Defiance: Der Pilotfilm zur neuen Science Fiction Serie

Defiance
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Für meinen ersten schriftlich-nerdigen, öffentlichen Erguss an dieser Stelle habe ich mir die Ersteinschätzung einer von vielen lang erwarteten neuen SciFi-Serie ausgesucht. Der Hype ist natürlich vor allem auch durch den zugehörigen MMO-Shooter bedingt. Auf diesen werde ich hier aber nicht weiter eingehen, da ich ihn noch nicht getestet habe. Meinen Recherchen zu Folge sind die Eindrücke der Zockergemeinde dazu aber eher durchwachsen. Auch die Leute vom Fach sind sich uneins: während die Jungs von GameStar zu einem relativ positiven Fazit kommen, ist man bei GamePro deutlich weniger begeistert.

Ich werde mich da also erstmal raushalten und im Folgenden nur die ersten Eindrücke aus dem Pilotfilm schildern, das Setting vorstellen und das Potenzial der Serie bewerten, ohne Euch dabei zu sehr zu spoilern.

Handlung:

Defiance

Wie genau der Handlungsort, eine intergalaktisch-multikulti-bevölkerte, zerbombte und terraformte Erde in mittelferner Zukunft entsteht, erfährt man in der ersten Folge nur zum Teil. Grob gesagt, stranden im Jahr 2014/2015 ein paar Millionen Aliens auf der Erde. Einige Jahre lang versucht man sich mehr oder weniger erfolgreich mit den Neuankömmlingen zu arrangieren. Die Spannungen nehmen jedoch immer mehr zu und schließlich kommt es nach einem, durchaus mit dem Prager Fenstersturz vergleichbaren Ereignis aber zum Krieg. Die entscheidende Schlacht endet damit, dass Soldaten der verfeindeten Parteien gegen den Befehl ihrer Vorgesetzten ihre Waffen niederlegen. Dieses Ereignis ist Jahre später aufgrund seiner historischen Bedeutung Namensgeber für eine Stadt, die auf den Ruinen des vormaligen St. Louis errichtet wurde und in der sich der Hauptteil der Handlung abspielt – “defiance”.
Dieses idyllische Kleinod, in dass es Protagonist Joshua Nolan (Grant Bowler, bekannt aus “Lost” und “True Blood”) mit Adoptivtochter Irisa Nyira (Stephanie Leonidas) eher unfreiwillig verschlägt, hat einiges zu bieten:

In Bars, Discos, Bordells und bei der 2038er-Version von Brad Pitts “Fight Club” geben sich Menschen und sieben verschiedene Alienrassen die Klinke in die Hand und lassen es ordentlich krachen (der geneigte Fan fühlt sich hier an “Mos Eisley” erinnert. Es ist nur nicht ganz so staubig). Derweil versucht Neubürgermeisterin Amanda Rosewater (Julie Benz, “My Superhero Family“) eine aufkeimende Blutfehde zwischen den beiden reichsten und mächtigsten Familien der Stadt zu verhindern, von denen sich natürlich auch noch zwei Sprösslinge als Romeo und Julia versuchen müssen.

An Klischees wird also nicht gespart. So ist auch spätestens nach 20 Minuten klar, dass die Anfangs erwähnte, sich eigentlich nur auf der Durchreise befindliche Hauptfigur, der Ex-Elitesoldat Joshua Nolan wohl zum leitenden Sicherheitsbeamten der Stadt avanciert (“Terra Nova” lässt grüßen).

Das alles erscheint jetzt sicher etwas zusammen geklaut, aber wer kann schon eine Serie der letzten 10 Jahre nennen, von der nicht wenigstens ein Teil der Handlung schon mal in ähnlicher Form woanders zu sehen war. “defiance” hat trotzdem durchaus Potenzial, denn in der zweiten Hälfte des Pilotfilms wird es deutlich actionreicher. Die Stadt wird verraten und ihre Bewohner stehen einer scheinbar übermächtigen externen Bedrohung gegenüber. Die aus dieser Situation resultierende epische Schlacht macht zusammen mit zwei überraschenden Twists und einem, eine größere Hintergrundgeschichte andeutenden Cliffhanger Lust auf mehr.

Optik:

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“defiance” präsentiert sich auf einem optisch angemessen-soliden, hohen Niveau, ohne dabei mit Special-Effects überfrachtet zu sein. Die Alienrassen sind nicht animiert, sondern werden in bester STAR-TREK-Manier durch von Maskenbildnern sehr ansprechend aufgepeppelte Schauspieler verkörpert.

Waffen, Fahrzeuge und sonstige Gadgets wirken technisch ausgereift und glaubhaft. Sie fügen sich gut in das postapokalyptisch-leicht-schmuddelige Gesamtbild ein.
Die große Schlacht war für meinen Geschmack etwas düster. Hier hat man es sich offensichtlich leicht gemacht, denn natürlich ist es viel einfacher, eine anrückende Armee im dunkeln groß und gewaltig wirken zu lassen, als dies bei Tageslicht der Fall wäre.

Fazit:

Auch wenn man mit der Serie bisher nicht das Rad neu erfunden zu haben scheint, ist sie in unserer an gutem SciFi immer ärmer werdenden Welt für Fans auf alle Fälle erst mal ein Lichtblick. Wenn die angefangenen Handlungsstränge sich mit den angedeuteten Geheimnissen langsam zu einem zufriedenstellenden, großen Ganzen zusammenfügen hat “defiance” sicher das Potenzial, uns für einige Staffeln zu erfreuen.

Anm. Nerd Wiki: Tausend dank für dieses tolle Review und ersten Beitrag von SchwerdtNerd! 🙂