Gamescom 2016: VR ist tot
Haha, hast Du jetzt echt wegen der Überschrift geklickt? Sorry, VR ist natürlich alles andere als tot.
Für mich war jegliches VR auf der diesjährigen Gamescom nur in gewisser Weise „tot“, im Sinne von „irrelevant“, weil ich kein einziges VR Game probegezockt habe. Im Vorfeld hätte ich mich bei einigen Herstellern online auf Listen setzen lassen können, was ich jedoch auf Grund anderer Lebensereignisse schlicht versäumt habe. Und Anstellen, wie ein Normalsterblicher, kam irgendwie auch nicht in Frage. Dafür wollten einfach zu viele Würste gegessen und Retro Games im Chillout-Bereich gezockt werden.
Aber natürlich saßen an gefühlt jedem zweiten Stand behelmte Menschen rum und tasteten und fuchtelten scheinbar geistig umnachtet in der Luft rum. Andere saßen regungslos da, waren kreidebleich vor Angst, juchzten oder hatten einfach nur ein entzücktes Lächeln auf den Lippen. Um solche und andere Emotionen zu erzeugen, konnte virtuell Achterbahn gefahren, mit dem Superbike geheizt oder bei Resident Evil vor sich hin gezittert werden.
Da ich seinerzeit von Eve Valkyrie schon so begeistert war, hätte ich Resident Evil mit Vorregistrierung natürlich auch mal ausprobiert und wäre vielleicht auch der Aufforderung “Wear the Cowl” nachgekommen, um mich bei Batman: Arkham VR einmal etwas näher in der Bat-Höhle umzusehen.
Doch eine Sache ist mir beim bloßen Beobachten der Leute in ihren virtuellen Welten einmal mehr glasklar geworden: Wir leben bereits in einer Matrix. Oder, wie es Elon Musk, CEO von SpaceX und Tesla auf der diesjährigen Code Conference formulierte: Die Chance, dass wir uns noch in der „ursprünglichen“ Realität befinden, ist 1:Milliarden. Und für die Beweislage müssen noch nicht mal jüngste Beobachtungen in der Quantenphysik herangezogen werden, sondern es reicht simple Logik, bzw. Extrapolation. Wenn die technische Entwicklung und unser Bemühen eine virtuelle Realität zu schaffen, die von dieser hier nicht mehr zu unterscheiden ist, wie gehabt weiter voran schreitet, dann werden wir das in 10, 100 oder 1000 Jahren erreicht haben. Auf der Zeitleiste der Evolution spielt es überhaupt keine Rolle, wann es passiert, solange es passiert.
Aber hey, relax und chill! Wenn mehr Menschen das Leben nicht so ernst und eher wie ein Spiel sehen würden, gäbe es sicher weniger Leid. Also yay, wenn wir in einer Matrix Leben! Ist doch super! Heißt nämlich auch, dass wir alle unsterblich sind, weil unser Geist irgendwo anders ist. Es würde ja auch niemand denken, dass er stirbt, nur weil sein Tauren Schamane bei WoW gelöscht wurde, oder?
Aber kommen wir jetzt mal zu den Spielen, bei denen man noch voll oldschool auf einen Monitor glotzen muss. Da haben mich 4 Stück besonders fasziniert und eins davon habe ich sogar probegezockt. Als da wären:
Final Fantasy 15. Ich habe noch nie einen Teil dieser JRPGs gezockt. Aber die Mischung aus realer Welt mit den ganzen Final Fantasy-Elementen zu einer Urban Fantasy-Suppe gemischt, roch irgendwie ganz bekömmlich.
Seinerzeit hatte ich bereits großen Spaß mit South Park: The Stick of Truth. Die Fortsetzung, South Park: The Fractured But Whole (hahaha got it?), bei der ihr diesmal als Superheld Southpark unsicher macht, ist für mich fast Pflicht. Deshalb wäre ein Probespielen eigentlich nur unnötiges Spoilern gewesen. Es musste also reichen nur sabbernd vor dem Stand abzuhängen und vom Erscheinungstermin zu träumen.
Ebenfalls leise vor mich hin schäumte ich vor diesem Torment-Stand. Leider konnte man den geistigen Nachfolger von Planescape Torment hier nicht probezocken, sondern sich nur mit 2 netten Cosplayerinnen fotografieren lassen. Bin sehr gespannt auf die ersten Bewertungen zu diesem Oldschool RPG.
Und dann stand ich mit pulsierenden Nüstern vor dem Stand zu For Honor, was ich dann auch mal probegezockt habe. Das hat verdammt Bock gemacht! Als Samurai, Wikinger oder europäischer Ritter könnt ihr in diesem auf „realistischen Schwertkampf getrimmten“ Game 3 Kampagnen durchspielen oder euch im Multiplayer die Klingen um die Ohren hauen. Das Abwehren und Zuschlagen war gewöhnungsbedürftig, erzeugte jedoch ein befriedigendes Kampfgefühl. Ich hatte trotz fehlendem VR das Gefühl einen schweren Zweihänder zu führen und mit Wucht auf die Rüstungen der Gegner scheppern zu lassen. Sehr fein! Und von toller Grafik und stimmiger Architektur der Burgen und anderer Gefechtsschauplätze untermalt. Hier mal ein kleiner Teaser:
Vermutlich ist es der geilen Retro-Serie Stranger Things geschuldet, dass ich auf einer Messe, auf der die neusten Errungenschaften der Gaming Industrie vorgestellt werden, die meiste Zeit in der Halle der Retro Games abhing und auf einer Woge des Gefühls ritt. Vectrex, Amiga 500 und die Bravo leisteten mir Gesellschaft, als ich darüber nachsann, ob und wie ich es schaffen kann, einen echten Flipper oder ein altes Arcade-Spiel in mein Büro zu stellen. Wäre einfach zu kultig und ist doch fast ein Muss für jede Man Cave.
Am Ende hieß es dann für mich nur noch shoppen gehen und ab nach Hause. Allerdings war ich von der Masse des Merchandisings schon fast ein wenig überfordert. War es schon immer so, dass der Kram in eine eigene Halle ausgelagert war? Ich hätte da leicht in einen Konsumrausch verfallen können, habe mir jedoch nur 3 neue T-Shirts gegönnt. Beinahe gekauft hätte ich ein Fallout-Monopoly, eine Hearthstone-Kiste und diverse Nerd-Statuen.
Und dann war es ohnehin Zeit zu gehen, da durch einen blauen Spalt plötzlich ein Samurai-Mutant aus der Ming-Dynastie aufgetaucht war und anfing die Besucher k.o. zu schlagen. Bis nächstes Jahr Gamescom! Ich bin gespannt, ob es dann nur noch VR Spiele zu bestaunen gibt oder vielleicht sogar schon die erste Version mit neuronaler Schnittstelle? Brave New World.