Filmkritik: Dungeons & Dragons 3: The Book of Vile Darkness

red dragon

2 von 10 Käferspuckern
3 von 10 für Trash-Fantasy-Fans
4 von 10 für Pen & Paper-Rollenspieler
5 von 10 für D&D Spieler (besonders Forgotten Realms Fans)

Wie man an diesen unterschiedlichen Bewertungen sehen kann, ist es nicht ganz leicht diesen Film abzustempeln. Da ich zur untersten Gruppe gehöre, habe ich mich trotz der B-, nein C-Movie-Qualität des Films teilweise königlich amüsiert. Doch mir ist bewusst, dass „fach-fremde“ und zufällige Konsumenten entweder nach 10 Minuten ausmachen oder bis zum bitteren Ende wild zwischen Lachen und Brechreiz pendeln werden. Das gilt jedoch für alle D&D-Filme, derer es nun schon 3 gibt:

dungeons and dragons filme

Allerdings muss man sagen, dass nach dem sagenhaft-legendär-episch-schlechten 1. Teil, der nur als Verhöhnung des Pen & Paper-Hobbys allgemein betrachtet werden kann, Teil 2 und 3 deutlich besser geworden sind. Sie nehmen sich weniger ernst und bekennen sich ganz bewusst dazu „LARP mit Special Effects“ bzw. „verfilmte Rollenspielabende“ zu sein. Hier schien es dem Director der beiden Nachfolger, Gerry Lively, eher darauf anzukommen, für möglichst viele Wiedererkennungseffekte zu sorgen und D&D Fans mit vielen authentischen Gegenständen und Zaubersprüchen glücklich zu machen.

Sie könnte auch für männliche nicht D&D Fans ein Grund sein, mal reinzuschauen...

Sie könnte für männliche nicht-D&D Fans ein Grund sein, mal reinzuschauen…

Apropos authentisch: Hier geht der 3. Teil der D&D-Trashfilme sogar noch mal einen Schritt weiter und fährt als Heldentruppe einige Rassen und Klassen auf, die nur Forgotten Realms Hardcore Fans bekannt sein dürften. Selbst ich, als Veteran der „Vergessenen Reiche“, musste noch mal kurz nachschlagen, was genau eine Shadar-Kai von normalen Menschen unterscheidet. Hier das Trüppchen:

  • Vemik, der Goliath Warden (Sowas wie ein Halbriesen-Krieger)
  • Seith, der Assassin (spezialisierter Dieb, logisch)
  • Bezz, der Vermin Lord (ekliger Magier, der sich auf Ungeziefer spezialisiert hat…)
  • Akordia, die Shadar-Kai Witch („Von den Schatten berührte“ Hexe)
  • und

  • Grayson, Möchtegern-Paladin der „Ritter der neuen Sonne“

Bei dieser Zusammenstellung ahnt man es schon: Das ist keine „normale“ Heldentruppe. Und in der Tat, hat dieses Detail für mich den Film unerwartet spaßig gemacht. Das ist eine bunt zusammengewürfelte BÖSE Heldentruppe, die allerlei vergnüglichen Mumpitz anrichtet.

Zu Story und Darstellern:

paladinZu Beginn des Films scheitert, Grayson, ein angehender Paladin an einer Art Weihe-Ritual. Sein Amulet wird nicht vom Gott Pelor mit heiliger Energie aufgefüllt, so dass er zunächst „normaler Krieger“ bleibt. Was allerdings kaum verwunderlich ist, da er außer einem Muttersöhnchen-Aussehen und einer handfesten Weichei-Aura nichts mitbringt, was man sich unter dem Charisma eines Paladin vorstellt. Siehe Bild hier links: „Scheisse Mann, wieso leuchtet mein heiliges Symbol nicht? Ich bin doch ein ganz Lieber…“ Im Gegenteil: Im Verlauf seiner Quest mit der bösen Heldentruppe wird auch er nicht zimperlich sein, wenn es um Moralfragen wie Mord und Raub geht.

Kurz nach dem Ritual wird sein Vater von Barbaren entführt und in eine düstere, fliegende Festung von Bekloppten gebracht, die „flüssige Qual“ aus ihm extrahieren wollen, um damit das „Book of Vile Darkness“ neu zu schreiben, ein böses Artefakt von ungeheurem Zerstörungspotenzial. Um ihn zu retten, kauft Grayson erst mal im örtlichen Tante Emma-Laden „The Adventurous Vault“ magische Gegenstände ein und schließt sich einer Gruppe von Mördern und Halsabschneidern an. Klar, als angehender Paladin ist so ein Vorgehen natürlich sonnenklar und BEST PRACTICE.

the adventurous vault
Die vielleicht pappnasigste Szene im Film ist der Supermarkt für magische Items. Vollkommen normal in Computerspielen oder in High Magic Settings von Pen & Paper-Runden (wenn Spielleiter sich einen Scheiss um den Machtlevel ihrer Spieler scheren), wirkt es im Film schon arg albern: „I take that ring of force, a bag of holding, a wicked blade and that knight’s armour.“

Das Trüppchen erlebt noch einige haarsträubende Abenteuer, kämpft gegen einen Drachen (oder sowas in der Art, Drake…Wyvern…?) und lässt sich von einem untoten Mädchen am Finger lutschen (ich mache keine Scherze), bis der Film sein unlogisches, aber unterhaltsames Ende nimmt.

Bis auf die Rolle der sexy Hexerin, hat man es durch die Bank mit überzeichneten und albernen Darsteller-Leistungen zu tun – allen voran der Möchtegern-Paladin, der es einfach nie schafft charismatisch oder gar bedrohlich zu wirken. Auch die Spezialeffekte sind durch die Bank bestenfalls „gerade so ok“, aber der Film macht trotzdem irgendwie Laune. Vielleicht gerade wegen der Cheezyness und der Freude der bösen Heldentruppe bei ihren schändlichen Taten zuzusehen.

Die Reaktionen auf den Film dürften ein weiterer Hilfeschrei der Fangemeinde um Gary Gygax sein, die sich einen ernstzunehmenden Regisseur mit Talent und Budget für EINEN RICHTIGEN D&D-Film ersehnen. Bis dahin wird man sich vermutlich wenigstens in regelmäßigen Abständen über Scyfy-Channel Billigproduktionen schräg lachen dürfen.

Hier noch mal der Trailer, der einen kleinen Vorgeschmack auf die trashige Unterhaltung bietet:

DUNGEONS AND DRAGONS: THE BOOK OF VILE DARKNESS (2012) - OFFICIAL HD TRAILER

three dragon ante

Ach ja, und die spielen in der Taverne doch tatsächlich Three Dragon Ante!? Ich konnte meinen Augen nicht trauen…das hab ich hier auch rumliegen…

Über Thilo (1200 Artikel)
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