Was macht Gunns Superman besser oder schlechter als Snyders?

© DC Studios/ Warner Bros. Pictures
8 von 10 Supermans of the Galaxy
Ich bilde mir nicht ein, dass ich in diesem schwarzweißmalerischen Internet mit dem unausgesprochenen Konsens “bist du nicht für mich, bist du gegen mich”, irgendwie zwischen Snyder- und Gunn-Fanboys vermitteln kann.
Trotzdem wage ich zu behaupten: Beide Superman-Filme haben ihre Daseinsberechtigung. Beiden “Takes” kann ich durchaus was abgewinnen. Beide haben ihre Stärken und Schwächen, auch, wenn ich der 2025er Version unterhaltungstechnisch den ersten Platz gewähren muss.
Dem Man of Steel, einem durchaus gelungenen und sehenswerten Reboot von Superman, konnte ich damals “nur” 7 von 10 Punkten geben. Mehr war einfach nicht drin. Für eine höhere Wertung hatte mich diese Zerstörungsorgie einfach zu deprimiert und zu betäubt zurückgelassen.
Was Snyder gut gemacht hatte:
- Henry Cavill. Alter Schwede, bzw. Brite in den besten Jahren! Optisch war Cavill nie nur Superman – er war der f****** MAN OF STEEL.
- Der Sword & Sorcery-artige Anfang auf Krypton war Metal. Geiles Zeug.
- Der Kampf gegen General Zod und die anderen Kryptonier war atemberaubend. Diese Power! Diese Zerstörungskraft!
- Snyder hat Superman ernst genommen und sich überlegt, wie es aussehen könnte, wenn ein Gott unter Menschen wandelt. Das Ergebnis war defintiv dark & gritty.
Was Snyder weniger gut gemacht hatte:
- Sein Film hatte eine Gravitas, die mitunter erdrückend war. Superman sollte für Hoffnung und das pure Gute stehen. Doch der Mann aus Stahl war zu beschäftigt Hochhäuser zum Einsturz zu bringen, um noch Zeit zu haben Menschen zu retten.
- Apropos Gott unter Ameisen. Snyder hat sich nie die alles entscheidende Superman-Frage gestellt: Ist ein unbesiegbarer Gott, der nur durch Kryptonit besiegt werden kann (Ja oder Magie oder haste-nich-gesehen, irrelevant) nicht story-technisch ungünstig, weil BORING?
- Und wir werden natürlich niemals eine der dümmsten und zum Meme-gewordenen Szenen der Filmgeschichte vergessen, in der Superman seinen Vater absolut grundlos sterben lässt. Immer wieder versuchen Snyder-Hardcore-Fans die Szene zu verteidigen, aber daran gibt es einfach nichts zu verteidigen. Wenn ich GOTT bin und mein geliebter Vater mich wegen seiner fanatischen Überzeugung durch seinen unnötigen Tod traumatisieren möchte, dann rette ich ihn erstmal und wir diskutieren das später aus. PUNKT. Alles andere ist völlig unglaubwürdig. Und SO DUMM! Was, wenn das jemand gesehen hätte? Ähm…ja, wie denn genau? Superman ist so schnell wie der Flash. Wie sollte das jemand sehen? Und selbst WENN. “Sir, ein paar Leute behaupten sie hätten gesehen wie ein fliegender Mann einen anderen Mann gerettet hat”. Antwort: “Ja ne, is klar. Bitte archivieren neben Ufo-Sichtungen und Bigfoot-Augenzeugen.”
Also, Fazit: Zack Snyders Superman ist zu mächtig und zu düster.
James Gunns Superman

© DC Studios/ Warner Bros. Pictures
Dem stellt James Gunn nun das exakte Gegenteil gegenüber und ich fürchte, das Gegenextrem ist auch nicht immer das gelbe vom Ei.
Als absoluter Gunn- und Guardians oft he Galaxy-Fan wollte ich den 2025er Superman einfach lieben. Doch ganz so einfach macht es mir der Ausnahme-Regisseur diesmal leider nicht.
Was Gunn gut macht:
- Keine Origin Story. Das wäre zum x-ten Mal wirklich verdammt öde gewesen. Nein, wir starten in medias res. Super.
- Endlich ist Superman nicht mehr unbesiegbar und langweilig. Er kann Schaden nehmen und besiegt werden – zumindest zeitweise. Das ermöglich überhaupt erst das Aufkommen von Spannung und Dramatik.
- Und endlich ist er wieder Lebensretter. Natürlich kann er auch hier nicht überall gleichzeitig sein, aber wenigstens bekomme ich Szenen gezeigt, die mich davon überzeugen, dass er es stets versucht.
- Er liefert einen wirklich frischen und zeitgemäßen Ansatz der Superman-Geschichte, eingebettet in die Welt von heute. Gleichzeitig gibt es jedoch genug augenzwinkernde Fingerzeige in die manchmal etwas trashige Christopher Reeve-Ära.
- Gunns Film wirkt wie ein zum Leben erweckter Silver Age-Comic. So viel abgefahrener Scheiß muss erst mal in einem Film Platz finden.
- Humor statt Gravitas, auch wenn der nicht immer so gut zündet wie bei Guardians of the Galaxy oder Peacemaker.
Was Gunn weniger gut macht:
- Keine Origin-Story ist super, aber können Meta Humans und Monster jemals so in der Gesellschaft ankommen, dass Menschen sie wie einen aufkommenden Regenschauer behandeln? Teilweise bleiben die Leute stehen und essen in Ruhe ihr Eis zu Ende, anstatt schreiend vor dem Kaiju wegzurennen, dass sie mit dem nächsten Schritt einfach zermalmen könnte. Really?
- Junge, ist der Film messy. Kaum ist ein Plot-Punkt abgehandelt, werden wir schon in den nächsten geworfen. Wirklich wie in einem Comic. Das kann man gut oder schlecht finden. Im Kino wirkte es für mich teilweise etwas “too much”, weil man kaum Zeit hatte die einzelnen Szenen zu verdauen.
- Der Film müsste eher “Lex Luther” heißen oder “Mister Terrific”. So viele Akteure stehlen Superman die Show, dass ich irgendwann das Gefühl eines gewissen Ungleichgewichts nicht mehr loswurde. In gewisser Weise hat man gemerkt, dass Gunn sein Guardians of the Galaxy-Erbe nicht mehr abstreifen kann. Er ist jetzt eben dieser Regisseur, der die freakigen Nebenfiguren liebt und sie in den Mittelpunkt rücken will. Das ist ja auch ok, nur in einem Film der SUPERMAN heißt nicht immer angesagt.
- Der Hund… ja, der war lustig. Aber musste er Superman wirklich SO OFT aus der Scheiße ziehen?
- Hier und da hat es etwas mit dem CGI gehapert, das war nicht immer State of the Art. Davon mal ganz abgesehen, dass es teilweise für seltsamen und unlogischen Quatsch genutzt wurde. Wenn Hochhäuser aufeinander fallen, dann bleiben sie nicht wie überdimensionale Lauchstangen an einem Stück. Die schon aus dem Trailer bekannte Szene wie Superman das Haus 3 Meter vor dem Boden abfängt, um die eine Dame zu retten ist SO CRINGE. Wieso konnte Gunn ihn nicht einfach das Auto packen und in Sicherheit fliegen lassen? DAS hätte Sinn gegeben. Von solchen Szenen gab es eine Handvoll, aber glücklicherweise nicht zu viele.
- Die beiden unnötigsten und langweiligsten Abspannszenen, die ich je gesehen habe. Das kann Gunn so viel besser!
Was ist nun mein abschließendes Urteil zu Superman?
Insgesamt hat mich Gunns bunterer und albernerer Superman einfach besser unterhalten als die Zerstörungsorgie von Snyder. Deswegen gebe ich ihm einen Punkt mehr. Aber der perfekte Superman-Film, den ich ihn mir – vermutlich etwas naiv – von Gunn erträumt hatte, ist es leider auch nicht geworden.