftaucht ist Venedig unter Wasser. Klingt gut, und zeitweise möchte der Zuschauer auch mehr wissen. Stetige Flashbacks erweisen sich für uns als hilfreich und füllen Wissenslücken. Alles wunderbar aber die Serie bleibt dabei extrem langatmig.

Ihre ewig ziehende Jagd, nicht etwa nach Kilgrave selbst, sondern nach etwaigen Menschen der Großstadt, die Kilgrave kontrolliert, um Bilder von ihr zu schießen ist mehr als unglaubwürdig. Auch nicht spannend. Warum konzentriert sie sich nicht auf ihn? Es könnte jeder sein, wirklich jeder und die würden sich auch nur an das erinnern, was Kilgrave möchte. Völlig nutzlos. Genauso nutzlos und auch ethisch total verwerflich, wie der Polizist, welcher ihrer Freundin eine vermeintlich gestohlene Pistole gibt, damit sie sich „sicher fühlt“. Ja, so kann sie wenigstens den nächsten gedankenkontrolierten, völlig unschuldigen Menschen über den Haufen ballern. Vielleicht sollte man ihr lieber erklären, dass eine Sicherheitstür genau so lange sicher ist, wie man sie geschlossen hält. Tränen gelacht habe ich nebenbei, als sie erfährt, dass VOLLNARKOSE Kilgraves Fähigkeiten kurzzeitig ausschaltet! Erhlich? Musste ihr das ein Spezialist erläutern? Da ist nichts besseres bei rumgekommen? Das Ganze wird auch noch wie DER STEIN DER WEISEN gepriesen. Endlich etwas, mit dem wir ihn bekämpfen können, sein Kryptonit! Vollnarkose schaltet so ziemlich jeden aus…mal ganz nebenbei, Kugel ins Hirn ebenfalls!

Das Fazit – Wir haben 100 Geeks gefragt!

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Ich weiß, Spiegel, Giga, Hannelore Kohl und deine Mutter finden die Serie toll. So what? Ich habe etwa 100 Geeks gefragt (bestehend aus Comic Fanatisten, Superheldenanbetern und Computernerdern) wie sie die Serie empfinden. Dass blanke Entsetzen und Enttäuschung. Davon haben es 40% nichtmal bis zum Ende durchgehalten. Ich habe es auch nur für euch ertragen.

Zerschmetternd. Ich habe von Fans der Serie oft gehört: „Einfach dabei bleiben, so ab Folge 8-9 wird es gut!“ Ok, es wird zumindest besser, aber ehrlich, wieviel Zeit haben wir denn alle? Wenn mir jemand erzählt: „Lies dieses 1000 Seiten Buch, denn ab Seite 800 wird es ok“, dann weiß ich, welches Buch ich garantiert NICHT lese. Das Charaktere und Plot Entfaltung brauchen ist völlig verständlich, aber 60-70% der gesamten Produktion?

Mir wurde in den Trailern und auch in den Comics Sin City + Superhelden versprochen. Bekommen habe ich den Mentalist und eine Part-Emo, die ab und an einen Schnaps trinkt. Ich sehe die ganze Show ähnlich emotionslos wie die meisten gecasteten Schauspieler.

Nebenbei, Spoileralert!!! Das Ende ist lachhaft und wäre so niemals passiert, weil Kilgrave einfach andere Dinge ausprobiert hätte, um sicherzustellen, dass er sie wirklich unter Kontrolle hat. Ich denke an Befehle wie: „Töte deine Freundin!“ The End!

„Jessica Jones…WHO?“ heißt es in den Comics. Jetzt weiß ich warum. Dr. Who zum Operationssaal, Hirntransplantation!

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