Godzilla Minus One – Riesenlurch latscht durch Nachkriegsdrama

© Toho Studios

8 von 10 Kamikazepiloten

Ich liebe Kaiju-Filme.

Das muss irgendwie mit meiner Monster-Obsession zusammenhängen. Und da Kaijus verdammt große Monster sind, geht mir dabei dementsprechend monströs einer ab…

Allerdings sind wirklich gute Riesenmonster-Filme rar gesät.

Genre-bedingt sind sie häufig so trashig und unlogisch, dass wirklich nur die abgebrühtesten Kaiju-Fans ihnen etwas abgewinnen können. Wobei Supergurke Kong: Skull Island (Funny Review) zeigen konnte, dass alles eine Grenze hat.

Doch glücklicherweise gibt es auch Beispiele dafür, dass ein Werk zwar trashig, trotzdem aber unglaublich spannend und unterhaltsam sein kann, wie Godzilla vs. Kong (Review).

Was wäre jedoch, wenn ein Godzilla-Film überhaupt nicht “trashig” sein müsste? (Bis auf den Riesenlurch natürlich)

Was wäre, wenn man ein Nachkriegsdrama mit einem Kaiju-Flick zusammenwerfen würde?

Tja, dann kommt – für mich überraschend – der sehr hochwertige und spannende Blockbuster namens Godzilla Minus One dabei heraus, bei dem sich das schnelllebige, 0815-Hollywoodkino gerne mal ne Scheibe abschneiden darf.

Drehbuchautor und Regisseur Takashi Yamazaki schafft mit Godzilla Minus One eine liebevolle Umarmung von zwischenmenschlichem Drama und Kaiju-Action. Die posttraumatische Belastungsstörung eines ehemaligen Kamikaze-Piloten (ja, er war scheinbar nicht der Beste in seinem Job, haha) schafft einen beinahe angenehmen Kontrast zu Godzillas Zerstörungswut. Morbider Weise.

© Toho Studios

Letztere wurde übrigens mit, vergleichsweise, minimalem Budget in Szene gesetzt und hat trotzdem 2023 den Oskar für die besten visuellen Effekte eingefahren. So macht man aus 12 Millionen 112 Millionen. Ich hoffe, du machst dir Notizen, Hollywood.

Ansonsten hat Godzilla Minus One einfach sehr gelungene Kaiju-Momente zu bieten. Die wunderschön in Szene gesetzte Action ist nie nur um ihrer selbst willen vorhanden und hat sich mir nachhaltig auf die Netzhaut gebrannt:

Godzillas Kopf, wie er aus dem Meer auftaucht, als er ein Minenboot verfolgt.

Das blaue Glühen seiner Stacheln, bevor er seinen verheerenden Atomstrahl “erbricht”.

Oder sein an uralte Gummikostüm-Godzilla-Filme gemahnender aufrechter Gang durch die Stadt.

All das hat im Kontrast zum Kriegsleid und dem menschlichen Drama sehr viel Spaß gemacht.

Bei der finalen Bewertung muss ich allerdings 2 Punkte abziehen.

Tatsächlich hätte für mich, bei einem Godzilla-Film, die Waage ein wenig mehr bei der Kaiju-Action runtergehen dürfen als beim menschlichen Drama. Einigen Zuschauern wird die ruhigere, “arthousigere” Seite des Films sicherlich langatmig vorgekommen sein.

Den zweiten Punkt muss ich für eine Szene abziehen, die gerade mal ein paar Sekunden dauert. Sie ist einfach so konstruiert und DUMM, dass sie mich kurz vollständig aus der ansonsten tollen Immersion gerissen hat:

SPOILER!

Ich rede natürlich von der Szene, als Godzilla mit seinem Super-Odem in der Stadt eine atomare Schockwelle entstehen lässt. Die beiden Hauptdarsteller stehen zu diesem Zeitpunkt beide ca. einen Meter entfernt von einer rettenden Häuserschlucht. Und was macht die Dame? Sie schubst ihren Lieblings-Kamikazepiloten in die Gasse und wird selbst fortgeblasen. WHY? Das macht SO überhaupt keinen Sinn. Sie hätte sich auch einfach selbst in die Gasse retten und ihn mitreißen können. Null problemo! Ja, ich weiß, Story-technisch musste sie “scheinbar” sterben, damit sie am Ende dann überraschend doch überlebt haben konnte. Aber das kann man auch glaubwürdiger machen. Besonders, wenn sie vorher immer wieder so heldenhaft dem Tod entkommt, indem sie sich z.B. an einer Stange des Zuges festhält, den Godzilla gerade als Zahnspange im Maul hat… Ich meine, echt jetzt? Überlebt all das, nur um dann zu blöd zu sein EINEN Schritt nach vorne zu machen?

Naja, korrigiert meine Wertung aber nicht dramatisch nach unten. Das ist immer noch einer der besten Godzilla-Filme aller Zeiten. Nicht anschauen auf eigene Gefahr!

Über Thilo (1200 Artikel)
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