Venom frisst RottenTomatoes Kritiker zum Frühstück
7 von 10 gestapelten Köpfen
Da haben wir es wieder. Hätte ich etwas auf die ca. 30% bei Rottentomatoes gegeben, wären mir mit Venom ein wirklich solider Film und beste Unterhaltung entgangen.
Und darum ist mir jetzt endgültig der Zylinder weggeflogen: Ich gebe auf die Kritiker bei RT einen feuchten, außerirdischen Schleim!
Manchmal habe ich das Gefühl, dass sich dort in erster Linie hochnäsige und sich ihren reichweitenstarken Magazinen verpflichtet fühlende Schnösel gegenseitig am Hintern schnüffeln und erotisiert ihr Handwerk bestöhnen. Die würden gute Unterhaltung doch noch nicht mal erkennen, wenn ich sie in Form einer mit Schokocreme eingeriebenen, nackten Schönheit unter sie schieben würde. Dann wäre die im Vergleich zu anderen Leckerbissen „irgendwie nichts Neues“ und würde sich auch sonst nur schwer in das enge Korsett ihrer eigenen Definition von Spaß pressen lassen.
Fazit: FUCK RottenTomatoes. Bzw. die Kritiker-Bewertung. Höchstens den Publikum-Score kann man sich anschauen, wenn man möchte. Aber im Grunde sollte man sich bei jedem Film, bei dem sich ehrliches Interesse regt, SELBST ein Bild machen. Denn, oh Überraschung, bei Filmen ist es wie mit allen anderen Sachen auf dieser Welt auch: Die Meinung anderer Leute ist im Grunde nichtssagend und hohl. Ja, Hand aus dem Schritt, hört auf zu lesen, schaut Venom, und entscheidet dann, wie er euch gefällt.
Raus aus der Filterblase, rein ins wahre Leben!
Noch hier?
Ok, dann versuche ich ohne große Spoiler zu verraten, warum Venom MIR ganz gut gefallen hat.
Venom isst Dinge die Spiderman zum Kotzen finden würde
Ähnlich wie bei Predator Upgrade neulich, hat der Trailer einen vollkommen falschen Eindruck vermittelt. Venom ist eine gelungene Body Horror Action Komödie, die sich durch ihren Antihelden wohltuend vom Rest der Superheldenfilme abhebt. Und das ganz ohne Umhang, Easter Eggs und Vorbereitung auf andere Filme desselben Kosmos.
Tom Hardy spielt sehr glaubwürdig den von Ennui gebeutelten, beinahe lebensmüden Enthüllungsreporter Eddie Brock, der manchmal mit aufgesetztem Positivismus und spirituellen CDs versucht im Wahnsinn der Welt klar zu kommen.
Doch dann macht er den Fehler Elon Musk-Verschnitt Carlton Drake (Riz Ahmed) in die Quere zu kommen, der „zum Wohl der Menschheit“ außerirdische Symbionten an menschlichen Versuchskaninchen testet. Ich frage mich, ob der Milliardär, Visionär und CEO einer Raumfahrt-Organisation mit Absicht so nah an Elon Musk konstruiert wurde? Ein kleiner Seitenhieb auf den beinahe fanatisch forschenden und voranpreschenden Musk und die Skandale, die man ihm vorwürft bei Mitarbeiterführung etc.? Vermutlich Zufall…
Natürlich „fängt“ sich Eddie einen der „Parasiten“ ein und muss fortan mit diesem in unfreiwilliger Symbiose leben. Anfänglich kann er dessen Einfluss noch unterdrücken, doch die Stimme in seinem Kopf macht ihn schnell wahnsinnig. Wenn dann der Rocker nebenan wieder so ätzend laut die E-Gitarre beackern muss, dann hilft auch Eckart Tolles Power of Now nicht mehr, um sich zu beruhigen.
Übrigens ein geiler Seitenhieb auf unsere verkopfte Gesellschaft und das Problem vieler Menschen, ihrer eigenen inneren Stimme zu viel Bedeutung beizumessen. Ich erwarte allerdings nicht, dass viele Zuschauer Tolle gelesen haben und die Funktion im Film gerafft haben.
Ist aber auch unerheblich für den Spaß, der durch Eddies „inneren Dialog“ mit Venom aufkommt. Die Dynamik der zwei ist manchmal echt zum wiehern und bei der Restaurant Szene (ich will nix verraten, ihr werdet sie erkennen) habe ich gegrölt vor Lachen.
Interessant und geschickt fand ich die Darstellung der Symbionten. Venom ist nun nicht mehr nur eine Art „Anzug“, wie in Spider Man 3, der mit Fratzenkapuze übergezogen wird, sondern ein echter Symbiont auf Zellebene. Er verschmilzt mit Eddie, kann seinen Körper heilen und überhaupt seine gesamte Molekularstruktur gewinnbringend verändern.
Auf diese Weise können die beiden tun, was auch immer sie wollen – wie Venom gegen Ende des Films betont. In diesem Zusammenhang wäre es natürlich geil gewesen, wenn Venom sich nicht hätte am Halteseil einer FSK12-Einstung bewegen müssen. Als waschechte FSK-18-Variante hätte Venom mein neues Spawn werden können. So ist er nur ganz solide Unterhaltung, die etwas eigenständiger und düsterer ist, als die „Standard-Marvel-Kost“.
Natürlich ist hier nicht alles Gold was glänzt. Irgendwelche Anhaltspunkte muss es für schlechtere Kritiken ja geben. Dazu fiele mir nur ein, dass Venom ein wenig braucht, um in die Gänge zu kommen, weil der Symbiont natürlich nicht von Anfang an mitmischt. Außerdem bekommen wir für das Genre durchaus typische Muster vorgelegt und der Endkampf hätte im Sinne der Übersichtlichkeit auch etwas weniger CGI-Overkill vertragen können.
Aber man muss ja auch das Rad nicht immer neu erfinden und manchmal reicht auch eine simple (Anti-)Held und Bösewicht-Konstellation als Rahmen für einen unterhaltsamen Film aus.
Spiderman oder eine Anbindung an das Marvel-Universe hat mir im Rahmen dieses Films nicht wirklich gefehlt, auch, wenn ich mich nicht dagegen gewehrt hätte. Da Produzentin Amy Pascal Venom als durchaus dem Spiderverse anhaftend beschrieben hat, ist hier wohl zumindest noch alles möglich. Sicher indes ist, dass Tom Hardy bereits für zwei weitere Venom-Filme unterschrieben hat. Dann allerdings würde ich mir neben Carnage und anderen Symbionten schon noch etwas Marvel-Zuwachs wünschen.
Und jetzt vergesst das alles wieder und schaut euch den Film selbst an! 😉