Wie kann die Talisman Digital Edition so FUN sein?

Woran denkt ihr bei den folgenden Äußerungen?

„Haha, ätsch, Pech gehabt, ich habe den Stärkefluss alleine ausgesoffen!“

„Er ist eine Kröte! Schnell, sammelt seinen Kram auf und klatscht ihn weg!“

„Wieso kriege IMMER ICH den Hexenfluch???“

Wenn es da bei euch klingelt, dann habt ihr in den glorreichen 80ern vermutlich ähnlich hart Talisman gesuchtet wie ich.

Ich komme jetzt auf das kultige Brettspiel, weil ein Kumpel sich neulich aus Nostalgiegründen die 4. Edition von Talisman zugelegt hat. Natürlich mit allen 4 großen „Eckerweiterungen“ (Stadt, Katakomben, Hochland und Wald), sowie ein paar kleineren.

Und ich muss sagen, das hat echt nochmal verdammt Laune gemacht!

In den 80ern, während des ersten D&D-Hypes, wurden alle Spiele so schön gnadenlos und düster gestaltet – sowohl inhaltlich, als auch grafisch. Es geht nichts über den dreckig-düsteren nordeuropäischen Mittelalterstil, mit dem der unnachahmliche Gary Chalk das erste Talisman zum Leben erweckt hat. Und das, nachdem der erste handgezeichnete Prototyp von Talisman-Erfinder Robert “Bob” J. Harris noch recht nichtssagend aussah.

Tatsächlich ist das auch mein einziger Kritikpunkt an der nunmehr 4. Edition von Talisman: Es sieht optisch nett aus, aber es kann dem geilen abgefuckten und atmosphärischen Sword & Sorcery-Style von Gary Chalk einfach nicht das Wasser reichen.

Ansonsten hat die neuste Auflage des Fantasy-Brettspiels nur hinzugewonnen. Die Charaktere und die Karten wurden etwas besser gebalanced und der neue Charakterwert „Fate“ (Schicksal) fügt eine sehr interessante neue Komponente hinzu (und macht das Game etwas weniger tödlich…).

Und, wie ich neulich zufällig entdeckte, gibt es ja schon seit 2014 etwas für den schnellen Talisman-Fix zwischendurch von Nomad Games:

Die echt gut gemachte Talisman Digital Edition

Mein Lieblingscharakter, der Gnom, wurde nochmal verbessert in der 4. Edition!

Der einzige Nachteil von Talisman?

Kein Schwein spielt es mehr? Kommt drauf an, ob man nostalgische Kinder der 80er in seinem Freundeskreis hat, weil man ebenfalls ein alter Sack ist, würde ich sagen.

Nein, der „Nachteil“ ist eher, dass es recht lange dauern kann und genügend Leute dafür Zeit haben müssen. Im Zeitalter von Internet Games, dem zweiten Pen & Paper-Rollenspiel-Frühling und Corona ist es nicht immer ganz leicht genügend gestresste Familienväter und -Mütter dafür zusammenzutrommeln…

Enter: Die Talisman Digital Edition!

Um mal eben zu zocken und durch eine der neusten Talisman-Erweiterungen hindurch zu fräsen, ist die Talisman Digital Edition einfach perfekt.

Ihr könnt gegen eine beliebige Mischung aus Freunden, Online-Gegnern oder KI-Spielern antreten und, besonders bei letzterer Variante, die Spielgeschwindigkeit selbst regulieren. Dann muss eine Partie auch nicht mehr X Stunden dauern…

Die Umsetzung von Brettspiel zu digitalem Brettspiel ist dabei wirklich sehr anständig gelungen.

Ein Kampf wird klassisch ausgewürfelt.

Das Brett wird übersichtlich angezeigt, es kann heran gezoomed werden und das Game lässt richtige Würfel über den Plan klackern. Mit einigen netten grafischen und Soundeffekten, sowie einem nett daher plätschernden Fantasy-Gedudel, kommt auf jeden Fall ein nostalgisches Talisman-Flair auf.

Natürlich sind die KI-Gegner nicht immer grenzenlos clever.

Wenn jemand beim Kampf gegen den Doppelgänger einen Stärketrank einwirft und damit sowohl sich, als auch den Gegner verstärkt, kratze ich mich schon am Kopf. Doch gelegentliche Schwächen der KI fallen eigentlich gar nicht weiter auf, da Talisman auch so immer random und tödlich genug bleibt.

PvP-Meister ganz vorne: Normal. “Zauberstab gefunden? HER DAMIT!”

Nach den Spielen bekommt man noch Punkte, Achievements und Runenkarten, damit man wie ein Rollenspiel-Charakter aufsteigen und sich toll vorkommen kann. Unnötig, aber ganz nett für eine Online-Variante von Talisman.

Zudem könnt ihr eigene Hausregeln definieren und auch sonst eine Menge einstellen.

Also mein Fazit zur Talisman Digital Edition

Wer mal eben zwischendurch ne Partie Talisman zocken möchte, aber weder Zeit noch Nerven für das physische Brettspiel hat, sollte sich zumindest das Basisgame auf Steam für schlappe 5-6€ gönnen. Dafür kann man nicht wirklich was verkehrt machen. Die Erweiterungen kosten etwas weniger und liefern neben neuen Karten und Charakteren auch zusätzliche Enden.

Ich versuche derzeit beispielsweise die Eiskönigin der Frostmarch-Edition (Stärke 12 / Talent 12) aus den gefrorenen Pantoffeln zu hauen. Praktisch: Es werden zu Promo-Zwecken immer mal wieder einzelne Erweiterungen freigeschaltet, die ihr dann kostenlos ausprobieren könnt. Auf diese Weise habe ich mir gestern die Werwolf-Edition angeschaut, die ein Geheimtipp für einen Spieleabend beim kommenden Halloween sein dürfte.

Also, alte Talisman-Haudegen, zieht euch die Talisman Digital Edition und lacht und heult euch noch mal zur Krone der Herrschaft durch. Ich finde, es lohnt sich!

Und denkt immer daran: Wenn ihr würfeln müsst und bei einer 1 zur Kröte werdet, fällt – egal wie oft das vorher passiert ist – auf jeden Fall die 1. Garantiert. Das ist das eherne Talisman-Gesetz. Deal with it.

Über Thilo (1210 Artikel)
Hi, ich bin der Gründer dieses bekloppten Blogs. Außerdem Realitätsflüchter, Romantiker, Rollenspieler, Gamer, Fantasynerd, Kneipenphilosoph und hochstufiger Spinner. Manchmal jogge oder schwimme ich, doch meistens trinke ich Bier.