Hotline Miami – Nostalgisches Pixelblut für Bekloppte

9 von 10 Tiermasken

Mit einer Hasenmaske über dem Kopf stürme ich ins Badezimmer. Bevor der Typ auf dem Klo reagieren kann, habe ich ihn mit meinem Samuraischwert in zwei Teile gehackt.

Was ist an dieser Szene verwunderlich?

Genau! Warum hab ich den Typen nicht mit einer Schusswaffe erledigt? Na, weil man die anderen Bewaffneten nicht anlockt, wenn man geräuscharme Nahkampfwaffen verwendet. Ist doch klar.

Nein, ich bin nicht geisteskrank. Zumindest nicht mehr als sonst. Ich spiele nur gerade das süchtig machende Indy Game Hotline Miami, welches man für 8,45€ auf Steam saugen kann. Das Spiel ist mal wieder ein erfreulicher Beweis dafür, dass gutes Gameplay und eine witzige Idee realistische Grafiken und jahrelange Entwicklungszeiten manchmal überflüssig machen können. Auf den ersten Blick erinnert es etwas an den allerersten GTA-Teil, doch dann offenbart sich etwas viel GEILERES.

Als eine Art „Mann fürs Grobe“ lässt man sich in verschiedenen Missionen mafiamäßig anheuern, um stets ein ganzes Gebäude von Widersachern „zu reinigen“. Dafür fährt man einfach irgendwo mit der Karre vor, zieht eine von verschiedenen Tiermasken über den Kopf und pinselt die vorgefundenen Räumlichkeiten mit verschiedenen Nah- und Fernkampfwaffen rot. Wer schwache Nerven hat oder Anstoß an explizit dargestellter und ausufernder Gewalt nimmt, der sollte lieber einen Bogen um Hotline Miami machen. Abgeschwächt wird die Intensität der Blutorgie jedoch durch die Pixelgrafik, die ein tolles Retroflair aufkommen lässt und mich an die guten alten Zeiten erinnert, in denen wir uns als Halbstarke auf dem Schulhof heimlich blutige und indizierte Spiele wie Wolfenstein oder Moonstone zugesteckt haben.

Das furios schnelle Gameplay, die Retrografik und die funkige Musik machen von der ersten Minute an Laune. Allerdings handelt es sich nicht um ein reines Ballergame, sondern eher eine Art „Puzzle Shooter“. Denn wer ein Gebäude wieder lebendig und mit allen Körperteilen verlassen will, muss schon sehr geplant vorgehen. Jeder Gegner tötet den Spieler mit nur einem Schlag, Schuss oder Hieb und muss deshalb absolut präzise aus dem Weg geräumt werden. Kommt er dazu sich zu wehren, ist es vorbei.

Interessanter Weise entsteht durch das häufige Sterben und restarten eines Levels überhaupt kein Frust. Es ist einfach so motivierend einen Weg zu finden mit begrenzter Munition und der richtigen Taktik das selbst initiierte Blutbad zu überleben. So macht es häufig Sinn Schusswaffen erst sehr spät und mit Bedacht einzusetzen, damit durch den Krach nicht alle Gegner einer Etage angerannt kommen. Denn die Munition reicht nie für alle. Manchmal schafft man es, einen anstürmenden Gegner mit der leeren Waffe abzuwerfen und schnell eine neue aufzuheben, doch meistens heißt es „R“ für Reload drücken. Auch Fensterscheiben, die unerwartete Schusslinien eröffnen können und plötzlich heran sprintende Bluthunde machen das Vorgehen tricky.

Es gibt sogar ein paar Endgegner die ebenfalls wieder eine ganz eigene Strategie benötigen, um aus den Stiefeln geballert zu werden. Also, wer auf Retro Games steht und einen starken Magen sein Eigen nennt, sollte hier zugreifen. So, ich muss das jetzt auch … noch ein bisschen Gehirn durch den Raum spritzen lassen.

Über Thilo (1213 Artikel)
Hi, ich bin der Gründer dieses bekloppten Blogs. Außerdem Realitätsflüchter, Romantiker, Rollenspieler, Gamer, Fantasynerd, Kneipenphilosoph und hochstufiger Spinner. Manchmal jogge oder schwimme ich, doch meistens trinke ich Bier.