Thor: Love and Thunder ist eine geile Muppet Show
7 von 10 schreienden Ziegen
Wow, das war ja noch viel schlimmer, als ich dachte!
Und das meine ich positiv und negativ gleichermaßen.
Was Taika Waititi hier abgeliefert hat, ist unverkennbar seine Handschrift und tritt natürlich auch irgendwie in die Fußstapfen seines genialen Thor: Ragnarok.
Doch wo Thor: Ragnarok einfach eine coole Marvel Comic-Geschichte mit Acid-Einspritzung und Waititi-Humor-Injektion war, ist Thor: Love and Thunder eine komplette Muppet Show.
Ernsthaft, der ganze Film fühlt sich an wie eine Art Weihnachts-Special. Sowas, was auch Star Wars gemacht hat, als es mal komplett Banane sein wollte.
Hier nimmt sich nichts und niemand mehr ernst.
Was, versteht mich nicht falsch, auch eine vollkommen valide Herangehensweise ist, einen Film zu machen. Ich hatte zwei Stunden lang krassen Spaß, habe zu geiler Musik und tollen Effekten meinen Bauch gehalten vor Lachen. Allein Thors “inniges Verhältnis” zu seinen Waffen und Ex-Waffen war Monty Python-artiger Klamauk vom Feinsten.
Nur hat diese komplette Ausrichtung auf Spaß und albernen Humor natürlich auch seine Schattenseiten.
Die hauchdünne Story macht zwar durchaus Sinn. Gerade die Eingangsszene und die Auflösung der Geschichte am Schluss bilden einen befriedigenden Rahmen. Aber trotzdem treten Story und Logik zu Gunsten der teilweise doch sehr flachen Lacher, für mich persönlich, irgendwann zu sehr in den Hintergrund.
Ein Universum, dass nur aus Flachzangen, Knalltüten und Pappnasen besteht, egal ob in den Reihen der Sterblichen oder Unsterblichen, wird irgendwann zu einer Farce, die händeringend nach einem Gegengewicht sucht.
ACHTUNG: AB HIER SPOILER
…
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ICH HABE GEWARNT!
…
…
IMMER NOCH HIER? OK.
Und diesen notwendigen Kontrastpunkt einfach mit dem guten alten KREBS beizusteuern ist für meine Begriffe mehr als unglücklich.
Ich meine echt jetzt? Jane MUSS Sich in Thor verwandeln, weil sie Krebs hat? Und dann hilft ihr das noch nicht mal, sondern schwächt sie noch mehr? Hä?
Der weibliche Thor war SO GEIL. Ich finde, er hätte andere Beweggründe und mehr Daseinsberechtigung verdient gehabt als “Mjöllnir ist mein neuer Medikamenten-Tropf”.
Und dann die Logik! Die reisen durch den Kosmos, treffen SÄMTLICHE Götter in Omnipotent City und kein Schwanz kann Jane helfen? Götter können ne Menge, aber Krebs? Sorry. Da kann selbst ein Gott nichts machen.
Abschließend kann man sagen, dass der Film vor allem was für Eltern sein dürfte. Es geht schließlich in erster Linie um Kinder, wovon Thor das größte ist…
…und die Szene, in der Thor einer Schar von Kindern die POWER einflößt, war schon unerwartet und purer Wahnsinn. Sehr geil.
Tendenziell werden Leute, die Thor: Ragnarok geil fanden, auch Thor: Love and Thunder nicht übel finden. Doch Comicfans, die sich schon bei Ragnarok über zu viel Klamauk beschwert hatten, werden diesmal auf jeden Fall ihre Augen rollen bis sie ihnen wie Murmeln in den Schoß fallen. Und sowas kriegt auch kein Arzt wieder hin. Ist wie Krebs.
Also, damit mich hier wirklich niemand falsch versteht: Thor: Love and Thunder macht irre viel Spaß. Absolute Empfehlung. Toller Waititi-Film.
Aber im Gesamtkontext von so vielen mittlerweile erschienen Marvel-Filmen muss ich einfach vergleichen. Der Film tut wenig, um das MCU in Hinsicht auf Charakterentwicklung oder Story-Tiefe weiter auszubauen. Er wirkt, wie schon erwähnt, wie eine Art komödiantisches Spin-Off, etwas, was separat zu betrachten ist.
Ohne diesen Krebs-Kack, der es mir etwas vermiest hat, hätte ich Thor: Love and Thunder sehr solide 8 von 10 gegeben. So von mir eine immer noch gute 7.