Urlaubsliebe: Mario Kart 8 Deluxe

© Nintendo

Wolkenloser Himmel und Sonnenschein.

Die Möwen schreien gegen die Brandung der Ostsee an.

Mein Sohn und ich rasen mit unseren Gokarts auf einen Wasserfall zu, springen und heben ab. Aber nur der jauchzende Spross meiner Lenden hat den erforderlichen Geschwindigkeitspilz, um diese feuchte Abkürzung nutzen zu können. Er fliegt über die Schlucht, während ich sang- und klanglos in der Tiefe verschwinde…

Hach, Usedom! Du warst nie schöner, als mit Mario Kart 8 Deluxe!

Eigentlich sollten wir am Strand liegen, ich weiß. Mit salziger Meeresluft in der Nase, Fischbrötchen auf der Zunge und feinem Pulversand in der Poporille. Doch stattdessen sitzen wir im Hotelzimmer und bringen die Nintendo Switch zum Glühen, die mein Sohn zum Geburtstag bekommen hat. Ich kann ja auch nichts dafür, dass er sich dafür entschlossen hat, ausgerechnet im Sommerurlaub 7 zu werden.

Früher dachte ich immer, in Deutschland könne man keinen Sommerurlaub verbringen. Nordsee, Ostsee, irgendwelche absaufenden Inseln – das war für mich alles dasselbe: Kaltes Meer, Regen, langweilige Wattwanderungen. Aber weit gefehlt! Seit einigen Jahren würde ich die Insel Usedom an der Ostsee fast jedem Urlaub innerhalb von Europa vorziehen. Weißer, feiner Pulversand, ein durchaus zum Baden einladendes Meer um die 20 Grad, überraschend frei von Algen, Quallen oder sonstigem “WAS IST DAS DA AN MEINEM BEIN???”-Abfuck (zumindest so lange es windig ist und die Wellen das Wasser klar halten), und eine Sprache, die ich grob verstehe. Mit Kleinkind kann man kaum einen besseren oder sorgloseren Urlaub verbringen!

Wie geil muss also ein Spiel sein, dass ich mich kaum aus dem Hotelzimmer bewegen möchte?

Ich sag’s euch: Mario Kart 8 Deluxe-geil – so geil, müsste es sein.

Mario Kart hat wirklich einen langen Weg hinter sich. So viel hat sich verändert, seit ich damals den, aus heutiger Sicht, augenkrebs-verdächtigen ersten Teil gezockt habe. Und doch ist alles irgendwie angenehm vertraut.

Die Grafik hat natürlich mittlerweile den Sprung ins aktuelle Zeitalter gemacht. Kein nervöses Augenzucken oder spontanes Kotzen auf den Schoss des Nebenmannes mehr.

Und dann das Rennen selbst! Allein die Streckenverläufe lassen mir den Zylinder vom Kopf fliegen. Denn mittlerweile ist Mario Kart ein Rennen zu Lande, zu Wasser und in der Luft.

Wir rasen mit unseren Karts (Bikes, Gleitern, Fantasie-Vehikeln) über die verschiedensten Untergründe, bewegen uns Dank Schiffsschrauben sogar unter Wasser fort oder klappen bei besonders weiten Sprüngen Gleitschirme aus, navigieren die Winde.

Doch der absolute Klou – neu in Mario Kart 8 afaik – ist die Antigravitation!

Mute City aus F-Zero! <3 © Nintendo

Fahrt ihr über blaue Geschwindigkeitsstreifen, drehen sich eure Räder in die Horizontale und werden zu Hovercraft-artigen Magnetdüsen, die euch an Wänden oder Decken fahren lassen. Mit diesem Upgrade sind ganz neue Streckenverläufe möglich, die mir, im wahrsten Sinne des Wortes, die Haare zu Berge stehen und ein ganz neues “Wipeout“-mäßiges Fahrgefühl entstehen lassen. Loopings, Korkenzieher oder sonstige Streckenabschnitte, die bisher nur futuristischen Racern vorbehalten waren, lassen euch so bei Mario Kart glucksen und infantil kichern.

Also mich zumindest.

Die Antigravitation macht so viel Spaß und bietet ganz neue Möglichkeiten für Streckenverläufe, Abkürzungen und schwindelerregende Achterbahn-Effekte – gerade auf großen TVs!

Mario Kart 8 Deluxe hat sofort 48 freigeschaltete Strecken im Angebot, die mit einem unglaublichen Abwechslungsreichtum glänzen. Rückwärts gefahren kommen im Prinzip ja noch mal 48 hinzu. Besonders gut gefallen mir die Hommage-Strecken zu Zelda, Animal Crossing oder Donkey Kong. Bei den beiden reinen F-Zero-Antigravitations-Strecken wie der guten alten MUTE CITY, inklusive passender F-Zero-Musik, muss ich vor Nostalgie fast weinen. Mein Sohn bedenkt mich dann meist mit seinem “get your shit together, old man”-Blick.

Auch die Maio Kart-typischen Items wurden hart gepimpt. die Fragezeichen-Boxen spucken jetzt so viel mehr aus als Panzer, Bananenschalen oder Pilze. Um die 20 verschiedene Gegenstände – wenn ich richtig gezählt habe – können nun den Ausgang des Rennens beeinflussen. Dabei spielt es jedoch eine Rolle, an welcher Position ihr euch beim Aufsammeln einer Box gerade befindet. Was ich anfangs noch gewöhnungsbedürftig fand, macht aber durchaus Sinn und hält das Rennen bis 5cm vor die rettende Ziellinie noch spannend: Umso weiter ihr hinten fahrt, desto besser und mächtiger die Gegenstände, die ihr einsetzen dürft. Während der oder die Führende gerade mal eine Bananenschale droppen oder eine Münze für einen kleinen Geschwindigkeits-Boost kassieren darf, kann der Letztplatzierte einen blauen Panzer gezielt auf den Führenden schießen oder als lebende Kanonenkugel Gegner aus dem Weg räumen und etliche Plätze aufholen.

Ich finde diese Mechanik gut, denn sonst hätte ja niemand eine Chance gegen mich. HUST.

Apropos Mechanik:

Der wichtigste Tipp für Mario Kart 8 Deluxe-Neulinge

© Nintendo

Als Werkeinstellung fahrt ihr bei Mario Kart 8 Deluxe automatisch mit einer eingebauten Fahrhilfe namens “Schlau-Steuerung”. Diese verhindert, dass ihr in krassen Kurven den Abhang runterfliegt und hält euch einigermaßen auf Spur.

Was soll ich sagen… was für meinen Sohn ganz angenehm ist, um in das Spiel reinzukommen und nicht ständig heulend den Controller an die Wand zu schmeißen, ist für alte Mario Kart-Hasen wie mich ein WITZ.

Ohne Mist: Mit Fahrhilfe ist das kein Mario Kart mehr. Noch nicht mal ein ernstzunehmendes Rennspiel, bei dem der Skill zählen sollte.

Außerdem lebte Mario Kart immer vom RUTSCHEN… sliden… driften, oder wie auch immer das heißt.

Wer bei Mario Kart-Turnieren bei den Top of the Pops mithalten können wollte, MUSSTE das “um-die-Kurven-Rutschen” anstandslos beherrschen. Und genau das wird bei eingeschalteter Fahrhilfe auch noch kontrakariert, weil man teilweise wie auf Schienen fährt.

Mario Kart 8 Deluxe macht (für Erwachsene) deutlich mehr Spaß, wenn man kurz nach Rennbeginn über die Plus- oder Minustaste ins Pausenmenü geht, und oben am Pad mit dem L1-Button (müsste es sein) die Fahrhilfe deaktiviert.

Und das wird dann auch gleich krass belohnt!

Denn wenn ihr besonders lange und gekonnt um die Kurven rutscht, verdient ihr euch damit bis zu 3 Boost-Stufen, die euch nach vorne katapultieren, sobald ihr den Rutschen-Knopf wieder loslasst. Das wirkt dann stets wie ein kostenloser Geschwindigkeitspilz und verschafft einen krassen Vorteil. Wenn ich ohne Fahrhilfe, aber gekonntem Rutschen spiele, gewinne ich so gut wie immer, während mein Sohn mit feuchten Augen zu mir rüber blickt, weil er das Sliden noch nicht schnallt.

Gut, aber schlechter fahren kann ich wegen seiner Flunsch auch nicht. Selbst Vaterliebe kennt Grenzen. Und die Grenze ist ganz klar Mario Kart 8 Deluxe.

Also, mein Fazit:

Mario Kart 8 Deluxe ist GÖTTLICH!

Besser war das witzige Kart-Battle noch nie!

Apropos: Natürlich gibt es auch wieder verschiedene Battle-Arenas, in denen ihr euch gegenseitig die Panzer um die Ohren schießen und noch andere Spiel-Modi ausprobieren könnt.

Und selbst bei uns Veteranen-Hasen sollte es etwas dauern, bis wir von 50 bis 200 Kubik alle Meisterschaften mit Goldpokal und drei Sternen abgeschlossen haben.

Wie konnte dieses bereits 2017 erschienene MEGA GAME (ohne Deluxe schon 2014) nur so lange an mir vorbeigehen?

Ich werde wohl alt… und peinlich.

Damit euch das nicht passiert: Schaut euch das MUST HAVE GAME auf Amazon an (Partnerlink), wenn ihr eine Switch habt!

So, ich ziehe dann doch noch mal die Badehose an und gehe zum Strand. Ob ich die Switch als Handheld mitnehme und…? Nein. Bier, Sonnencreme und E-Reader müssen reichen. sonst kommt das zu süchtig rüber. Seufz.

Über Thilo (1213 Artikel)
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