Batman v Superman – Wie Zack Snyder die Justice League übers Knie bricht

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5 von 10 unnötigen Traumsequenzen

SPOILER! Ich werde jetzt nicht um den heißen Brei herum reden, weil ihr den Film jetzt sowieso schon alle gesehen habt – und wenn nicht, habt ihr vermutlich auch wenig verpasst.

Weil ich mir die Karte schon vor Wochen gekauft hatte, habe ich mich letzten Freitag trotz furchtbarer Erkältung schniefend und Huster unterdrückend ins Kino geschleppt. Lederlappen gegen Strumpfhose musste einfach abgehakt werden, bevor mich das Internet mit Reviews erschlägt.

Doch was dann folgte, war ziemlich betäubend und ich bin mir sicher, das lag nicht nur an Müdigkeit, Painkillern und seltsamen Kräutertropfen, die in meiner Birne um die Vorherrschaft kämpften. Nein, was da über den Screen flimmerte war langatmig und, ich wage zu sagen, vollkommen unnötig. Musste ich mir da wirklich gerade nochmal die Origin Story von Batman anschauen? Nur in schlecht? Really? Batmans Vater schlägt einem Mann mit Knarre ins Gesicht und wird aus eigener Dummheit erschossen. Dann rennt der kleine Bruce weg, fällt im Wald in ein Loch und wird von einem Tornado aus Fledermäusen wieder raus gehoben. Really? Ich meine, ich war ja auf zwei Stunden Zack Snyder-Close Ups und Symbolik mit der Brechstange gefasst, aber war das nicht ein bisschen viel?

Ah, Aufatmen, es war nur ein Traum. Leider nicht der letzte, denn Snyder hat scheinbar versucht über die Träume des schwer gestörten Batman Stories zu verknüpfen, die nur Hardcore Comic Fans etwas sagen und alle anderen Kinobesucher einfach nur mit einem Fragezeichen über dem Kopf zurück gelassen haben. Wenigstens war dem Fragezeichen neben dem „Zzzzzzz“ nicht langweilig.

Und natürlich war alles wieder schön Batman-düster gehalten. Eigentlich finde ich die Entscheidung den „ernsteren Grundton“ als Alleinstellungsmerkmal beizubehalten und nicht zu versuchen im Kino ein zweites Marvel zu werden, gar nicht so schlecht. Und das Superman nicht mehr der debil grinsende Trottel ist, der sich noch nicht mal traut Lois Lane ein Küsschen auf die Wange zu geben, sondern statt dessen nach getaner Arbeit beim Daily Planet nach Hause kommt, mit Klamotten zu ihr in die Wanne steigt und sie einfach abknutscht, ist soweit auch ok. Aber hätte Snyder ihn nicht wenigstens einmal kurz lächeln lassen können? So als Zeichen, dass es HOFFNUNG gibt? Aber nein, um die Grundprämisse, die Snyder mit der Zerstörungsorgie in Man of Steel etabliert hatte, zu unterstreichen, musste Superman natürlich wieder der gepeinigte Alien-Mann sein, den immer noch keiner so recht leiden kann.

Denn so musste ja die Ausgangslage mit dem Vorschlaghammer zurecht gehauen werden, damit Batman auch einen Grund hat sich den vorhersehbaren Kampf mit Superman zu liefern. Und Junge, der eigentliche Kampf, der dem Film seinen Namen gibt, erschien neben dem viel zu sehr in den Mittelpunkt gerückten Auftritt von Wonder Woman nicht nur beinahe nebensächlich, sondern war auch genauso unlogisch und enttäuschend wie ich ihn mir ausgemalt hatte. OH KRYPTONIT! OH, Speer aus Kryptonit! Nein, bitte töte mich nicht, sonst stirbt meine Mamma!!! Ok, dann zählt jetzt eben alles nicht mehr, was ich, der schlaue Batman, mir vorher zusammen gereimt habe, um einen Grund zu haben Dich umzubringen, und ich rette stattdessen Deine Mom. Alles cool. Lass mal Freunde sein.

Tja und dann kommt das eigentlich Beste am Film: Batman darf der psychopathische Knochenbrecher in Leder sein und zwei Handvoll Ganoven-Affen die Scheiße aus dem Fell prügeln. Der Kampf hat wirklich Laune gemacht. Und überhaupt war ich verblüfft wie gut mir Batfleck dann doch als Bruce Wayne und auch als Batman gefallen hat. Obwohl ich immer noch sagen muss, dass Bens bullig wirkender Körper nie so aussieht, als könne er sich so schnell und pantherartig bewegen, wie er es dann in den Kämpfen tut. Irgendwie hat das eine recht schlimme kognitive Dissonanz bei mir ausgelöst und mich aus der Illusion gerissen. Es war fast, als hätte Batman die ganz reale Superkraft sich von einem Mann im Batman-Kostüm in einen lebenden Computerspielcharakter zu verwandeln. Vielleicht konnte er deswegen gegen den Gott von Krypton bestehen.

Batman-V-Superman-Doomsday

Das große Finale, welches dann folgt, in dem Show Stealer Wonder Woman, mit Jesus-Komplex-Superman und Kanonfutter-Batman gegen einen generisch aussehenden CG-Effect namens Doomsday kämpfen, erinnert mich allzu schmerzlich an das Finale aus Man of Steel. Hier ist Snyder, der eigentlich so gefühlvolle Einzelbilder und Nahaufnahmen produzieren kann, mal wieder der Hauptkompressor weggeflogen. Scheinbar hat er sich eine Nase Koks gegönnt und dann nur zu den CGI-Jungs rüber gerufen „ENERGIE“!

Natürlich muss ein Kampf der halben Justice League gegen den Weltenvernichter Doomsday kräftig Staub aufwirbeln. Doch es kommt gerade bei so unübersichtlichen Over the Top-Kämpfen darauf an, mit geschicktem Fokus die Elemente hervor zu heben, die einen Kampf besonders und emotional machen. Als die endharte Super-Amazone einmal brutal fort geschleudert wird und dies nur mit einem angriffslustigen Lächeln kommentiert, scheint Synder das für eine Nanosekunde begriffen zu haben. Doch dann geht schon wieder alles in einer roten Schockwelle der absoluten Vernichtung und Reizüberflutung unter, die nur im Comic funktioniert und im Realfilm einfach etwas pointierter gehandhabt werden muss.

Seufz.

Was kann ich als Fazit sagen? Der Film ist leider eine recht lose Zusammenstückelung von Story Elementen, um die gewünschten Konfrontationen, auf die Comic Fans gewartet haben, herbei führen zu können. Dabei machen Ben Affleck als Milliardär in Leder und Jesse Eisenberg als wahnsinniger Lex Luthor die beste Figur. Superman hätte auch komplett aus dem Computer kommen können und Gal Gadot, war mir trotz gelungenem Kampf, für eine knallharte und kampferprobte Amazone zu flachbrüstig und spargelarmig. Überhaupt bin ich mit ihr kaum warm geworden und sie hat für mich auch viel zu viel Screen Time beansprucht in einem Film, der Batman v Superman heißt. Miscast. Außerdem fand ich Snyders Bemühungen möglichst auch noch alle anderen Justice League Members kurz anzuteasern, damit dem Justice League-Film nichts mehr im Weg steht, viel zu sehr übers Knie gebrochen. Was Marvel in vielen Spot Light Filmen subtil aufbaut (und dann die wohl verdienten Früchte geerntet) hat, handelt Snyder mit geheimen Lex Corps-Video-Files ab. Schwach, sehr schwach, auch wenn ich die glühenden Augen von Jason Momoa als Aquaman sehr genossen habe. Still love you, Jason! Call me, bro!

Das 3D des Films war faktisch unsichtbar und die Musik war zwar spannend, aber auch ohne erkennbaren Main Theme. Ich finde in meiner Erinnerung nicht zwei aufeinander folgende Töne, die ich summen könnte. Schwach. Da war selbst Man of Steel noch vorzeigbarer.

Nochmal Seufz.

Natürlich hatte der Film auch seine unterhaltsamen Momente. Der erwähnte Batman-Kampf und auch einige andere Szenen – besonders Supermans vor Zorn rot leuchtende Augen – sind mir in Erinnerung geblieben. Auch der ein oder andere Lacher, oder besser Grinser, huschte über mein Gesicht. Aber bei einem Film, der so viel Potenzial hat und so viel verspricht, erwartet ein Fan einfach deutlich mehr. Ich kann deswegen guten Gewissens nur 4 von 10 Punkten geben.

Moment, ich bekomme eine Übertragung rein…

Batman V Superman - Sad Affleck

Ok, ok, Ben… es bricht mir das Herz. Du warst ja auch fast das Beste am Film! Gut, ok, 5 von 10, aber mehr als absoluten Durchschnitt kann ich wirklich nicht rauslutschen. Sorry. Aber Kopf hoch, ist ja nicht Deine Schuld. Geh einfach ins Büro von Zack Snyder, hau ihm eine runter und dann fahr nach Hause und guck noch mal Watchmen.

Über Thilo (1210 Artikel)
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