Interview: Ivan Ertlov über Schweine & Spinnen, Mutation und Selfpublishing

© Ivan Ertlov

Ich lese ja eher selten Science-Fiction, schon gar nicht Military Science-Fiction. Doch wie schnell sich Dinge ändern können! Denn dank Ivan Ertlovs Mutation: Alte Freunde und profitable Kriege bin ich plötzlich ein Fan.

Erst war ich nicht ganz sicher, was ich von diesem in jeder Hinsicht ungewöhnlichen Buch halten sollte. Ivan schreibt auf eine unterhaltsame Art „trashig“, wobei „trashig“ dabei bedeutet, dass er gewisse „Konventionen“ guter Romane durchbricht, wovon die 4. Wand nur eine ist…

Wir erleben Space-Abenteuer mit einem Ich-Erzähler namens John Harris, einem ehemaligen Captain der UN-Streitkräfte, der im Jahre 2149 chronisch pleite ist. Und das, obwohl er die Avatar besitzt, ein sündhaft teures Raumschiff des vorletzten interplanetaren Krieges vom Typ „Phobocaster“. Eine Geldspritze kündigt sich an, als er rekrutiert wird, um in Sachen Sauerstoffverlust auf der terrageformten Venus in die Bresche zu springen. Doch dabei gerät er ins Kreuzfeuer der Megakonzerne und Organisationen, die das All der Zukunft beherrschen, und sich gegenseitig die Kuchenstücke vom Teller klauen wollen. Doch Harris ist so schnell nicht platt zu kriegen, besonders, weil er mit seiner Phobocaster stets einen besonderen „Trick“ unter der Haube hat…

Mutation ist ein perfektes Beispiel dafür, dass Bücher immer zu Ende gelesen werden sollten. Ich hätte zu Beginn des „trashig anmutenden“ Romans noch nicht geahnt, welche spannende und komplexe Geschichte sich noch entwickeln und in einem epischen und tiefgründigen, fast spirituellen Finale enden würde.

Ich mochte besonders wie Ivan beim Weltenbau bekannte Konzepte und Technologien benutzt, teilweise weiterdenkt und uns wie selbstverständlich im Alltag von 2149 präsentiert. Dabei blickt er ständig in eine alternative Geschichte zurück, um zu erklären wie die Menschheit sich entwickelt hat. Das tut er häufig politisierend und damit polarisierend, aber auch mit jeder Menge skurrilem (also genialem) Humor. Wenn z.B. erwähnt wird, dass Ikea mal mit genetisch gezüchteten kinderfressenden Elchen Probleme hatte, muss ich schon ziemlich prusten. Oder wenn die Werke des Autors, also Ivans eigene Bücher, in der Geschichte wie zufällig in einem Regal neben dem Herr der Ringe stehen… Soviel trashige Selbstironie (aber auch Selbstbewusstsein!) kann ich nur geil finden.

Letztlich hat mich auch die wirklich toll geschriebene Action am Ball bleiben lassen.

Die Laser-Plasma-Antimaterie-Raumschlachten waren so gut inszeniert, dass sie sich wirklich echt anfühlten. Bisher dachte ich immer Raumschlachten wären nur was fürs Kino. Aber in Mutation fressen sich so schön Schüsse in Coltanversiegelungen oder Ionenhammer-Antriebe heulen auf, dass ich beim Lesen bisweilen ein beinahe synästhetisches Erlebnis hatte. Mitten drin, statt nur dabei. Wollte ich schon lange mal wieder aus der Mottenkiste holen den Spruch.

Also…

Mutation: Alte Freunde und profitable Kriege (Avatar Reihe 1) (Partnerlink)

… ist eine klare Empfehlung als ungewöhnliche, leicht trashige und humorvolle Military Science-Fiction mit ungeahnten philosophischen und erzählerischen Tiefen.

Umso mehr freut es mich, dass Ivan sich die Zeit für ein kleines GROSSES Interview genommen hat.

Autoren-Interview mit Ivan Ertlov

© Ivan Ertlov

Hi Ivan, echt nett von Dir, dass Du Dir die Zeit für dieses Interview nimmst. Hättest Du die außerordentliche Güte Dich kurz den anwesenden Nerd-Wikingern (so nenne ich sie liebevoll) vorzustellen?

Nerd-Wikinger! Ha! Das gefällt mir! Also, ich wurde selbst als UBERNERD in einem sowjetischen Labor aus Einzelteilen von Lesser Nerds zusammengeschraubt, die den Qualitätscheck nicht bestanden und…

…nein, Blödsinn. Ich bin ein in den 70er Jahren in Prag (damals CSSR) geborenes halbwegs humanoides Exemplar. Eigentlich ist Deutsch gar nicht meine Muttersprache, sondern Tschechisch, nur mein Vater war Österreicher und damals irgendwas zwischen Baustoffvertreter und jenseits des Eisernen Vorhangs operierendem Wirtschaftsspion. Aufgewachsen bin ich großteils in Österreich, habe so ziemlich alles studiert, was mich interessierte – auch so manchen kranken Scheiß – und in dutzenden Berufen gearbeitet. Nach einer längeren Phase als DJ, Journalist und Redakteur bin ich als Creative Writer in die Computerspielebranche gegangen und habe mich dort hochgearbeitet. Inzwischen habe ich mehr als 100 Videogames entweder als Schreiber, Producer oder Community Manager begleitet und auch manchen Filmen und TV Produktionen meinen Stempel aufgedrückt.

Wow, außer Präsident warst du also schon fast alles, wenn ich richtig aufgepasst habe. Bei unserer ersten Kontaktaufnahme hätte ich Dich fast aus dem Bett geschmissen, weil Du mittlerweile in Australien lebst. Du ziehst da freiwillig hin… ähm, spinnst Du? Ne, aber Spaß beiseite, hast Du vorher beim Googeln nichts über die riesigen Spinnen und anderen tödlichen Tiere gefunden?

Ha, nein, ich bin gottseidank ganz knapp über der IQ-Schwelle jener zwischen Naivität und strunzdummer Torheit taumelnden Schreckensgestalten, die man in „Goodbye, Deutschland“ und ähnlichen halbgescripteten Billigformaten vorführt wie einst die Tanzbären in der Manege. Will heißen, ich habe mehr als 15 Jahre Vorbereitungszeit in das Auswandern investiert, zwei lange Urlaube in Australien absolviert und meine Hausaufgaben gemacht. Die riesigen Spinnen sind übrigens Huntsman Spider, und die werden in meinem Haus in den Blue Mountains gehegt und gepflegt. Denn sie jagen und fressen die wirklich giftigen Viecher. Meistens ist es friedliche Koexistenz, aber manche Exemplare werden wirklich zutraulich. Und dieser hier wurde richtig fett (der Bilderrahmen hat gut 70cm Länge):

© Ivan Ertlov

Australien ist ein geiles Land, das man selbst als wochenlang herumreisender Tourist oder sogar Work & Holiday Student im Laufe eines Jahres bestenfalls an der Oberfläche ankratzen kann. Wenn man alle Aspekte verstehen, alle möglichen Landschaften sehen und auch in die Kultur und das Wissen der Aboriginal Elder eintauchen will, dann geht es eher in die Jahrzehnte.

Man hält sich also größere Spinnen im Haus, die die kleineren Giftspinnen fangen? Ein Traum! 😉 Dein neustes Buch, Zwergenstahl & Drachenfeuer: Die Königin von Hamb, welches schon jungfräulich vor mir liegt und nur darauf wartet hart rangenommen zu werden, ist „Fantasy“. Dein klarer Schwerpunkt war bisher jedoch „Scifi“. Wie bist du dazu gekommen? Woher die Faszination?

Science Fiction war und ist immer noch mein Lieblingsgenre als Konsument. Ich bin mit Captain Future und Star Trek aufgewachsen, habe die riesigen Story-Arcs von Babylon 5 genossen, bei Space – Above and Beyond den grimmigen Military Alltag inhaliert, die sexualisierte Bizarrwelt von LEXX bestaunt und das Ende von Firefly betrauert. Literarisch war ich aber immer zwischen SF und Fantasy hin- und hergerissen. Es war also eine 50:50 Chance, welches Genre ich zuerst selbst als Schreiber beackern würde. An Mutation habe ich allerdings schon 1997 oder 1998 zu Schreiben begonnen – es hat nur mehr als zwanzig Jahre gedauert, bis das Ding im Kasten war. Ich schätze an der Phantastik generell, dass man sie als Spiegel unserer Welt und unserer Gesellschaft verwenden und Leser*innen so zum ernsthaften Nachdenken bringen kann, selbst wenn es im Kern eine schenkelklopfende Comedy ist..

Bei Mutation habe ich irgendwann sehr den Protagonisten ins Herz geschlossen. Vermutlich, weil er mich mit seinen „Sünden und Gebrechen“ ein wenig an mich selbst erinnert… Wieviel von Dir steckt in Deinen Charakteren? Bist Du John Harris? So wie Tolkien sich vermutlich immer als Gandalf gesehen hat…? 😉

John Harris ist Ivan Ertlov ist Johann Ertl. Das kann und will ich an keiner Stelle leugnen. Sein moralischer Kompass, seine Weltanschauung, seine Bereitschaft, Gesetze „for the greater good“ zu brechen, sein Geschmack, was Essen, Trinken, Waffen und Taktiken, Frauen und Männer betrifft – kein anderer meiner Charaktere kommt so nahe an mich heran. Und deswegen funktioniert er auch so gut als Ich-Erzähler.

Auf dem Autorenfoto oben hältst Du ein „Maskottchen“, das eine Art Markenzeichen für Dich geworden ist. Ein sprechendes Schwein ist mir in Mutation auch schon kurz begegnet – welche Rolle spielt es in Deinen anderen Romanen? Denn ein (hoch-)intelligentes Schwein finde ich einfach zu geil…

© Ivan Ertlov

Das auf dem Foto ist „Schwein-Schwein“, und sie begleitet mich seit vielen Jahren, ich glaube sogar schon mehr als 10. Hier oben auf dem Koffer sitzend, kurz vorm Abflug zur Gen Con in Indianapolis – das war ein Spaß! Und hier ist sie mit ihren australischen Cousins „Porcus“ und „Shamus“ am Strand von New South Wales, wo die Schweinebande den australischen Nationalfeiertag feiert:

© Ivan Ertlov

Grundsätzlich – ich liebe Schweine, wenn das esoterische BlaBla von wegen Seeelentier stimmt, dann ist meines garantiert ein fettes Schwein. Es sind einfach unglaublich schlaue, sympathische, aber auch verschlagene Tiere. Zum anderen ist Fredderick – das sprechende Schwein aus Mutation – ein gutes Beispiel dafür, wie ein Charakter ein Eigenleben entwickeln kann. Eigentlich nur als Gag für Mutation entworfen, war er bei meinen Lesern so beliebt, dass er spätestens mit Band 3 der Avatar Reihe zum tragenden Nebendarsteller mutierte.

Ok, ich lese die Avatar-Reihe weiter. Du hattest mich bei „Schwein“. Apropos schlau: Die Details in Deinen Beschreibungen, politische Zusammenhänge und philosophische Einsichten haben für mich die Personen in Mutation interessant und die Story tief gemacht. Meiner Meinung nach, stammt sowas häufig von jemandem, der „kein unbeschriebenes Blatt“ mehr ist… Wie wichtig ist Deiner Meinung nach Der Autor, seine Bildung und Lebenserfahrung für die Güte eines Buches?

Sehr wichtig, aber man darf es auch nicht ÜBERschätzen. Es gibt Kollegen, die so hervorragend recherchieren, dass kein Unterschied zwischen eigener und kolportierter Lebenserfahrung erkennbar ist. Davor ziehe ich meinen Hut. Ich habe das Glück, sehr vieles er- und überlebt zu haben. Ich weiß, wie es ist, verhaftet zu werden, wie es ist, wenn auf jemanden geschossen wird, wie sich ein freier Fall aus luftiger Höhe anfühlt (Nämlich genial, wenn man gerade beim Klippenspringen ist). Ich war selbst 15 Jahre in der Politik – zwar nebenberuflich, aber als gewählter Mandatar – und habe Einblicke in politische Entscheidungsprozesse bekommen. Ich kann halbwegs gut Schwertkämpfen, notfalls mit fast jeder Handfeuerwaffe von der Beretta bis zur AK schießen, weiß, wie ich – die Legalität außen vorgelassen – in vielen Ländern schnell und diskret an eine solche rankomme. Ich habe Freunde und Bekannte, oder sagen wir es lieber „Kontakte“ in zahlreichen Parlamenten, der NASA, NGOs und investigativen Verbänden. Und ich interessiere mich für fast alles. Ein solches dauernd waches Interesse sowie eine fette Allgemeinbildung sind meiner Meinung nach bei jeder kreativen Tätigkeit von Vorteil.

James Bond aus Österreich fällt mir dazu nur ein… apropos „Legalität außen vorgelassen“… Was mir sehr an Mutation gefallen hat, ist die Art wie du schreibst und dabei gewisse „Regeln“ des Romans hinter dir lässt. Neben dem Durchbrechen der 4. Wand und teilweise schamloser Eigenwerbung, die mich sehr amüsierte, bringst Du auch schon mal einen Klops wie mitten im Buch dem Leser Epilog und Danksagungen vor den Bug zu ballern. Wer oder was reitet Dich da?

Kurzfassung: Ich liebe Trash als Kunstform!

Langfassung: Ich mag es einfach, Regeln zu brechen, die Erwartungshaltung an eine Story, an eine Erzählform, an ein Medium ad absurdum zu führen. Ich war ja CM bei JoWooD, habe 2005 meine eigene kleine Indie-Spielefirma „Homegrown Games“ gegründet und Ende 2010 an einem Spiel zu arbeiten begonnen, dass kein Publisher auch nur mit der Kneifzange anrühren würde – einfach weil es alle bekannten Regeln und den guten Geschmack mit Genuss außen vor lässt. Am Schluss hat dieses abstruse Machwerk trotz Nazizombies und Hakenkreuz die USK Freigabe erhalten, den „Community Liebling 2014“ im Gamestar Voting gewonnen und das wahrscheinlich witzigste GameTube Let`s Play geliefert. Die Avatar Reihe habe ich genau mit der gleichen Mentalität aufgezogen, nur vielleicht mit etwas mehr Qualitätsanspruch.

Finde ich GEIL. Ich will jetzt übrigens eine eigene Phobocaster. Am liebsten mit eingebauter Alice. Ich nehme an, Du auch? Würdest Du Dir im Garten eine bauen lassen, wenn Geld keine Rolle mehr spielte?

Vielleicht nicht im Garten, eher in einem Hangar oder gleich im Orbit. Das Ding soll schließlich fliegen! 😉
Jetzt „Schmäh ohne“, wie wir Österreicher sagen: Ich habe gewisse Vorkehrungen getroffen und es gibt laufende Vorbereitungen, die dafür sorgen sollen, dass ich im hohen Rentenalter (wenn ich dieses erreiche und bei guter Gesundheit bin) tatsächlich mit einem eigenen Raumschiff zumindest in Erdnähe herumgurken werde. Mehr darf ich dazu noch nicht sagen, frag mich in zehn Jahren nochmal.

Darauf komme ich definitiv zurück! Vielleicht hast Du ja dann ein Gästezimmer an Bord, in dem ich mal crashen dürfte, falls ICH dann noch bei guter Gesundheit bin. Bei meinem Bierkonsum aber eher unwahrscheinlich. Ich wünschte ich hätte eine leistungsfähige, künstliche Leber, so wie Harris einen Lungenflügel…

In der zweiten Hälfte dieses Interviews würde ich Dich gerne etwas über das Selfpublishing ausfragen, mit dem du sehr erfolgreich bist. Ich denke, Deine Antworten könnten sowohl für mich, der sich kurz vor dem Selfpublishing befindet, als auch für andere Leser mit halbfertigen Romanen erleuchtend sein…

Ja, ich kann Euch vor allem sagen, wie man es am Anfang am besten NICHT machen sollte 😀

Hast Du es vor dem Selfpublishing mit einem Verlag versucht oder war es Deine erste Wahl? Wenn es Deine erste Wahl war, warum?

Für „Mutation“ habe ich tatsächlich um 2004 herum schonmal mit einem kleinen Verlag verhandelt, das ist damals eigentlich nur daran gescheitert, dass sie auf zwei Jahre dicht waren und ich hoffnungslos naiv geglaubt hatte, das Buch schon in „2-3 Monaten“ fertig schreiben zu können. Und ich wollte nicht so lange warten, bis es dann erscheint. Oh, sweet Irony…

Für „Kolonie“, was ja dann tatsächlich mein Debüt im Selfpublishing war, hatte ich von Anfang an Selfpublishing  geplant – ganz einfach, weil ich im Computerspielebereich auf Steam damit gute Erfahrungen gesammelt hatte und mir dachte, dass es bei Büchern wohl ähnlich ablaufen wird.

Wie siehst Du die Rolle von Verlagen in der Zukunft? Wird das Selfpublishing der Tod für Verlage sein, so wie Youtube und ähnliche Plattformen es für das „normale“ Fernsehen sein könnten?

Nein. Genauso wenig wie Indiefilme Hollywood obsolet gemacht haben, Indiespiele die großen Publisher auslöschen konnten oder über Soundcloud, Bandcamp und Youtube zu Ruhm gelangte Musiker die Plattenlabels zerstören konnten. Self-Publishing ist einfach eine Demokratisierung der Veröffentlichung, so wie es Google Play für Handy Apps und Spiele oder Steam für PC Games macht.

Der Vorteil: Jeder kann veröffentlichen.

Der Nachteil: Jeder kann veröffentlichen.

Im Selfpublishing, wurscht welches Medium, bleibt es letztendlich dem Konsumenten überlassen, durch ein Meer an Mittelmäßigkeit und grottenschlechtem Abfall zu waten, um die Perlen herauszufischen. Dieses „Sichtbar sein“ in ebenjenem Meer ist die große Herausforderung des Self-Publishers, der daher auch immer Marktschreier sein muss, um nicht unterzugehen.

Ich gebe zu, dass Dein Erfolg im Selfpublishing mich inspiriert und motiviert hat, endlich meinen eigenen Roman zu Ende zu tippen und ihn auch auf diese Weise zu veröffentlichen. Dazu beigetragen haben auch Vermerke in Deinen Büchern, die auf das anfängliche Fehlen eines Lektorats bzw. Korrektorats hinweisen. Da hat es für mich „Klick“ gemacht: Kein Geld ausgeben am Anfang (lieber in ein gutes Cover stecken), Freunde und Bekannte ihre Bestes geben lassen, einfach publishen und später eine verbesserte Version hochladen. Waren das auch für Dich Anreize die Freiheiten des Selfpublishings zu nutzen?

NEIN! UM GOTTEs WILLEN, NEIN!

Wiederholt nicht meine Fehler! Es war purem Zufall, Glück und meiner Sturheit geschuldet, dass ich nicht gnadenlos abgestraft wurde. „einfach publishen und später eine verbesserte Version hochladen“ funktioniert in 99,9% aller Fälle eben NICHT, und nur weil ich hier eine winzige Ausnahme bilde, heißt das noch lange nicht, dass man es mir nachmachen sollte. Das Korrektorat muss sitzen, das Cover muss fetzen, der Klappentext muss ansprechen. Hier darf man nichtmal beim ersten Mal Kompromisse eingehen.

Ok, gut zu wissen. Ich werde mein Möglichstes geben. Wenn ich richtig gezählt habe, hast Du jetzt schon 15 Romane im Selfpublishing veröffentlicht und der 16., Tanz des Klingensängers 2, erscheint bereits nächsten Monat! (Du bist eine Stephen King-esque, Bücher-ballernde KANONE!) Sind mittlerweile schon Verlage auf Dich zugekommen, um Ivan Ertlov unter ihr Dach zu ziehen? Was könnten oder müssten solche Dir bieten?

Es ist witzig, wie oft mir diese Frage gestellt wird, mit einem Unterton, der suggeriert, dass ich irgendwo in einer Bubble jenseits des Verlagswesens existiere. Das stimmt aber so nicht. Ich habe in der Vergangenheit für Verlagswerke geschrieben, sei es als Ghost oder über Einzelbeiträge. Im p.machinery Verlag erscheint demnächst mit „Necrosteam“ eine Lovecraft-Steampunk-Anthologie, in der auch ein längerer Text von mir enthalten ist.

Was meine eigenen Romane und Romanreihen betrifft, wird die Sache etwas komplizierter. Tatsächlich ist über einen Literaturagenten bereits 2019, VOR Erscheinen von „Mutation“, ein bekannter deutscher Verlag an mich herangetreten, der den damals dreibändigen Onur-Zyklus in einer Gesamtausgabe wollte. Allerdings wäre eine der Bedingungen gewesen, die deutlich linkslastige politische Schlagseite zu entschärfen, mit der Begründung, dass Military SF Leser eher im rechtskonservativen oder reaktionären Bereich angesiedelt wären. Was ich persönlich für Schwachsinn halte. Die Gespräche waren dann sehr schnell vorbei.

Heute verkaufen sich viele meiner Bücher im Amazon-Kosmos so gut, dass ein typischer deutschsprachiger Verlag wahrscheinlich Schwierigkeiten hätte, ein entsprechendes Garantiehonorar auf den Tisch zu legen. Wobei ich da auch sicher Abstriche machen würde, wenn das drumherum passt – künstlerische Freiheit, gute Betreuung, ein Verständnis für die Phantastik selbst. Wenn man sich zum Beispiel ansieht, wie Fischer Tor auch Selfpublisher mit ins Programm aufnimmt, und welchen Aufwand sie bei tor-online.de treiben – also ja, mit denen würde ich durchaus ernsthaft reden.

Finde ich super, dass Du Deine eigenen Werte und Prinzipien in den Vordergrund stellst. Und der Erfolg gibt Dir recht! Und weil es sich bestimmt für ein gutes Interview gehört (I have no idea): Hast Du noch letzte Worte, Tipps oder Zaubersprüche für Leser Deiner Bücher oder angehende Selfpublisher?

  1. Spart nicht am Korrektorat!
  2. Never eat the yellow snow!
  3. Schweine sind Raumfahrer, kein Futter!

Hahaha. Stimmt alles. Tausend Dank für das Interview! Vielleicht hören wir uns wieder, wenn ich Deinen ersten Klingensänger verschlungen habe. Grüß‘ mir die Kängurus! Davon möchte ich auch eins. Es dürfte mit mir auf meiner Phobocaster leben…

Ich empfehle hier eher die Wombats. Sowas wie ein Schwein im Beuteltierformat!

Beste Grüße aus Australien,

Ivan

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