Warum Suicide Squad auf jeden Fall sehenswert ist

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7 von 10 Dämonenherzen

Schon mal schnell aus der Hüfte geschossen: Weil Suicide Squad einfach Spaß macht und nur gegen Ende etwas schwächelt. Die Story um eine Truppe Schwerverbrecher mit besonderen Fähigkeiten, die auf ein Himmelfahrtskommando ausgesendet werden, um im Optimalfall sich selbst und die Bedrohung gleichzeitig in die Luft zu jagen, ist dünn, aber ausreichend, um mit den farbenfrohen Charakteren zu spielen.

Aber zunächst mal möchte ich die zwei Vorwürfe entkräften, die mir als Kritik an Suicide Squad im Vorfeld am häufigsten begegnet sind.

Zum einen hieß es da, der Film sei zu chaotisch und verwirrend. Klar, Suicide Squad erzählt uns viele verschiedene Vorgeschichten und gönnt sich auch mehr als eine Rückblende, doch das passiert stets an der richtigen Stelle und bringt die Handlung vorwärts. Wer das zu verwirrend findet, verläuft sich auch in seiner eigenen Wohnung. Im Gegenteil: An der Stelle hätte ich mir sogar mehr Chaos und Unübersichtlichkeit gewünscht, denn das hätte in einem Film über ein Selbstmordkommando, in dem auch zwei wahnsinnige Clowns mitspielen, für mich eine Art Stilmittel sein und das Gesamtwerk zu verstörender Kunst erheben können. Da war der Film vielleicht schon etwas zu mainstreamtauglich, aber man kann nicht alles haben.

Zum anderen wären die Charaktere nicht „böse“ genug und beinahe weichgespült gewesen, insbesondere der Auftragsmörder Deadshot. Auch diesen Vorwurf kann ich nur bedingt nachvollziehen, denn für mich muss nicht immer schablonenhaft Schwarzweiß gemalt werden, um mich von der verdorbenen Seite eines Individuums zu überzeugen. Ich glaube, Will Smith hatte es an der Stelle auch schwer, da er wohl eher für die Rollen der „Nice Guys“ bekannt ist. Doch trotzdem fand ich ihn auch innerhalb der Story nicht unglaubwürdig. Denn immerhin musste er den Spagat schaffen zwischen seinem Beruf als Auftragskiller und seiner Rolle als Vater. Ich glaube, Deadshot konnte einfach gut Beruf und Familie trennen. Er war abgebrüht genug, um sich von den Schicksalen seinen Opfer zu distanzieren, aber auch nicht so emotionslos, dass er seine Tochter nicht mehr in den Arm nehmen konnte. Ja, vielleicht hätten hier und da noch etwas anarchistischer die Fetzen fliegen können, doch für mich war das weniger Düstere eher der Story und den Gegnern geschuldet, als den Charakteren.

Weniger gelungen fand ich an Suicide Squad eigentlich nur das letzte Drittel des Films. Die Schocktruppen der Bösewichte, waren, im wahrsten Sinne des Wortes, zu generisch, und haben dem vielseitigen Suicide Squad zu wenig Unterhaltsames zur Bezwingung abverlangt. Und auch der Endkampf wirkte etwas einfallslos und zu vorhersehbar. Teilweise kam ich mir in eine Pen & Paper-Rollenspielrunde versetzt vor und gerade hatte der Meister die Initiative für eine Kampfrunde würfeln lassen. „So, jetzt bin ich dran, hmmmmm, was mach ich denn mal, während alle anderen brav warten, bis sie an der Reihe sind?“ Da wurde etwas an Epik und Glaubwürdigkeit verschenkt leider. Ich frage mich immer noch, warum die Alte vor dem Energiestrudel rumtanzen muss, während ihr Göttergatte gerade um seinen Arsch kämpft…

Suicide Squad joker and harley

Aber ansonsten wurde hier beste Unterhaltung geboten: Geile Momentaufnahmen (siehe oben), stets von passendem Rock & Pop untermalt, an den richtigen Stellen Humor eingestreut und wirklich schöne, und oft auch sprichwörtlich, bunte Charaktere. Der sexy Margot Robbie dabei zuzusehen, wie sie als Harley Quinn zwischen beinahe infantilem Mädchen-Charme und monomanischer Anbetung des Jokers hin und her wechselt, war großes Kino. Auch Will Smith hat seine Rolle super gespielt, finde ich. Leider wurde dem Film etwas die Fülle seiner Charaktere zum Fluch, denn natürlich konnte nicht jeder gleichermaßen pointiert zur Handlung beitragen. Den neuen Joker fand ich ebenfalls grandios und auch der Feuerteufel Diablo hätte für mich mehr Screentime haben dürfen. Und dann gab es da noch diese Katana, mit ihrem seelenfressenden Schwert… OMG! Was für ein Potenzial Story-technisch nur in ihrer Klinge steckt! Da hätte ich mir einfach noch mehr Irrungen und Wirrungen mit und zwischen den Charakteren gewünscht.

Man wird auch das Gefühl nicht los, dass hier unglaublich viel weggeschnitten wurde. Ich habe auch einige Szenen im Kopf, die ich in den Trailern gesehen, aber dann im Kinofilm vermisst hatte. Ich denke, dass auch hier, ähnlich wie bei Batman vs. Superman, der Director’s Cut nochmal deutlich besser sein wird.

Fazit: Omg, wie behindert ist es eigentlich „Fazit“ zu schreiben? Egal:

Mit anderen „Ensemble-Filmen“, wie dem ersten Avengers-Teil oder den Guardians of the Galaxy, kann Suicide Squad leider nicht ganz mithalten, obwohl er auf Grund der außergewöhnlichen Figuren wirklich mehr als das Zeug dazu gehabt hätte. Hier wurde leider viel wahnsinnig-lachendes und den Zuschauer auf dem falschen Fuß erwischendes Potenzial verschenkt. Wie gesagt, ich hoffe, auf den Director’s Cut. Aber trotzdem ist der Film auch so eure Eintrittskarte wert.

Über Thilo (1200 Artikel)
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