MEG: Selbstgeklopptes Sushi vom Transporter schmeckt besser als erwartet

© Warner Bothers

6 von 10 Megalodons

Eigentlich braucht es kaum Überzeugungsarbeit, damit ich mir trashigen Hai-Horror im Kino anschaue. Als Liebhaber von Creature Features war ein Megalodon, also ein riesiger Urzeithai, für mich als Verkaufsargument mehr als ausreichend. Hinzu kommt, dass Unterwasser-Monsterfilme nochmal geiler und gruseliger sind, als ihre trockenen Kollegen. Denn das Habitat der Monster sind unergründliche Tiefen, in denen das Fehlen von Sauerstoff und beklemmende Dunkelheit für zusätzliche Gänsehaut sorgen. Das haben alle Hai-Filme mit Weltraum-Schockern wie Alien gemeinsam: Ihre Opfer hört niemand schreien.

Trotzdem bin ich mit Genre-typischen Minimalst-Erwartungen in den Film gegangen. Denn wenn ich mir die mittlerweile illustre Nische der Direct-to-DVD-Shark Porns so anschaue, dann ist dort zu wahrscheinlich 95% B-Movie-Trash zu finden. Riesenhaie, Tentakelhaie, Psychohaie, Sandhaie, Eishaie, fliegende Haie, untote Haie, Haie im Supermarkt, Haie im Weltall und Haie in der Unterhose. Was da seit dem Urvater Jaws (1975) alles über die Bildschirme schwimmen durfte, ist schon faszinierend bis verstörend.

Doch weil die Spezialeffekte im Trailer ganz gelungen aussahen und man sich, im wahrsten Sinne des Wortes, Jason Statham ins Boot holen konnte – was alles für ausreichend Budget spricht -, hegte ich sogar die Hoffnung einen soliden A-Blockbuster präsentiert zu bekommen. Immerhin liegt dem Film der Roman “Meg: A Novel of Deep Terror” (1997) zu Grunde und ein chinesischer Investor hat kräftig Asche in die Produktion gepumpt.

© Warner Bothers

Nach dem ersten Drittel des Films schien meine scheue Hoffnung sogar erfüllt zu werden. Alles sieht edel inszeniert und spannend umgesetzt aus. Forscher wollen, von der Unterwasserstation Mana One aus, den tiefsten Graben des Pazifiks erkunden. Natürlich stören sie da unten einen Dino-Fisch, der prompt für Tote und kaputte U-Boote sorgt. Um den Erfolg einer heiklen Rettungsaktion wahrscheinlicher zu machen, soll Taucher Jonas Taylor (Jason Statham) aus seiner selbstverordneten, alkoholisierten Frührente geholt werden. Dieser willigt nur sehr zögerlich ein, da er bereits früher vom MEG traumatisiert wurde und lieber den ganzen Tag am Strand von Thailand Chang Bier trinkt – Das Beste, was man in Thailand machen kann und ein deutlicher Indikator, dass chinesische Investoren die CGI bezahlt haben…

Doch dann scheinen den Produzenten die Beiboote weggeflogen zu sein.

Anstatt weiter auf „serösen Actionfilm mit Riesenhai“ zu machen, driftet Meg immer weiter in die düsteren Tiefen der Plot Holes und der erzwungenen B-Movie-Action ab. Es scheint fast, als wäre der überreiche chinesische Investor nach dem ersten Drittel des Films mit einer kleinen Bitte an die Filmcrew herangetreten:

„Hello, gute Arbeit so weit. Mein Sohn ist großer Jason Statham-Fan und hat ein bisschen Fan-Fiktion für Meg geschrieben. Ich mach‘s kurz. Er hat bald Geburtstag und wird 8. Ich möchte, dass ihr alles aus seinem kleinen Mini-Drehbuch noch in den Film einbaut. Besonders den Moby Dick-artigen Showdown zwischen dem Superhai und „der Faust der Meere“. Keine Widerrede, sonst drehe ich den Geldhahn zu. Weiter machen. WEITER MACHEN! *plopp* Noch jemand ein Chang?“

© Warner Bothers

Doch auch wenn der Film spätestens im letzten Drittel immer abstruser wird (spätestens, wenn man rausfindet, dass man den Meg mit Walgesängen anlocken kann, hätte eine Boje mit Sprengstoff den Film beenden MÜSSEN), haben alle Szenen eine großen Unterhaltungswert. Egal wie viele Bösewichter noch von Bord fallen oder Hubschrauber kollidieren müssen…

Die ganze Produktion ist einfach sehr hochwertig und die Schauspieler machen einen guten Job. Natürlich ist die Story sehr simpel und auch der Twist gegen Ende ist so klar vorauszusehen, wie der nackte Oberkörper von Jason Statham. Doch trotzdem passt alles so zusammen, dass wir von einem interessanten Setting zum nächsten gefahren werden und das nächste Aufeinandertreffen mit dem Meg händereibendend erwarten. Der Film hätte sich einfach von Anfang an dafür entscheiden sollen, ein teurer und optisch aufwändiger Trashfilm zu sein. Die Mischung wirkt ein wenig unausgegoren. Trotzdem werdet ihr euren Spaß haben, wenn ihr euch auf die Unterhaltungswerte fokussiert und beim Rest großmütig lächelnd mit den Schultern zuckt.

Im Kino kommen die Tiefen des Meeres und seine teils gigantischen Bewohner sicher am besten rüber. Doch spätestens die Meg Bluray solltet ihr euch mal näher anschauen. Darf zumindest in keiner Jason Staham-Sammlung fehlen.

Was meiner Begleitung und mir jedoch noch aufgefallen war: Wieso müssen die Chinesen der Forschungsstation in der deutschen Synchro eigentlich diese klischeehaften Akzente haben? Die Amis sprechen ja auch nicht mit dem oft persiflierten „Kaugummi-R“. Suyin (Li Bingbing) und ihr Vater sind immerhin angesehene Wissenschaftler, die es ja vielleicht auch mal geschafft haben könnten akzentfreies Englisch zu sprechen, oder? Das wirkte wirklich etwas peinlich, fast rassistisch.

Und das, obwohl der Film ansonsten teilweise sogar noch politisch korrekt Kritik an einigen Missständen übt, die allerdings eher den asiatischen Raum betreffen. Denn Haifischflossen-Suppe wird hierzulande ja weniger oft angeboten, geschweige denn als Delikatesse.

Von Jason persönlich dem Hai vom Rücken gerissen, würde ich jedoch auch mal probieren. Just kidding.

Über Thilo (1200 Artikel)
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