Filmkritik: Attack the Block – Ein frischer Wind

AttackTheBlock

8 von 10 Gorilla-Wolf-Motherfuckers

Ja genau, „Gorilla-Wolf-Motherfuckers“ nennen die coolen Gangster-Kids in “Attack the Block” die schwarzfelligen Außerirdischen, gegen die sie unfreiwillig antreten müssen.

Der Brite Joe Cornish hat mit seinem Regiedebüt, welches bereits auf dem South by Southwest (SXSW) Festival als bester Film des Events gehandelt wurde, für mich den Geheimtipp des Jahres für Science Fiction-Fans abgeliefert. Dagegen können die anderen Alien-Filme dieses Jahres, wie der grottenschlechte Skyline oder der passable Cowboys and Aliens, lange nicht mithalten.

Als wir so im leeren Kino saßen, konnte ich zunächst die fast 90%-Bewertung auf Rotten Tomatoes kaum glauben und war, vom absoluten Reinfall bis zum unverhofften Nerdgasm, auf alles gefasst.

Ich war sehr positiv überrascht.


attack the block

Diese Moped-Gang sollte man nicht unterschätzen

Der Film hat eine ganz eigene Atmosphäre, die sich von Anfang an angenehm wenig nach Standard-Hollywood, sondern wie der frische Wind eines begabten Jungregisseurs anfühlt. Die Location in einem Ghetto von Südlondon, die jungen, aber charismatischen Schauspieler und eine halbwegs ungewöhnliche Handlung sind für diese Empfindung verantwortlich. Einziges bekanntes Gesicht im Film war für mich übrigens Nick Frost, der mich schon in Shaun of the Dead, Hot Fuzz und Paul von seiner amüsant stoffeligen Leinwandpräsenz überzeugt hat.

Schon die ersten Szenen des Films machen deutlich, dass dies ein Film über die Ghettokinder und ihre vielschichtigen Probleme und die außerirdische Bedrohung lediglich die Krönung eines ohnehin schwierigen Lebens ist. Bis es die ersten Opfer zu verzeichnen gibt, scheinen die Jugendlichen den Kampf gegen die Monster sogar als eine Art spannende Abwechslung zu empfinden, die nicht nur für ihre vor Angst vollgeschissen Hosen zuständig, sondern auch “irgendwie voll geil” ist.

Natürlich könnte man jetzt mosern, dass die Alien-Monster in einem Film, der sich “Science Fiction” schimpft, „nur“ große Fellbüschel mit leuchtenden Zähnen sind, doch dieser simple Aufbau verleiht den Viechern einen hohen Wiedererkennungswert und hat mich, bis auf die strahlenden Gebisse, entfernt an übergroße Critter ohne Augen erinnert. Et voila:

critters

Ach fuck, Critters sahen doch ganz anders aus! Sie hatten auch Fell, aber das wars auch schon...

“Attack the Block” hat auf verschiedenen Ebenen Spaß gemacht. Die wirklich starken Charaktere haben mich mit ihren Sprüchen andauernd zum Lachen gebracht, während die schamlos zur Schau gestellte Brutalität, gegen und durch Aliens verursacht, ein häufig überaschender aber willkommener Kontrast war. Außerdem ist “Attack the Block” deutlich mehr als ein “simpler Science Fiction-Schinken” oder billige Effekthascherei. Erst nach dem Film sind mir Dinge aufgefallen, wie die Verbindung zwischen dem Namen des Bandenanführers “Moses” und seiner dramatischen Rolle im Film.

Viele andere, kleine Botschaften offerieren sich versteckt oder auch mal plakativ in den Dialogen. Wieso beispielsweise hilft der Freund der weiblichen Protagonistin Kindern in Afrika und nicht den sozial verarmten Kids im Londoner Ghetto?

“Vielleicht will der in der Sonne helfen und dabei braun werden?” wirft einer der Neunmalklugen der Gruppe ein. Eine Frage, die gleichzeitig zum Lachen bringt und betroffen macht. Dieser Zwiespalt beschreibt “Attack the Block” eigentlich sehr passend, weswegen ich das einfach mal als Schlusssatz stehen lasse. Wahrscheinlich ist der Film nicht jedermanns Geschmack, von mir jedoch trotzdem eine klare Empfehlung.

Über Thilo (1200 Artikel)
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