Mein Tomb Raider-Trip nach Thailand und Kambodscha
Hatte ich über den eigentlich schon berichtet? Ich glaube nicht. Da mir aber gerade beim Dateien-Aufräumen noch mal die entsprechenden Fotos unter den Mauszeiger geraten sind und ich ohnehin noch was bloggen wollte, gibt’s jetzt einen verspäteten Reisebericht mit Fotos. Ich nenne ihn „Tomb Raider-Trip“, weil wir schei*** viele „Tombs“ geraidet haben. vermutlich haben noch nicht mal Indiana Jones (oder dessen Dad), Allan Quatermain, Nathan Drake und Lara Croft zusammen mehr Tempel besichtigt als wir in diesem Urlaub.
Heilige Mutter Croft! Was am Anfang noch ein mystisches Indiana Jones-Feeling auslöst, kann auch irgendwann in Hirn-lähmende Langeweile ausarten. Nach gefühlten 1000 Tempeln fliegen einfach die Sicherungen raus, die gegen zu viel Kultur-Input schützen sollen. Deswegen an dieser Stelle schon einen geldwerten Tipp vorweg: Wenn ihr nach Thailand fliegt, gerne 1 oder 2 Tempel anschauen und den Rest der Zeit für malerische Strände einplanen. Dann seid ihr auf der sicheren Seite und entgeht meinem Trauma…
Eigentlich wollten wir ja 2012 eine Neuseeland-Rundreise machen, doch das befreundete Pärchen, das mit sollte, hatte als kostengünstigere Alternative Thailand vorgeschlagen. Selbst schuld, wenn man nur mit armseligen Hungerleidern befreundet ist. Just kidding, of course. Für mich stellte diese asiatische Alternative allerdings einen ziemlich gewagten Trip dar, denn mit meiner latenten Flugangst einfach mal „ja“ zu 6 Flügen in einem Urlaub zu sagen, war nicht ganz einfach. Ich frage mich auch immer noch in welchem Anflug von geistiger Umnachtung ich mich dazu habe breit schlagen lassen. Doch trotz aller Bedenken, war der Abflugtermin plötzlich da.
Noch einmal kurz mit einem Wahrzeichen der westlichen Kultur schmusen und dann ab nach Asien.
Erst mal ging es von Frankfurt nach Bangkok, die Stadt mit dem wahrscheinlich krassesten Verkehrschaos der Welt. Die fahren da mit ihren Autos, Mofas und Tuc Tucs auf 5 Spuren mit 8 Fahrzeugen nebeneinander. Das ist leider kein Witz. Manchmal hat man sich da schon unwillkürlich im Sitz fest gekrallt. Dann ging es mit dem nächsten Flieger von Bangkok nach Kambodscha, um uns in und um die Tempel von Angkor Wat den Kultur-Overkill abzuholen. Aus dem Dschungel ging es weiter in den Norden Thailands nach Chiang Mai. Die Buddha- und Tempel-Besichtigungs-Orgie dort hätte man sich nach meiner retrospektiven Meinung nach dem vorherigen Supertempel-Gau in Kambodscha auch sparen und gleich zu den südlichen Inseln fliegen können. Das haben wir ein paar Tage später dann auch endlich gemacht und sind nach Phuket geflogen. Von Dort ging es per Schiff zu den Inseln Ko Lanta und Ko Phi Phi, wo erst mal Saufen und Chillen in Badewannenwarmem Wasser auf der To-Do-Liste stand. So hätte es für mich schon den ganzen Urlaub sein können, vielleicht gewürzt mit zwei oder drei Tempel-Besichtigungen, aber nicht TAUSEND! Am Ende ging es dann mit dem Schiff zurück ans Festland nach Krabi, einmal quer durch Thailand zum Flughafen und wieder zum Ausgangspunkt nach Bangkok. Da noch mal Tempel … WTF … und wieder 10h+ Flug zurück nach Good old Germany.
Also ungeachtet aller Boots- und Autofahrten die Flugroute noch mal zum Mitschreiben, falls ich das noch richtig zusammen bekomme:
Frankfurt – Bangkok
Bangkok – Kambodscha
Kambodscha – Chiang Mai
Chiang Mai – Phuket
Boot – Boot – Boot – Karre
Surat Thani – Bangkok
Bangkok – Frankfurt
Unfuckingfassbar, dass ich das durchgestanden habe. Letztendlich ist das wohl auch dem Bier zu verdanken, welches wir in einer großen Anzahl von Dosen während der Flüge konsumiert haben. Die Lampe anzünden hat bei mir noch immer gegen das mulmige Gefühl im Flieger geholfen.
Im Folgenden ballere ich hier einfach mal ein paar Fotos in den Artikel und schreibe dazu einige Zeilen, die mir nun, 2 Jahre später, noch so dazu einfallen. Beginnen wir mit…
Kambodscha
Was man in Kambodscha natürlich auf jeden Fall machen muss ist die gewaltigen Tempelanlagen von Angkor Wat zu besichtigen. Ob jedoch der Sonnenaufgang am Haupttempel, den ich oben fotografiert habe, ebenso obligatorisch ist, möchte ich nunmehr bezweifeln. Es sei denn, ihr steht drauf euch in den frühen Morgenstunden an den stehenden Gewässern von Moskito-Schwärmen bei lebendigem Leibe zerfetzen zu lassen. Bei einem Süßblut-Mücken-Magneten wie mir hilft es leider auch nichts sich von Kopf bis Fuß in Repellent einzusprühen.
Im Dschungel um Angkor Wat gibt es noch jede Menge andere Tempel und üppige Stein-Hintern zu bewundern:
Irgendwo in diesem wurzelüberwucherten Gemäuer wurde wohl auch Lara Croft: Tomb Raider (2001) gedreht:
Ansonsten gab es da witziges Essen, wie z.B. diesen ganz leckeren Reis mit Bohnen im Schilfrohr oder wenig satt machende (aber auch schmackhafte) Wasserpflanzen-Samen:
Eher weniger angetan war ich vom relativ geschmacksneutralen Kambodschanischen Nationalgericht „Amok“. Das ist so Seetang und Kartoffeln etc. in wässriger Suppe, serviert in einer halben Kokosnuss mit Reis. (Viel leckerer, und in der Hitze oft Lebensretter, sind frisch geköpfte Trink-Kokosnüsse)
Ein Glück ist sowohl in Kambodscha, als auch in Thailand das (Reis-)Bier SPOTTbillig. Das hat über vieles hinweggetröstet. Insgesamt fand ich das Essen in Thailand, mit seinen verschiedenen Curry-Arten und meinem Lieblingsnachtisch „Sticky Rice with Mango“ deutlich leckerer. Ich habe mich allerdings aus Angst vor Montezumas Rache auch nie wirklich weit aus dem Fenster gelehnt und lieber einen weiten Bogen um Straßenhändler mit ihren getrockneten Insekten und anderen „Mutproben“ gemacht.
Ansonsten ist die Armut des Landes leider sehr frappierend und an jeder Ecke rennen Straßenhändler mit dem Standard-Spruch „Only ONE Dollar!“ hinter den Touris her. Oder noch beliebter: Die Kinder werden vorgeschickt, die man dann für einen Dollar mit der heimischen Tierwelt um den Hals fotografieren darf.
Das Kind haben wir übrigens auf einer Waterworld-artigen, schwimmenden Siedlung auf einem Fluß getroffen.
Schönstes und bizarrstes Erlebnis war eigentlich der Stromausfall im Ort Siem Reap, wo wir bei „Rosy’s“, einem Englänger, gewohnt haben. Während wir so auf der Dachterrasse saßen und die ca. 100 Geckos an der Decke bewunderten, die vom Licht angezogen wurden, ging plötzlich in der gesamten Gegend das Licht aus. Da haben wir das einzig vernünftige gemacht und schnell noch jede Menge Bier geordert, solange der Kühlschrank noch halbwegs kalt war. So saßen wir dann nur beim Licht einer Camping-Lampe, beobachtet von hunderten Reptilienaugen in der schwülen Dunkelheit und lauschten den Geräuschen des Dschungels. Ach ja und wir stellten Jenga-Rekorde auf.
Thailand
Der zweite Teil des Urlaubs war der für mich amüsantere. Endlich hieß es noch mehr Bier trinken, aber diesmal an weißen Sandstränden, zu denen wir uns meist von solchen „Wassertaxis“ da oben bringen ließen. Klar, die Städte, Bangkok und Chiang Mai, waren auch ganz interessant, aber vor allem laut, an vielen Orten dreckig und stressig. Und, wie gesagt, konnte ich Tempel irgendwann nicht mehr sehen. Selbiges galt auch für goldenen Pomp und Kitsch in all seinen Erscheinungsformen wie Chedis …
… die bunten Malereien in selbigen von Göttern mit spitzen Hüten, die Schiffe umkippen …
… Buddhas in allen erdenklichen Größen …
… gefiederte Schlangen und Drachenstatuen …
… Steingolems …
… und private Hausschreine zur Besänftigung der Geister mit zum Verrotten rausgestellten Lebensmitteln der (vermutlich) hungernden Thais …
Ich kann es im Prinzip gleich vorweg nehmen, das geilste an Thailand war das gute alte Chang Bier, welches in eiskalten und übergroßen Flaschen serviert wurde. Unser Standardspruch in einem Lokal nach einem heißen Tag war stets „BIG CHANG, Please!“ Und der Abend war gerettet. Oder der frühe Nachmittag. Auch gut trinkbar waren Singha Bier auf dem zweiten und Tiger Bier auf dem dritten Platz. Wenigstens waren die Thais so geistesgegenwertig auf ihren Toiletten freundlich auf die Konsequenzen von alkoholisiertem Fehlverhalten hinzuweisen.
Das Bild hängt nun immer noch als Foto in unserem Badezimmer … hihihi. Ich möchte zwar nicht, dass jetzt hier der Eindruck entsteht, dass wir in Thailand nur in einer Tour durchgesoffen hätten, aber mein Arzt meinte später bei einer Routineuntersuchung, dass ich „leicht erhöhte Leberwerte“ hätte. Wird Thai Curry vielleicht auch über die Leber abgebaut? Ist aber auch egal, denn bei einem der mystischsten und geilsten Erlebnisse, die ich in einem Urlaub jemals hatte, pulsierte auch eine Flasche Chang durch meinen Kopf – was mich zu den Inseln von Thailand bringt.
Die südlichen Inseln von Thailand
Der Moment als ich von einer tiefen Ehrfurcht vor der Natur und der Erhabenheit der Schöpfung erfasst wurde war Folgender: Wir kamen nach einer längeren Bootsfahrt endlich auf unserer ersten kleinen Insel namens Ko Lanta an. Das Wetter war, wie auf dem Foto oben zu sehen apokalyptisch. Doch genau diese Atmosphäre machte ein Bad im warmen Meerwasser so unvergesslich. Ich trieb mit besagter Chang-Betankung schwerelos im badewannenwarmen Wasser und blickte auf die düsteren Gewitterwolken über dem Dschungel der Insel. Meine Ohren waren dabei unter Wasser, so dass ich nur die Geräusche des Meeres und entferntes Donnergrollen hören konnte. Ich habe mich noch nie so eins mit der Natur und schwerelos gefühlt. Ein tolles Erlebnis!
Ansonsten war das Wetter weniger „spektakulär“ und wir verbrachten die meiste Zeit damit zu viert Shithead zu spielen, in dieser Laube, vor der Sonne geschützt:
Überhaupt waren die Strände alle mehr oder weniger malerisch. Besonders auf Ko Phi Phi und Ko Phi Phi Le, wo The Beach mit Leo DiCaprio gedreht wurde, hatten es mir diesbezüglich angetan.
Vom kristallklaren Wasser und weißem Pulversand abgelenkt, bin ich dann auch gleich mal mit unserem Geld schwimmen gegangen.
Doch glücklicherweise macht die Sonne Thailands nicht nur schnell krebsrot, sondern trocknet auch Geldscheine in Rekordgeschwindigkeit. Apropos Krebs, hallo Mr. Crab!
Die deprimierende Kehrseite der Medaille sind die vielen Einheimischen, die über tote Verwandte durch Tsunamis berichten. Solche Schilder erinnerten uns daran, dass man auf so einer flachen Insel den Launen der Natur mitunter recht schutzlos ausgeliefert sein kann.
Abends gab es auf den Inseln meist Feuer-Jongleure und andere Artisten zu beobachten.
Letztendlich war es auf den südlichen Inseln überall sehr schön. Über die nördlichen Inseln, genau auf der anderen Seite Thailands, kann ich nicht viel sagen, außer, dass wir Ko Samui und andere Touristen-Inseln eigentlich ganz bewusst gemieden hatten. Wobei die Zeit der unentdeckten und weniger touristisch erschlossenen Inseln in Thailand ohnehin schon seit mehreren Jahren vorbei ist. Einzig das Taucherparadies auf Ko Tao sollte noch etwas Einsamkeit und Exklusivität bieten, wie man uns versicherte, doch die Übernacht-Bootfahrt hielt uns davon ab. Tauchen konnten wir indes auch in den Straßen von Ko Phi Phi nach einem Monsoon-artigen Regen, wie ich ihn selten erlebt habe. Aber es war sehr lustig knietief durch das warme Wasser nach Hause zu waten.
Also insgesamt war Thailand schon ein tolles Erlebnis, weil es „da unten“ in Asien so völlig anders ist als hier, eine ganz andere Welt eben. Kleine Menschen, „interessantes“ Essen und Arschduschen. Ja, googelt das mal, gewöhnungsbedürftig für uns Westler.
Wer noch mehr geile Bilder zu Thailand vertragen kann, darf auch ruhig mal im Segelblog eines Bekannten vorbeischauen. Bezeichnend: Er hält auch auf einem Bild eine Dose Chang in die Kamera 😉