Krass: Magic Arena kann Hearthstone echt das Wasser reichen

Ja, ihr könnt leicht erkennen, ob ihr gerade mich verkloppt. © Wizards of the Coast

Das hätte ich wirklich nicht gedacht.

Als legendärer, aber trockener Hearthstone-Junkie hätte ich nie für möglich gehalten, dass mal ein anderes Online-Sammelkartenspiel dem Platzhirsch die Krone streitig machen könnte.

Doch tatsächlich schafft das Magic Arena – auf seine eigene Art und Weise. Und das auch noch kostenlos!

Zunächst sollte man wissen, dass Magic Arena nicht vergleichbar ist mit dem ersten halbherzigen Versuch das berühmteste Sammelkartenspiel der Welt auf den Computer zu bringen. Mit Magic Duels hatte WotC schon 2015 den Schritt ins Digitale gewagt und war, meiner bescheidenen Meinung nach, eher gescheitert.

Magic Duels diente damals vor allem einem Zweck: Magic-Spielern zu zeigen wie geil es ist, live und in Farbe gegen echte Menschen zu spielen. Denn Magic Duels war einfach nur klobig, umständlich und effektlos – In Zeiten von Hearthstone (Release 1 Jahr vor Magic Duels) für ein Onlinespiel schlicht zu unattraktiv.

Doch mit Magic Arena haben die Zauberer von der Küste endlich getan, was getan werden musste:

Alles Wichtige bei Hearthstone abgeguckt.

Den 5 Farben der Magie sei Dank!

Denn “besser gut geklaut, als schlecht neu”. Wer mit den Besten mithalten will, muss natürlich deren Vorteile erst mal selber bieten und dann, auf dieser Grundlage, seinen eigenen Weg finden.

Das Ergebnis ist:

Magic Online macht endlich Spaß!

© Wizards of the Coast

Schon seit 2018 darf sich die Welt an Magic Arena ergötzen. Ich bin nur, wie immer, late to the party.

Die sehr gelungene Talisman Digital Edition von 2014 habe ich auch erst letztes Jahr entdeckt. Man kommt eben zu nichts.

Endlich wurde das digitale Handling vereinfacht, die Effekte aufgemotzt und Anreize durch Quests geschaffen. Letztlich bietet Magic Arena jetzt endlich alles, was auch Hearthstone so erfolgreich macht.

Natürlich sind die Effekte nicht ganz so bombastisch und brillant wie bei HS, aber doch gut genug, um endlich mal die optischen Möglichkeiten eines Computerspiels zu nutzen.

Letztlich ist es auch nicht ganz fair die beiden Online Trading Card Games zu vergleichen.

Denn HS wurde ja von Anfang an als Online Kartenspiel konzipiert und nutzt das Medium perfekt aus. Dafür ist Magic eben um einiges komplexer und hat bei Strategie, Deckbau und Hirnschmalz doch einiges mehr an Tiefe zu bieten. Schon allein der Tatsache geschuldet, dass es bei Magic the Gathering schon immer viel mehr Kartenarten (Planeswalker, Artefakte, Spontanzauber etc.) und dementsprechend auch mehr Kartenfähigkeiten, inklusive Synergien, gibt.

Während wir z.B. bei Hearthstone im gegnerischen Zug lediglich dabei zuschauen können, wie der Gegner uns verdrischt und mit Emotes auf die Palme bringt, können wir bei Magic Arena in jeder Phase des Spiels reagieren und die Strategie des Gegenübers über den Haufen werfen. Und wenn das nur durch einen guten alten Counterspell passiert. Und wer noch Mana offenlässt, kann zumindest immer bluffen, dass er noch “Antworten” auf der Hand hat.

Aber das Schönste daran ist, dass bei Magic Arena die Komplexität des Spiels endlich durch sehr cleveres Interface-Design spielbar gemacht wurde. Endlich geht alles so viel flüssiger und spaßiger von Statten, dass Magic Duels peinlich berührt einen Terror auf sich selber zaubert…

Also, derzeit macht mir Magic Arena extrem viel Spaß und erinnert mich an die guten alten Zeiten, als Magic-Karten tauschen nach der Schule noch der Dreh- und Angelpunkt meines Nerd-Lebens war.

Magic Arena lässt mich jeden Tag durch Quests Gold und Erfahrungspunkte verdienen. So dass ich grob jeden Tag einen neuen Booster öffnen darf.

Hinzu kommt, dass ich auch jeden Tag ein neues Deck gewinnen kann – bis zu 15 Starterdecks, die alle echt geil sind und Spaß machen. So besitzt man von Anfang an gleich einen großen Kartenpool, ohne auch nur einen Pfennig ausgegeben zu haben.

Außerdem sehr fair: Ich bekomme an allen Ecken und Enden sogenannte “Wild Cards”, die ich gegen Commons, Uncommons, Rare und Mythics meiner Wahl eintauschen kann. So ist es auch möglich spezielle Deck-Ideen zu verwirklichen.

Aber Achtung! Einziger Nachteil: Die Karten lassen sich nicht wie bei Hearthstone zu Staub machen und recyclen. Aber gleichzeitig hat das den Vorteil, dass Booster-Pakete keine Karten mehr enthalten können, von denen ich schon das Maximum von 4 Stück gebunkert habe.

Letztlich haben sowohl Hearthstone als auch Magic Arena ihre Daseinsberechtigung. Sie sprechen nur vielleicht unterschiedliche Spielertypen an:

Hearthstone ist für pubertierende Hohlbirnen, die Gegner möglichst hart mit Emotes und Ropen nerven wollen.

Magic Arena ist für Erwachsene, die eine Art erhabenes Fantasy-Schach spielen möchten.

Ok, kleiner Scherz! Jetzt im Ernst:

Hearthstone ist leicht zu lernen, schnell, fun und die Effekte sind phänomenal.

Magic Arena ist kultig, strategisch vielseitig und endlich auch optisch und spielerisch in der Onlinewelt angekommen.

Außerdem muss natürlich gesagt werden, dass Hearthstone viel RNG-lastiger ist, besonders durch die ganzen “Discover”-Mechaniken der Karten. Das kann sehr viel Spaß machen, weil es so überraschend ist, zerstört aber bisweilen auch die eigene Strategie. Bei Magic ist es genau umgekehrt. Ich mag beides.

Der direkte Vergleich Magic Arena – Hearthstone

© Wizards of the Coast / Blizzard Entertainment
 Magic ArenaHearthstone
Handling*********
Lernkurve********
Effekte********
Tiefe*******
Spielmodi*******
Kartengrafik**********
Kosten******
Kultfaktor*********

Handling: Wie leicht geht das Game von der Hand? Wie intuitiv ist die Steuerung?

Hier hat MA endlich aufgeholt, aber HS hat immer noch die Nase vorne.

Lernkurve: Wie schnell rafft ein Neuling die Regeln und Feinheiten?

Klar: Magic mit all seinen Feinheiten zu schnallen, dauert einfach länger.

Effekte: Die ganze Optik des Spiels, bis hin zum Öffnen neuer Päckchen.

Auch hier muss sich MA nicht mehr verstecken, aber an das Feuerwerk von HS kommt es trotzdem lange nicht ran.

Tiefe: Anzahl der Karten und Fähigkeiten. Deckbau. Wie Komplex ist die Taktik?

Hier gewinnt natürlich der Altmeister um Längen.

Spielmodi: Was bietet das Spiel über ein simples 1:1-Duell hinaus?

Mit Battlegrounds, Arena, Adventures etc. hat hier HS noch etwas die Nase vorne. Die vers. Draft-Spielmodi von MA machen alle Spaß, sind aber eben auch recht ähnlich.

Kartengrafik: Wie verzückt ist das Auge beim Artwork?

MA besteht aus vielen genialen Artworks verschiedener Künstler. Da kommt selbst HS nicht mit. Dafür gibt es bei HS genial animierte Karten.

Kosten: Wieviel oder wie lange kann ich umsonst spielen, bis ich nur noch mit Geld weiterkomme?

Hier hat für mich MA klar die Nase vorne. HS ist eine Geld-Saug-Maschine durch und durch.

Kultfaktor: Atmosphäre, Nostalgie.

Kultig sind natürlich irgendwie beide. Doch ohne Magic gäbe es HS noch nicht mal…

Magic Arena 32 Sterne.

Hearthstone 32 Sterne.

Fazit: Unterschiedliche Stärken – Beide sehr gut

Hearthstone ist insgesamt süffiger, schneller, spaßiger und hat gerade für Neulinge, die nicht mit Offline-Magic the Gathering in der Muttermilch großgeworden sind, die größere Kurzweil zu bieten. Gerade durch die vielen Zufallseffekte der Karten (“discover a card” etc.) können manche Spiele vollkommen wahnwitzig werden, allerdings auf Kosten der Berechenbarkeit und Taktik. Diesen Überraschungsfaktor kann man lieben oder hassen.

Trotzdem macht mir Magic Arena genauso viel Spaß. Endlich können Effekte und Online-Spielbarkeit mit Hearthstone mithalten, nur das Konzept ist eben ein etwas anderes. Es biete viel mehr Taktik, beinahe schachartige Momente zum Grübeln, aber eben auf Kosten von Schnelligkeit und Kurzweiligkeit. Aber GENAU DAS macht Magic Arena für mich derzeit zur besseren Wahl, da so das Suchtpotenzial, zumindest gefühlt, weniger hoch ist. Ich blute immer noch von meinem Hearthstone-Exit.

Über Thilo (1196 Artikel)
Hi, ich bin der Gründer dieses bekloppten Blogs. Außerdem Realitätsflüchter, Romantiker, Rollenspieler, Gamer, Fantasynerd, Kneipenphilosoph und hochstufiger Spinner. Manchmal jogge oder schwimme ich, doch meistens trinke ich Bier.