Wie ein Paladin mit einer Horde Fischwesen zur Legende wurde

Zu Stoßzeiten hatte WoW mal wie viele Spieler? 11 Millionen? Bin zu faul zu googeln, aber die Zahl ist ohnehin lächerlich gegen die Horde zahlender Kunden von Blizzards neuer Ultra-Cashcow. Angeblich 70 MILLIONEN Menschen spielen mittlerweile Hearthstone. Crazy Card Game Apocalypse!

Ein Bruchteil davon sind legendäre Spieler, die es mal im Ranked Mode ÜBER Rang 1 geschafft haben. Und genau die waren mir immer ein kleiner Dorn im Auge. Denn Blizzard hat ganz subtil dafür gesorgt, dass die Elite gut erkennbar ist und in jedem Duell einen winzigen psychologischen Vorteil hat. Bei Hearthstone könnt ihr nämlich verschiedene Kartenrücken für eure Decks sammeln, aber nur einer davon ist es wirklich wert ergattert zu werden:

Der Legend-Kartenrücken, in dessen Flavor text einfach nur „Wow, Hardcore“ steht, weil er so mega schwer zu bekommen ist.

Es macht leider wirklich immer ein wenig Eindruck, wenn euer Gegner zu Spielbeginn diese goldenen Kartenrücken offenbart. Ich erinnere mich noch an Streamerin „Hafu“, die in ganz jungen Hearthstone-Zeiten bei ihrem ersten Zusammentreffen mit so einem Spieler ehrfürchtig ins Micro hauchte: „Omg, guys, this guy is a LEGEND!“

Mir ging es im Verlauf meiner Hearthstone-Karriere eigentlich meistens auf die Eier gegen Legends zu spielen, weil immer etwas unausgesprochen in der Luft zu schweben schien wie:

Hi, ich bin BurningPantz88 und eine LEGENDE in diesem Spiel und wer bist Du, Wurst? Mit Deinem bunten Kinder-Kartenrücken der Schande? I WILL BE YOUR DEATH!

Ich spiele Hearthstone seit Release und bin bisher in fast jeder Saison – die immer einen Monat dauert – bis Rang 5 gekommen. Ab da fangen immerhin die goldenen Ränge an und man darf sich zu den besten 2% der Hearthstone-Spieler zählen. Doch ich hatte bisher nie Zeit oder Geduld die, wie ich sie nenne, eingeseifte Halfpipe hoch zu robben. Denn perfider Weise, gibt es ab Rang 5 keine Win Streak mehr. Das bedeutet, dass ihr für das dritte hintereinander gewonnene Spiel keinen Bonusstern mehr bekommt. Klingt für den Außenstehenden jetzt nicht dramatisch, bedeutet aber die Welt. Denn ab sofort heißt es auf der Leiter: Einen Schritt vor, einen Schritt zurück, einen Schritt vor und schön wieder einen zurück…“ Das kann sehr frustrierend sein. Besonders, wenn ihr die hart erkämpften Sterne wegen Disconnects oder lächerlichem Top Decking des Gegners wieder abgeben müsst. So findet man sich immer recht schnell wieder am Fuße des eingeseiften Mount Olympus wieder.

Doch der schöne Monat Mai sollte für mich anders werden. Viel dramatischer. Ich hatte bis zum Ende des Monats aus Zeitmangel eigentlich gar nicht so viel gespielt. Doch Trumps Murloc Paladin lief mit ein paar Anpassungen ziemlich gut, sogar gegen den allseits verhassten Quest Rogue, und ehe ich mich versah, war ich Rang 3. Hmmm, sogar schon an Rang 5, der berühmten Sackgasse, vorbei. Mein Blick viel auf den Kalender. 29.? Ok, dann schaffe ich Legend rein zeitlich eh nicht mehr, dachte ich leicht enttäuscht. Doch dann geschah das Folgende:

30. Mai:

Irgendwie war es sehr gut gelaufen. Mit wenigen Rückschlägen legte ich eine unglaubliche Win Streak hin, die mich Schweiß und Blut kostete. Ich war sogar schon dazu übergegangen nur noch auf dem Handy zu spielen, weil ich vor Disconnects meiner manchmal schwachen Internetleitung Schiss hatte. Nur noch 5 Siege in Folge und es wäre geschafft. Aber wie wahrscheinlich ist das? Vermutlich dauert es noch 30 Spiele. Bitte Hearthstone-Götter, hat der Mai 31 Tage? Ich versuche das morgen, muss ins Bett.

31. Mai:

Da sich auf Rang 3-1 fast zu 50% Secret Mages tummelten hatte ich mit einem eingewechselten Eater of Secrets fabulösen Erfolg. Was der an Eisblöcken gefressen und die erstaunten Mages hat platzen lassen! Glorreich! Nur noch ein scheiss Sieg! Komm schon! Jetzt nicht von der Kante abrutschen. Ich kann die Ambrosia schon riechen. Oh noes, mein Angstgegner: Pirate Warrior.

Obwohl das nur ein blödes Online-Kartenspiel ist, war das Gefühl, den letzten Schaden mit meinem 1/1 silver hand recruit mit zitterndem Finger auf dem Handy in das Gesicht des Gegners zu lenken unbeschreiblich. Mein Herz pochte und drohte aus meinem Hals zu springen. LEGENDE! YES!

Aber ihr fragt euch nach meinem ausufernden Geschwafel sicherlich…

Wie werde ICH Legende in Hearthstone?

Gar nicht, Unwürdiger! Nun, da ich selbst auf dem Olymp stehe und sehe, wie der Pöbel da unten verzweifelt versucht in das Land von Milch und Honig hochzuklettern, sollten sie die Win Streak für Rang 5 bis Legend niemals einführen. Sonst ist ja jeder DEPP hier oben! Bäh, da ist schon wieder so ein stinkender Zombiearm am goldenen Tor! WACHE!

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Hmkay, *accept*

Ok, aber mal im Ernst. Das ist schon zu schaffen, wenn man cool bleibt. Hier sind meine Tipps und Erfahrungen, die mir besonders diese Saison wichtig vorkamen:

  1. Spielerfahrung. Ernsthaft. Wenn Du gerade erst mit HS angefangen hast, wird es schwer. Man kann nur im Ranked Play steigen, wenn man das Meta Game kennt. Du musst wissen, welche Decks kursieren und was der Gegner sehr wahrscheinlich als nächstes spielen wird.
  2. Hör auf rum zu hampeln und stampf‘ Deine Decks ein. So machen wir es doch alle. Klar hat man auch mal eine gute Deck-Idee, aber am besten einfach eins der Top-Decks ergoogeln und dann an die eigenen Bedürfnisse, bzw. die gerade vorherrschenden Gegner anpassen. Apropos:
  3. Flexibel sein! Wenn Du auf Deiner Leitersprosse gerade zu 80% von Face Huntern weg genagelt wirst, dann spiele Dein Anti-Deck. Yep, um Legend zu werden brauchst Du viele Decks. Die Winchesters können ja auch nicht alle Monster mit demselben Holzpflock töten.
  4. Andererseits: Treu bleiben! Wenn ein Deck eigentlich sehr gut läuft, dann wechsle bei 2 oder 3 Niederlagen nicht sofort frustriert auf ein anderes. Habe ich viel zu oft gemacht. Verlieren gehört dazu. Auf lange Sicht gesehen, steigst Du mit Deinem stärksten Deck vermutlich trotz allem kontinuierlich. Und nur durch permanentes Spielen desselben Decks lernst Du die letzten Finessen. Ich war häufig erstaunt, was man aus manchen Karten-Kombinationen noch machen konnte.
  5. On the fly anpassen! Manchmal kann nur eine einzige Karte, die Du neu reinnimmst den Unterschied machen. Wenn Du nur gegen Paladine und Mages spielst, dann hau was gegen Secrets in Dein Deck. Logisch.
  6. Emotes ausschalten! Vielleicht lassen Dich Flames vom Gegner ja total kalt. Aber wenn Du wie ich gepolt bist, nagt es manchmal schon an Deinem Geduldsfaden. Gerade wenn schon die Zündschnur brennt und Dich der Gegner mit I WILL CRUSH YOU und WELL PLAYED beschallt, kann das Dein ZEN ins Wanken bringen. Erstaunlicher Weise habe ich von Rang 5 aufwärts keine Flames mehr erlebt. Es ist, als ob die Spreu vom Weizen getrennt wäre und das niemand mehr nötig hat. Eine himmlische Ruhe da oben.
  7. Geht Hand in Hand mit dem letzten Punkt: Cool bleiben. Umso mehr Du Dich aufregst bei verlorenen Spielen, desto mehr Fehler machst Du in den nächsten. Ist einfach so. Lieber HS ausmachen und später nochmal wieder kommen, wenn Dein ZEN-Balken wieder aufgeladen ist.
  8. Es ist erst vorbei, wenn es vorbei ist. Es ist so eine Unart schnell aufzugeben, bevor der Gegner den Killing Blow anbringen kann. Hauptsache mein Gegner hat nicht auch noch diese Genugtuung! (I choose death!) Aber wer legendär werden will, muss solche kleinkarierten Gefühlsregungen hinter sich lassen. War für mich auch eine schwer zu lernende Lektion. Denn gerade kurz vor Legend-Rank habe ich noch so viele Spiele durch Beharrlichkeit gedreht. Du weißt nie, ob die letzte Karte in Deinem Deck nicht der Feuerball ist, den Du ganz vergessen hattest.

Ok, mehr fällt mir nicht ein. Vielleicht hilft oder inspiriert ja was davon.

Ich stoße jetzt erst mal mit mir selbst auf meine legendäre Hearthstone-Karriere an. PROST!

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Haha! Den Fehler macht man nur einmal…

Über Thilo (1213 Artikel)
Hi, ich bin der Gründer dieses bekloppten Blogs. Außerdem Realitätsflüchter, Romantiker, Rollenspieler, Gamer, Fantasynerd, Kneipenphilosoph und hochstufiger Spinner. Manchmal jogge oder schwimme ich, doch meistens trinke ich Bier.