Dumm: Mit Zitterhand und trübem Blick eine Beholder Miniatur anmalen

Noch nie gemacht. Bier auf. Farben auf. Let’s go!

Das Unheil nahm seinen Lauf, als ich mir darüber klar wurde, dass eine Beholder Miniatur in meinem Rollenspiel-Leben fehlt.

Meinen Deathknell Beholder vom D&D Miniatures Skirmish Game habe ich leider verkauft, aber der war ohnehin nicht sonderlich schön. Nun, da ich mich wieder mehr mit D&D beschäftige, hätte ich gerne wieder ein paar der ikonischsten Monster von D&D als Miniaturen. Da schwebt der Beholder natürlich an vorderster Front.

Eine kurze Recherche offenbarte, dass es mittlerweile über 10 verschiedenen Beholder-Minis gibt, die mich, bis auf wenige Ausnahmen, jedoch alle nicht sonderlich vom Hocker gerissen haben. Entweder gefiel mir der Sculpt nicht, der Paint Job war zu rudimentär oder beides. Mal ganz davon abgesehen, dass natürlich alle ausverkauft und nur noch teuer über Ebay zu ergattern sind.

Doch dann stolperte ich zufällig über den Nolzur’s Marvelous Miniatures Beholder von Wizkids.

Und der sieht mega aus! Liegt natürlich im Auge des Betrachters (höhö), aber ich halte dieses Modell für den nahezu perfekten Beholder. Fast identisch zur übergroßen Beholder Trophy von Wizkids, die ich mir eines Tages für meinen imaginären D&D-Raum gönnen werde.

Für einen 10er war der sogar noch auf Ebay zu haben (ursprünglicher Ladenpreis 4€).

Einziger Haken: Er ist zwar schon grundiert, muss aber noch komplett angemalt werden.

Huh.

Ich habe meine Wurstfinger noch nie zum filigranen Anpinseln von Miniaturen benutzt. Doch einmal ist immer das erste Mal. So konnte ich den Beholder wenigstens so anmalen, wie ich ihn mir vorstelle.

Dass mich der Beholder zusammen mit Farben und Pinseln nun doch so viel gekostet hat wie einer der teuren Beholder auf Ebay, lassen wir jetzt mal peinlich berührt unter den Tisch fallen. Vor mir stand immerhin ein kreativer Schaffensprozess, mit dem ich mich künstlerisch ausdrücken konnte und an dessen Ende ein hoffentlich halbwegs ansehnliches Unikat stehen würde.

Also, frisch ans Werk!

So ein Beholder ist ja auch relativ groß, verglichen mit irgendwelchen Goblin-Fußtruppen – Wie schwer kann das Anmalen schon sein?

Berühmte letzte Worte.

Schnell war klar, dass ich etwas Anleitung brauchte. Daher fragte ich Freunde und orientierte mich grob an einem Video-Tutorial, in dem jemand einen Beholder mit Farben angemalt hatte, die ich ebenfalls passend fand.

Nachdem Sohnemann im Bett war, konnte es losgehen.

Abend 1:

Erste Farbschicht. Körper und Eyestalks. Dann Zahnfleisch und Mundinnenraum. Zum Schluss Zähne und Hörner am Körper.

Learning von Abend 1:

  • Mal kleine Miniaturen an, wenn Du 20 bist, nicht 40. Du Depp.
  • Ich brauche eine Lesebrille. Es ist Zeit, dass ich mir meine extreme Weitsichtigkeit eingestehe. Einen Beholder durch ein Fernglas anzumalen, ist tricky.
  • Der nervenberuhigende Effekt von Bier schlägt nach zu viel des Gerstensaftes in Trunkenheit und Ungenauigkeit um.
  • Erst um 9.00 Uhr abends zu pinseln, wenn der Nachwuchs pennt, ist in Hinsicht auf Wachheit und einhergehende Präzision eher dumm.

Abend 2:

Black Wash (sowas wie extrem verwässerte Farbe) auf Körper und Eyestalks, um Schatten zu erzeugen und damit „Tiefe“ und Details hervorzuheben. Zweite Schicht rosa Farbe in Mundinnenraum und auf Zahnfleisch. Pupillen und Zähne weißen. Dry Brush auf den Körper für eine interessante Maserung.

Learning von Abend 2:

  • Das Rosa Zahnfleisch sieht traumhaft aus, wie ein Babyarsch. Muss dunkler.
  • Holy Crap sind die Pupillen des Beholders klein. Schön drüber gemalt überall. Wie zum Henker soll ich da jemals Pupillen rein malen?
  • Dry Brush ist eine geile Technik. Macht Spaß. Man nimmt einen „stumpfen“ Pinsel, füllt ihn mit Farbe, aber schmiert das meiste in eine Serviette. Auf diese Weise bleibt nur auf dem höchsten „Relief“ der Skulptur Farbe zurück. Hat sofort gut geklappt. Nice.
  • Ich hab Angst die Augen anzumalen. Erst mal wieder Schluss für heute.

Abend 3:

Yellow Wash für noch ekligere Zähne. Oder benutzen Beholder ihren Telekinese-Strahl zum Zähneputzen? Hmmm. Dunkelroten Wash für das Zahnfleisch. Langsam wird’s. Die Augen anmalen. Bunt, um die verschiedenen Effekte der Augen hervorzuheben. DONE!?

Learning von Abend 3:

  • Die Pupillen der Eyestalks sehen auf den Fotos geradezu riesig aus, sind aber verflucht klein, wenn man den Beholder in der Hand hält! Nachdem das große Auge mit ach und krach geklappt hat, habe ich die Pupillen der kleinen Augen wegrationalisiert und einfach komplett bunt gemalt. Mit Zitterhand und trübem Blick nicht anders machbar. Die Lesebrille ruft leider laut.
  • Da nun nicht nur die jeweilige Iris, sondern die gesamten Augäpfel bunt sind, habe ich einen Disko-Weihnachtsbaum-Beholder erschaffen. Aber ich mag ihn trotzdem. Die verrottenden Zähne sind ein schöner Kontrast zur Party auf dem Kopf.
  • Ich hatte nur Black Wash, brauchte dasselbe aber für Gelb und Rot. Kurz gegoogelt und selbst gebastelt: Wasser, Spülmittel (um die Oberflächenspannung des Wassers zu brechen) und Farbe. Nach nur wenigen Nervenzusammenbrüchen hatte es schließlich die richtige Konsistenz.

Mein fertiger Beholder, Vorher – Nachher

Dafür, dass ich das noch nie gemacht habe, bin ich mehr als zufrieden. Vielleicht wage ich mich nochmal an die Augen, sobald ich mich zum Augenarzt gewagt habe. So lange bleibt er erst mal, wie er ist. Jetzt fehlt eigentlich nur noch eins: HELDEN zum Wegbruzzeln!

Danke an Stefan Servos, der mir wertvolle Tipps für blutige Anfänger gegeben hat. Und natürlich ein großes Danke an den Realm Smith, der mir mit seiner Tutorial-Reihe zum Beholder eine dringend nötige Anleitung gegeben hat.

Über Thilo (1213 Artikel)
Hi, ich bin der Gründer dieses bekloppten Blogs. Außerdem Realitätsflüchter, Romantiker, Rollenspieler, Gamer, Fantasynerd, Kneipenphilosoph und hochstufiger Spinner. Manchmal jogge oder schwimme ich, doch meistens trinke ich Bier.