Boss Level – Machete am Morgen, Kummer und Sorgen
7 von 10 schmerzhaften Zeitschleifen
Wie viele “Groundhog Day-Filme” mit Zeitschleifen brauchen wir noch?
Nun, mit Boss Level scheinbar noch mindestens einen mehr.
Doch trotz abgenudelter (oder altbewährter?) Mechanik schafft es Regisseur Joe Carnahan (Smokin’ Aces, Das A-Team) mit Boss Level einen wirklich unterhaltsamen Action-Ride hinzulegen.
Der ehemalige Elite-Kämpfer aus der Delta Force, Roy Pulver (Frank Grillo: Bekannt aus den The Purge-Filmen, wobei ich mich in erster Linie daran erinnere, dass er mal von Captain America im Aufzug verprügelt wurde…) hängt in einer fiesen Zeitschleife fest: Er wird jeden Tag von einer illustren Auswahl von freakigen Attentätern nach allen Regeln der Kunst erschossen, zerhackt und in die Luft gejagt. Scheinbar hat sein seltsames Schicksal etwas mit dem geheimen Regierungsprojekt “Osiris-Spindel” zu tun, bei dem auch seine Exfrau Jemma (Naomi Watts) beschäftigt ist.
Nun könnte Boss Level in ein repetitives und ermüdendes Feuerwerk von Gewalt münden, tut dies jedoch aus verschiedenen Gründen nicht.
Zunächst mal spielt Frank Grillo die Hauptrolle des Zeitschleifenopfers so sympathisch und witzig, dass ich ihm gerne immer wieder zu denselben Schauplätzen gefolgt bin. Daneben sind die Rollen von Naomi Watts oder Mel Gibson als Oberschurke Colonel Ventor schon fast Randnotizen.
Gleichzeitig schwingt Carnahan so gekonnt den Regiestab, dass die verschiedenen Puzzlestücke der Zeitschleife immer wieder neu und interessant zusammengesetzt werden. In einem Film, der sich durch seine eigene Prämisse quasi im Kreis dreht, ist das eine Leistung, die nicht unerwähnt bleiben sollte.
Ansonsten ist Boss Level vor allem eins:
Ein videospielartiger Zeitschleifenfilm, der mit 80er-Retro-Gaming-Flair, jeder Menge trockenem Humor und vielen popkulturellen Anspielungen punkten kann.
Dass ich auf Film- und Gaming-Referenzen stehe, wissen Leute, die mein Buch gelesen haben… 😉
Spätestens wenn unser Actionveteran in einer Retro-Arcade so lange Street Fighter 2 gegen seinen Sohn spielt, bis er ihn schlagen kann, ist der Film sich auf einer Meta-Ebene selbst bewusst geworden. Wenn dies nicht schon das Durchbrechen der 4. Wand der Deadpool-Erzählstimme geschafft hat…
Boss Level fühlt sich größtenteils wirklich wie ein sauschweres Ballerspiel an, bei dem der Protagonist zwar unendlich viele Leben hat, jedoch an einer besonders kniffeligen Stelle nicht weiterkommt.
Und an der Stelle wird Boss Level dann sogar ungeahnt tiefgründig.
Ist Roy Pulvers Zeitschleife nicht auch eine Metapher für das menschliche Leben?
Stehen wir nicht alle jeden Tag auf und begeben uns in (fast) immer gleiche Abläufe, bevor wir schlafen und am nächsten Tag wieder vor einer ähnlichen Situation stehen?
Wer kann es da verdenken, dass einige Leute Trost im Alkohol suchen, wie auch Roy es in seinem Lieblings-Diner tut?
*öffnet ein Bier*
Doch eines Tages “erwacht” Roy aus seinem Alkohol-Delirium und beschließt den monotonen Kreislauf zu durchbrechen. Und ab diesem Moment nimmt der Film eine fast philosophische und dramaturgische Tiefe an, die man der Action-Komödie zunächst nicht zugetraut hätte.
Der Plot liefert dafür ein paar Twists, die den Zeitschleifen plötzlich mehr Bedeutung und – faszinierender Weise – auch ein Haltbarkeitsdatum verleihen.
Ich will aber nichts spoilern und komme deswegen jetzt mal zum Ende.
Fazit: Bis auf ein oder zwei Plot Holes habe ich wenig auszusetzen. Boss Level holt für mich nicht den Highscore, ist aber kurzweilig genug, um ein Must Watch unter den “Und täglich grüßt das Murmeltier”-Filmen zu sein.
Ihr könnt ihn euch über Prime ausleihen oder auf Blu-ray ins Regal stellen. (Partner-Link)
Der Trailer ist Programm: