3 triftige Gründe, warum wir endlich eine D&D Serie brauchen

Dungeons & Dragons (2000) © New Line Cinema

Was habe ich mich früher in D&D-Tagträumen verloren…!

Beflügelt von Rollenspiel und bergeweise verschlungenen Romanen, stellte ich mir vor, wie ich in der Welt der Charaktere lebte und die magischen Wunder mit eigenen Augen sah. Damals hatten wir zum optischen Ausleben unserer fantastischen Gelüste immerhin Willow oder Conan im Regal stehen. Hundert Mal geguckt und abgegriffen in Form durchgenudelter VHS-Kassetten.

Dann wurden computergenerierte Effekte gewöhnlicher und visionäre Filmemacher wagten sich an die ersten Dungeons & Dragons-Verfilmungen. Entschuldigung, ich muss kurz unter den Schreibtisch meine Füße verarzten. Meine Fußnägel haben sich nach oben gebogen…

Auch wenn angeblich ein Forgotten Realms-, sprich D&D-Kinofilm in der Mache sein soll (ich glaube es erst, wenn ich ihn über die Leinwand flimmern sehe), muss wohl resümiert werden, dass die 3 D&D-Filme im Gros eher abgeschmiert sind, wie ein Drache mit Ballista-Bolzen in der Brust.

Dungeons & Dragons (2000) von Courtney Solomon ist wie Voldemort. Wir sprechen nicht über ihn, nennen dieses alberne Machwerk aus Overacting, Unkenntnis des Materials und schlechten Effekten noch nicht mal beim Namen. (Gerüchten zu Folge taucht ein Glatzkopf mit blauen Lippen auf und tritt dir in die Eier, wenn du vor dem Spiegel 3-mal den Namen des Regisseurs sagst…)

Doch dann durfte sich der hauptberufliche Kameramann Gerry Lively zweimal am Material auslassen und das Ergebnis war deutlich besser, wenn auch immer noch weit von episch entfernt.

Sein Dungeons & Dragons 2 – Die Macht der Elemente (2005) stellte mehr die Heldentruppe in den Mittelpunkt und kannte sich zumindest etwas besser mit dem Quellenmaterial aus. Eine vernünftige Story, am besten auf Romanvorlage, fehlte jedoch auch hier. Mittlerweile gibt es auf Youtube  Fanvideos zu Rollenspielrunden, die eindrucksvoller sind.

Dungeons & Dragons 3 – Das Buch der dunklen Schatten (2012) verdient jedoch unsere Aufmerksamkeit. Da sich der Film selbst auf die Schippe nimmt und eine böse Heldengruppe, inklusive gefallenem Paladin, auf die Forgotten Realms loslässt, hat der Film ein geiles Trash-Potenzial für durstige Abende. Lest in meiner Review, warum man ihn in seiner Fantasy-Sammlung haben muss: Bluray für‘n 10er auf Amazon.

Nach Game of Thrones eine Dungeons & Dragons Serie?

Game of Thrones © HBO

Nun leben wir aber nicht mehr im filmischen Mittelalter. Netflix und Co. haben qualitativ nie dagewesene Qualität im Fantasy-Sektor geboten.

Gerade erst ist die letzte Staffel von Game of Thrones zu Ende gegangen und wir sind immer noch geflasht von feuerspeienden Drachen, Eiszombies und legendären Schwertern aus valyrischem Stahl. Sind das nicht auch passende Zutaten für eine D&D-Serie?

Auch wenn mit Netflix The Witcher und Amazons Herr der Ringe-Serie zwei Schwergewichte in den Startlöchern stehen, die zumindest das Potenzial hätten Game of Thrones vom Thron zu stoßen, bleibt jedoch immer noch ein schwarzes Loch unendlicher Möglichkeiten im Herz aller D&D-Fans zurück. Denn wenn wir schon (noch?) keinen würdigen Kinofilm bekommen, dann würde uns eine aufwändig produzierte Serie doch mehr als gnädig stimmen.

Und wann, wenn nicht jetzt?

D&D boomt wie nie zuvor. Der nimmer volle Beutel namens Youtube hat unzählige erfolgreiche D&D-Podcasts und –Livestreams hervorgebracht, die das beste Hobby der Welt mit so viel neuem Leben erfüllen. Fast jeder kennt mittlerweile Matthew Mercers Critical Role.

Dungeons & Dragons vermag einfach zu verzaubern wie kaum ein anderes Fantasy-Format. Schaut euch doch nur mal das Glitzern kindlicher Faszination in Stephen Colbert’s Augen an, als er zum diesjährigen Red Nose Day von Mercer durch ein kleines D&D-Abenteuer geführt wird!

Stephen Colbert's D&D Adventure with Matthew Mercer (Red Nose Day 2019)

Solche „großen Kinder“ gibt es millionenfach da draußen. Fans, die mit D&D oder ähnlichen Rollenspielen aufgewachsen sind. Sie alle würden einer D&D-Serie so viel Vorschuss-Liebe geben, dass die großen Streaming-Dienste beinahe dumm wären, sich nicht an diesem gigantischen Drachenschatz zu bedienen.

Da wir nun etabliert haben, dass die zu melkende Zielgruppe für jeden rational denkenden Geschäftsmann nahezu gigantisch wäre, sind hier 3 Gründe…

Warum eine D&D-Serie jede andere Fantasy-Serie schlagen könnte

Bild von Greg Rakozy – https://unsplash.com/@grakozy
  1. Ein Kosmos unendlicher Möglichkeiten

Den wichtigsten Grund gleich vorweg. Dungeons & Dragons umspannt so viele tausende von Jahren an Geschichte, unzählige Handlungsstränge, Kulturen und Realitäten, dass der Baukasten für die Macher unerschöpflich wäre. Allein die „Vergessenen Reiche“ bieten mit ihren thematisch ausgerichteten Kontinenten eine ausreichend große Spielwiese. Von dieser könnten sogar verschiedene Regisseure in unterschiedliche Richtungen aufbrechen, episodenhaft, wie bei Black Mirror.

Und wer es doch spezieller braucht, wählt einfach eins der vielen Nischen-Settings aus. Wie wäre die Mad Max-artige Wüstenswelt von Dark Sun? Vielleicht schweben euch auch eher die fliegenden Teppiche und Djinn von Al-Qadim vor? Nebliges Zwielicht und gotischer Horror wäre die Grundlage von Ravenloft. Bei Dragonlance könnten sich die Drachenliebhaber austoben. Und wer es vollkommen abdrehen lassen und ein D&D-Dr. Who aus dem Koffer zaubern will, lässt seine Figuren einfach in Planescape durch das Multiversum reisen. Jede Folge in eine andere Realität.

Dabei könnte die Art der Erzählung frei oder komplementär zum Setting gewählt werden. Ob kleines Solo-Abenteuer mit einer Person im Mittelpunkt, politisches Fraktionen-Spiel (Zentharim, die roten Magier von Thay, Harfner etc.) oder klassische Quest einer Heldentruppe – erlaubt ist, was gefällt. Actionfest, Horrorgeschichte oder Space Opera mit Spelljammer-Schiffen, sucht euch irgendwas aus. Irgendwas! Es gibt für einen Regisseur nur die Grenzen, die er sich selbst auferlegt.

Ich könnte sogar verstehen, wenn jemand bei derart vielen Kombinationsmöglichkeiten eingeschüchtert wäre. Aber in diesem Fall lässt sich die kreative Leine ja ganz leicht dadurch begrenzen, dass einer der vielen erfolgreichen Romane zu Grunde gelegt wird. Es gibt wirklich keine Ausrede mehr! Ich kann euch Sigils Türen nur zeigen, liebe Drehbuchschreiber, aber durchgehen müsst selbst.

2. Diversität – Wo der Dunkelelf mit dem Halb-Ork knuddelt

Diversität und Repräsentation sind dieser Tage in aller Munde. Teilweise ist dabei die politische Botschaft in einem Film so laut, dass ich die Story des Films kaum noch hören kann. Doch der Grundgedanke des gleichen Rechts für alle, ist natürlich für die heutige Welt von enormer Wichtigkeit. Und eine D&D-Serie könnte eine Plattform dafür sein, wie keine jemals zuvor. Da käme selbst die Science Fiction mit ihren Außerirdischen nicht mehr mit. In einer Welt der Magie verschwimmen jegliche Grenzen auf ganz natürliche Weise. Nirgendwo könnte so eindringlich, vielschichtig und natürlich gezeigt werden, dass Liebe ein allumfassendes Konzept ist, das über Rassen, Klassen und sämtlichen Mischformen steht. Ein schwarzer, homosexueller Paladin, zwei lesbische Halbelfen-Kriegerinnen und ein querschnittgelähmter Gnomen Zauberer, der sich schwebend fortbewegt, so lange seine Magie aufgeladen ist, würden noch nicht mal nennenswert auffallen, so lange sie gemeinsam gegen die selbe interessante Bedrohung zu Felde ziehen und dabei die Herzen von D&D-Fans auf der ganzen Welt berühren. Do it.

3. Endlich geile Drachen!

Lange Zeit wollte sich niemand an D&D-Material die Finger verbrennen, da für die magische Welt des populären Rollenspiels unweigerlich gute Spezialeffekte gebraucht werden. Und wenn eine Vorlage Dungeons & DRAGONS heißt, sind Verliese die Kür und Drachen die Pflicht. Nun hat aber spätestens Game of Thrones gezeigt, dass wir endlich für glaubwürdige Drachen bereit sind. Drogon und seine ehrfurchteinflößenden Freunde machen die fliegenden Abscheulichkeiten aus Dungeons & Dragons (2000) endlich vergessen. „Drachen“ stehen im Zusammenhang mit einer neuen D&D-Serie natürlich stellvertretend für jede Art von aufwändigem Spezialeffekt. Egal ob Beholder, Meteorschwärme oder glühende Zauberschwerter – endlich könnten wir in eine Welt abtauchen, in denen Monster und Magie so selbstverständlich wirken, wie Pizza und Bier am Samstagabend.

Wegen dieser 3 Gründe (und unzähliger anderer, die aber bald meine Finger zum Bluten bringen würden) glaube ich, dass eine D&D-Serie nur eine Frage der Zeit ist. Im Gegenteil, ich spüre eine Erschütterung im Multiversum. Irgendwo wird bereits an einer D&D-Serie gewerkelt. Ich wette mit euch, dass sie noch dieses Jahr angekündigt wird. Sonst muss ich doch noch den letzten Wunsch aus meinem Wunschring dafür opfern. Aber das würde ich tun.

Über Thilo (1210 Artikel)
Hi, ich bin der Gründer dieses bekloppten Blogs. Außerdem Realitätsflüchter, Romantiker, Rollenspieler, Gamer, Fantasynerd, Kneipenphilosoph und hochstufiger Spinner. Manchmal jogge oder schwimme ich, doch meistens trinke ich Bier.