Kurze Filmkritik und Spoiler Talk: Avengers 2 – Age of Ultron
9 von 10 fliegenden Städten
Joss Whedon hat es wieder geschafft. Was da fast zweieinhalb Stunden über die Leinwand explodiert ist pure Comic-Freude. Avengers 2 – Age of Ultron ist beinahe Nonstop-Action, die rein optisch und in der Anzahl der CGI-Pixel auf dem Bildschirm im Vergleich zum ersten Teil noch einen drauf legt. Nach den düsteren Trailern mit einem von den Fäden los gerissenen Ultron, der die Menschheit auslöschen will, hatte ich zunächst die Befürchtung, dass dieser Teil der Rächer zu düster werden könnte. Doch Whedon hat auch hier alles richtig gemacht: Die sowohl körperlich als auch sprachlich schlagfertige Truppe lockert auch die haarsträubendsten Situationen mit coolen Sprüchen auf und selbst Ultron ist für den einen oder anderen Lacher gut. Seit Dark Knight und Man of Steel ist einfach etabliert, dass DC düsteres Heulsusen-Kino ist und alles von Marvel leichtherziger FUN. Und so darf letztere Einordnung auch gerne bleiben.
Doch, wenn alles so stimmig war – warum dann nicht Hand aufs Herz und volle 10 von 10 Punkten geben? Vielleicht, weil „die Magie des ersten Mals“ diesmal nicht gegeben war. Ich erinnere mich noch genau wie ich beim ersten Zusammentreffen der Avengers im Kino saß und dachte „wow, dass ich in einer Zeit leben darf, in der es möglich ist, Thor, Hulk und Iron Man vollkommen realistisch und unterhaltsam in einem grandiosen Comic-Real-Film auftreten zu lassen.“ Diesmal war es irgendwie vom Gefühl her nichts Besonderes mehr „Earth‘s Mightiest Heroes“ in einem Film vereint zu sehen. Und da auch der Aufbau beider Filme im Prinzip sehr ähnlich ist, steht für mich persönlich Age of Ultron doch einen kleinen Schritt hinter dem ersten Teil. Außerdem gab es ein paar Kleinigkeiten, die mich gestört haben, die ich weiter unten im Spoiler Talk aufgreifen werde. Bin gespannt auf eure Meinung!
Ab hier Spoiler Talk!
Wer den Film noch nicht gesehen hat, erst rein gehen, dann hier weiter lesen!
Wir rufen Dich Galaktika! Vom fernen Stern Andromeda! Kennt das noch einer? Von Hallo Spencer? Daran musste ich unwillkürlich denken, als Stark seine „Veronica“, also sein Hulkbuster-Outfit zu Hilfe rief. Für mich der absolute Höhepunkt des Films. Als der Hulkbuster dem Hulk seine Repetier-Presslufthammer-Faust in die Visage gefeuert hat, ist mein Nerd-Herz im Takt mitgehüpft. Mega!
Überhaupt gab es so viele optische Leckerbissen, die eine perfekte und wahnwitzige Marvel-Atmosphäre erzeugt haben. Die Szene, als die Avengers Ultron zu dritt (Vision, Iron Man und Witch, glaube ich?) mit ihren verschiedenen Energiestrahlen in die Knie zwingen, war für mich so evokativ, bunt und spaßig, dass ich fast auch einen Strahl der Freude abgesondert hätte.
Ebenso genial der Humor an einigen Stellen. Als Quicksilver versucht Thors Hammer aufzufangen! Oder der Kopfnicker in Richtung Avengers 1, als der Hulkbuster dem sich abregenden Hulk noch eine von der Seite verpasst. Herrlich! Was war eure Lieblings-Szene?
Aber jetzt mal kurz zu den erwähnten Kritik-Punkten:
Wer fand noch, dass Ultron einen „seltsamen“ Mund hatte? Wenn er gesprochen hat, sah es aus, als wären seine Lippen aus metallfarbenem Gummi oder Flüssigmetall; fast wie in einem Zeichentrickfilm. Dass hat Ultron natürlich noch unheimlicher (weil menschlicher) gemacht, aber irgendwie fand ich es unpassend für einen Bösewicht aus Metall.
Und dann noch die Sache mit der Logik. Die beiden brillantesten Wissenschaftler der Erde benutzen, ohne groß weiter darüber nachzudenken, die KI in Lokis Stab, um eine Art intelligentes Abwehrprogramm für die ganze Welt ins Leben zu rufen. Genau, weil künstliches Bewusstsein ja so gut erforscht ist und bei sowas ja nie was schief geht. Und dann fliegt ihnen Skynet um die Ohren. Wer hätte es gedacht?
Und Logik die Zweite: Selbst in den hitzigsten Gefechten gegen unzählige Ultrons kriegt keiner der Avengers mal einen Querschläger ab. Ausgerechnet DER Superheld, der schneller rennen kann, als Gewehrkugeln fliegen können, wird am Ende durchsiebt? Why? Wenn Joss Whedon doch noch mal den Dramatik-Hammer auspacken wollte, dann hätte er jemand anderen himmeln sollen. Da hat mir die Quicksilver-Variante aus dem letzten X-Men irgendwie besser gefallen. Scheinbar ging es Whedon genauso, weswegen er seinen „Flash“ kurzer Hand in Dauerurlaub geschickt hat.
Eigentlich sehr gelungen fand ich die Romanze zwischen dem „Grünen“ und der „Schwarzen“. Doch warum genau musste der Hulk am Ende wieder die Einsamkeit suchen? Ich dachte, die beiden wären jetzt ein eingespieltes Team? Sie konnte ihn mit der „Gutenachtgeschichte“ doch scheinbar sehr verlässlich wieder runter kühlen. Ich dachte eigentlich, dass wir endlich einen weniger unberechenbaren Hulk und damit ein etwas vollwertigeres Mitglied der Avengers bekommen hätten. Schade. Ich finde man hätte die „Tickende Zeitbombe-Variante“ des Hulks jetzt mal zu den Akten legen können.
So, wer cool ist, schreibt jetzt mal seine Meinung in die Kommentare. Würde mich sehr interessieren, wie diese Fortsetzung bei euch angekommen ist. War das jetzt schon der Höhepunkt von 2015? Geniales Unterhaltungskino war es allemal.