Godzilla 2: King of Monsters ist radioaktiver Müll vom Feinsten

Die leuchtenden Rückenstacheln kurz vor dem Odem sind geil. © Warner Bros. Pictures

3 von 10 ahnungslosen Kaiju-Kennern

Eine Gummi-Hydra kommt aus dem Weltraum geflogen und äschert mit einem dreifachen Blitz-Odem Städte ein. Die Lieblings-Riesenechse der Menschheit, Godzilla, muss also drei Fressen einschlagen, damit wieder Ruhe im Karton ist. Irgendein Flugviech hilft ihm dabei.

So ähnlich habe ich den Original-Kaiju-Film von Anno Domini im Kopf, von dem Godzilla 2: King of Monsters wohl sowas wie die moderne Fassung sein soll.

Und auf dieser zwar großartigen, aber doch grundalbernen Prämisse habe ich von Michael Doughertys drittem Eintrag in Legendary’s MonsterVerse wirklich nicht viel erwartet. Nur ein bisschen Kaiju-Action und eine hauchdünne Story, die die einzelnen Monsterkämpfe irgendwie verknüpft.

Doch es gibt einen Grad an Dummheit, der mir selbst die sinnbefreiteste Monster-Prügelei irgendwann verdirbt. Die Charaktere von Godzilla 2 sind allesamt nicht glaubwürdig als menschliche Wesen und die Story ist einfach nur ein gigantisches Plot Hole, bestehend aus kleineren Plot Holes, gewürzt mit absolutem Unfug.

Natürlich gibt es diese Szenen voller Schönheit. Imposante Momentaufnahmen gigantischer Ungetüme vor apokalyptischer Kulisse. Aber die hatte sein mittelprächtiger Vorgänger auch schon.

Nein, wir haben es hier leider sogar mit einem Grad der Beleidigung der Intelligenz der Zuschauer zu tun, die durchaus Kong: Skull Island-Ausmaße annimmt. Und um diesen mental und schriftstellerisch verarbeiten zu können, kommt mein folgender RANT nicht um SPOILER herum.

Geht also bitte weg, wenn ihr den Film noch sehen wollt. Wobei ich mir nicht vorstellen kann warum.

Ich fasse einfach mal ein paar Szenen und Storyfetzen zusammen, so wie sie mir in Erinnerung geblieben sind.

SPOILER!

Da gibt es also diese Agentur aus legendären Crypto-Zoologen namens „Monarch“, die nur einen Job haben: Ahnung haben von Titanen wie Godzilla. Ihr ahnt vielleicht schon, dass sich hier eine Gruppe von Vollpfosten einfach nur einen mystischen Namen gegeben hat. Denn sobald die Kaiju-Scheiße auch nur im Geringsten den Ventilator trifft, rennen alle wie aufgescheuchte Hühner umher und suchen nach Experten. Im Folgenden sind das dann in erster Linie ein Biologe, der glaubt, man könne alle Titanen genau wie Wölfe behandeln (ist ja fast dasselbe), und ein japanischer Wissenschaftler, der Gojira ständig anders ausspricht und sein Wissen aus überdimensionalen Glückskeksen hat.

Nun kriegen die Sesselpupser endlich was zu tun, denn die 19 Titanen der Welt scheinen langsam zu erwachen. Den Anfang macht eine titanische Raupe, die in ihrem Gehege von ein paar Witzfiguren mit MPs bewacht wird. Doch glücklicherweise hat eine Wissenschaftlerin ein Gerät erfunden (im Film die Mutter von Millie Bobby Brown aus Stranger Things), das sowas wie Radiowellen abgeben und die Laune der Kaijus verbessern kann. Natürlich muss sie mit dem „Orca“ in den abgesicherten Bereich rennen und kann erst unter absoluter Lebensgefahr die beruhigenden Massagewellen schießen. Wenig später geht das übrigens auch vom Hubschrauber aus und, als es drauf ankommt, auch über die ganze Welt. Sie schafft es dann die Superraupe 1 Millimeter vor ihrem Tod durch Zerquetschen aufzuhalten. Vor lauter Freude schickt sie sofort erst mal ihre Tochter vor, um den Titanen zu streicheln. Nachvollziehbar! Ich denke, da darf man sich auch nicht anstellen, wie peinliche Helikopter-Eltern. Wenn der Prototyp funzt, dann ist doch alles in Sahne. Als der Titan dann noch mal erdbebenartig zuckt und wir als Zuschauer schon denken, ups… doch alle tot, lachen Mutter und Tochter nur aufgekratzt, als hätten sie sich mit einem Sektchen vor Gilmore Girls gesetzt.

Warum war Gidorah im Eis, wenn sie aus dem All kommt? © Warner Bros. Pictures

Doch natürlich gibt es auch einen Superschurken, der diese famose Kaiju-Fernbedienung gerne seine eigen nennen würde. Er entführt die Wissenschaftlerin und ihre Tochter, um damit „Monster Zero“, den Alpha Predator aller Titanen, auch King Gidorah genannt, aus dem ewigen Eis zu befreien. Einfach weil ihm das Erwachen der Supermonster nicht schnell genug geht. Und er der Meinung ist, dass die Titanen endlich Überbevölkerung und Umweltverschmutzung in den Griff kriegen. Für mich sah es eher so aus, als ob der gealterte Colonel Alan Jonah (Filmlegende Charles Dance) kurz vor seinem natürlichen Ableben noch mal richtig Fun haben wollte.

Die Monarch-Spacken fliehen derweil vor dem Riesenvogel Rodan, der aus einem Vulkan entschlüpft ist und versuchen ihn irgendwo hinzulocken. Dabei fliegen sie auf die Unwetterwolke zu, in der sich King Gidorah fortbewegt. Dann meint einer der Monarch-„Experten“: „Whoa, jetzt bekämpfen sie sich gegenseitig!“ Und wir sehen uns nur lachend an und fragen uns „ach, das war gar nicht der Plan? Ihr seid nur so aus Spaß in eine Blitzewolke reingeflogen?“

Irgendwie schafft es dann später der Wolfs-Experte seine Frau und seine Tochter aus den Fängen des Schurken zu befreien, doch die Mama möchte gar nicht mehr gerettet werden. In einem spontanen Thanos-Anfall, den auch ihre eigene Tochter nicht gut heißt, erklärt sie später ihrem Mann, dass es schon sinnvoll sei, dass die Titanen die natürliche Ordnung mal wieder herstellen. Klar, müssten dabei auch Millionen sterben, aber etwas Schwund sei ja immer.

Mittlerweile greift auch Godzilla ins Geschehen ein und darf sich die ersten Niederlagen gegen die Superhydra abholen. Als Zuschauer sind wir ob der Vorhersehbarkeit der Actionszenen recht schnell gelangweilt. Besonders wenn King Gidorah das x-te Mal langsam mit seinen Riesenköpfen den Blitzodem auflädt, um ein paar Menschlinge zu grillen, dann aber im letzten Moment von Godzilla aus dem Bild geboxt wird.

Dann kommen die Monarch-Heinis auf eine glorreiche Idee: Wir ballern einen neuen Bomben-Prototyp auf Godzilla und Gidorah, die sich gerade im Ozean prügeln. Natürlich haben sie kurz vorher noch Reden darüber gehalten, wie wichtig Godzilla für das natürliche Gleichgewicht ist und dass nur er überhaupt eine Chance hat die Apokalypse abzuwenden. Aber was soll‘s. Klar treffen sie mit der Bombe ihn auch. Aber Gidorah eben auch. Attacke! PENG! Hmmm, doof, Gidorah regeneriert einfach ihren nun fehlenden Kopf und Godzilla ist tot. Shit. Versuch war‘s wert.

Mittlerweile sind auf der ganzen Welt die Riesenmonster erwacht und zertrümmern Städte. Von den erwähnten 19 sehen wir neben Godzilla, Gidorah, Rodan und Mothra aber nur 3-4 weitere: Eine Art kolossales Mammut, eine Mega Krabbenspinne und das Vieh aus dem Vorgängerfilm, vermutlich, weil die Grafikdateien noch auf der Festplatte waren. Ich fühle mich um mindestens 10 Monster betrogen. Aber ist schon ok, kostet ja alles Geld.

Natürlich hageln die zuständigen Armeen Raketen und Kugelsalven auf die Titanen, obwohl sie ja aus dem ersten Teil genau wissen, dass sie damit nichts, aber auch gar nichts ausrichten können. Aber für die Waffenindustrie ist es natürlich knorke den ganzen Krempel mal rauszufeuern. Kennt man ja.

Nun ist klar, wir müssen Godzilla mit einer Atombombe wieder zum Leben erwecken. Wie sonst? Daher sucht nun ein U-Boot nach ihm und findet dabei zufällig Atlantis. Oder irgendeine versunkene Megametropole, die „älter als römisch oder ägyptisch ist“. Dabei fahren sie an Unterwasser-Lavaströmen und einem großen Bilderbuch in Form von Wandmalereien vorbei, welches die Geschichte der Kaijus erzählt. Eine Topwissenschaftlerin von Monarch googelt derweil fleißig, um noch mehr nützliche und wissenschaftlich haltbare Infos zu finden. Und dann ist alles klar: Eine zufällige Internetseite deutet an, dass Gidorah aus dem Weltall kommt und deshalb gar nicht Teil der natürlichen Ordnung der Erde ist! Höchste Zeit also Godzilla aufzuwecken und Gidorah wegprügeln zu lassen.

Doof nur, dass es Godzilla nach seinem Herzstillstand noch geschafft hat in die Tiefe zu tauchen und sich über eine lange Treppe in eine unterirdische „ich mach mal Pause“-Kammer zu schleppen. Da das Wasser durch die Lava kochend heiß ist und Godzilla hochradioaktiv, soll es laut der Monarch-Experten unmöglich sein, den Sprengstoff bis zu Godzillas Nasenloch zu tragen. Trotzdem meldet sich der Klischee-Japaner freiwillig für einen Außeneinsatz, um sich endlich den dämlichen Klischee-Akzent weg zu sprengen. Ohne Probleme steht er wenig später vor Godzilla, sagt noch brav „tschö“ und zündet die Atombombe.

Das U-Boot wird fast von der Explosionswelle zerfetzt, schafft es jedoch durch Glück wieder an die Oberfläche. Notizbuch eines Monarch-Experten: Nächstes Mal ERST wegfahren, DANN die Bombe zünden.

Kurz darauf taucht Godzilla mit neuen Kräften aus dem Ozean auf und richtet sich vor dem Boot zu seiner ganzen imposanten Größe auf. Nur noch seine Beine sind im Wasser und man kommt nicht umhin sich zu fragen, worauf er da eigentlich steht. Dann taucht er mit einem Köpper weg und schlägt dabei noch mal kräftig mit dem Schwanz. Glücklicherweise löst das keine Tsunami-Welle aus, damit alle Godzilla noch winken können. Ich glaube, ein Monarch-Wissenschaftler hat dabei jedoch ein wenig von seinem Bier verschüttet.

Madison, die Tochter der durchgeknallten Wissenschaftlerin, hat zwischenzeitlich beschlossen einfach mal selbst die Zügel in die Hand zu nehmen, schnappt sich den Orca und geht. Also sprichwörtlich. Sie geht einfach. Niemand in der Basis des Bösewichts hält sie auf. Wachen an Türen spielen doch eh nur Karten und sind leicht zu überlisten, da kann man sich den Unkostenpunkt auch gleich sparen.

Nun funkt sie mit dem Kaiju-Massage-Gerät über die Lautsprecher/Sendemasten (?) eines Stadions, um King Gidorahs Befehlen entgegen zu wirken. Das findet unsere Alpha-Hydra natürlich inakzeptabel und fliegt kurz mal bei Madison vorbei. Sie erspäht sie auch gleich mit einem ihrer Köpfe in einem Raum des Stadiongebäudes (großes Monsterauge schaut zum Fenster rein-Standardszene: Check) und blastet sie mit dem Dreifachsuperblitz aus dem Äther. Doch Madison überlebt das einfach und rennt weg. Dabei schmeißt sie jedoch noch die blöde Kaiju-Fernbedienung King Gidorah entgegen, die dankbar drauf tritt.

Madison läuft jetzt erstmal durch die brennende und Trümmer-regnende Stadt nach Hause. Denn da ist es immer am schönsten. Derweil landen ihre Eltern im Stadion und finden zufällig den Orca in den Trümmern. Man kann ja auch mal Glück haben. Oh, und er funktioniert sogar noch. Nur ein bisschen das Display kaputt. Läuft.

Beim Anblick der Trümmer ist sich Madisons Vater immer noch sicher, dass seine Tochter lebt und rät einfach mal, dass Madison nach Hause gelaufen ist. Jackpot, sie hat sich dort in der Badewanne versteckt.

Gidorah verfolgt dann die bekloppte Wissenschaftlerin, die doch wieder zur Vernunft gekommen ist, kann sie in ihrem Jeep jedoch nicht so einfach einholen. Klar, mit einem Auto durch eine Trümmerstadt geht fix. Als sie das Gefährt endlich dazu bekommt sich zu überschlagen und auf dem Dach zu landen, liegt unsere leicht verletzte Wissenschaftlerin daneben und muss noch irgendwas Wichtiges machen, was ich gerade verdrängt habe. Vermutlich den Orca nochmal aktivieren. Dafür opfert sie sich, während ihre Familie mit ein paar Monarch-Witzfiguren wegfliegt.

Mothra… so süß! © Warner Bros. Pictures

Endlich kreuzt auch Godzilla wieder auf, um sich von Gidorah die Schuppen aus dem Anzug hauen zu lassen. Gleichzeitig kämpft Riesenmotte Mothra (die zwischenzeitlich mal geschlüpft und als Godzillas symbiotischer Freund eingestuft wurde) gegen Feuervogel Rodan und verliert. Im Tod löst sie sich über dem ebenfalls gefallenen Godzilla in eine Art Feenstaub-Wolke auf und verhilft diesem damit zu seiner nächsten Evolutionsstufe. Plötzlich kann Godzilla Hitze und Feuer speichern und als flammende Schockwellen absondern. Die Monarch-Deppen und andere Menschen stehen nah dran und scheinen die oft angemahnte Radioaktivität oder die Feuerschockwellen gar nicht so schlimm zu finden.

Monster Zero wird von den Wellen jedoch sauber desintegriert und ist endlich besiegt. Plötzlich sind alle anderen Titanen zugegen und verneigen sich vor ihrem neuen Alpha-Tier. Film gsd zu Ende.

Im März 2020 soll ja Godzilla vs. Kong ins Kino kommen.Nach diesem erneuten Debakel muss ich mir gut überlegen, ob meine tiefverwurzelte Kaiju-Liebe noch mal ausreicht, um meine Intelligenz beleidigen zu lassen. Ein Gutes hatte es diesmal aber: Wir haben selten so gelacht.

Leider kann ich den Film auch nicht als Guilty Pleasure oder Hirn-aus-Trashfilm einordnen, weil sich dafür einfach langweilige und Action-Szenen zu sehr die Waage halten. Ich liebe allerdings Mothra. Die war so geil dargestellt und rettet dem Film einen ganzen Punkt. Einige Kämpfe waren auch ganz nett. Ein weiterer Punkt. Und wir haben viel gelacht: 3 von 10. Aber mehr ist echt nicht drin für diesen radioaktiven Quatsch.

Über Thilo (1200 Artikel)
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