Das Sealife in Königswinter ist zur Geisterbahn mutiert
Heute ist es nochmal relativ warm in Bonn, fast 30 Grad. Ok, 27 laut Wetter-App. Sollte man nochmal genießen, bevor der Herbst wieder kühl um triefende Nasen weht. Halloween ist ja auch schon um die Ecke. Und dann ist auch ruckzuck wieder Weihnachten, Silvester, 2019, 2020, 2040, 2049 – Blade Runner und ich hab endlich einen hörigen Bums-Bot.
Aber 27 Grad sind ja auch lächerlich, fast frostig. Vor ein paar Monaten haben noch alle gestöhnt und nachts bei 35 Grad oder mehr ihre Matratzen durchgesifft. Es muss ein solcher ganz besonders heißer Tag gewesen sein, als wir beschlossen haben mein Mimi-Me einzupacken und die Klimaanlage des Sealife in Königswinter in Anspruch zu nehmen.
Yep, wir sind in erster Linie wegen der Klimaanlage hingefahren. Denn eigentlich wollte ich da nie wieder hin, seitdem ich da vor Urzeiten mal ein gescheitertes Date über Studi-VZ hatte. Ja, SO lange ist das schon her. Und damals war das Sealife echt LAME. Ein paar Aquarien, ein Hai-Tunnel mit Haien, die man mit der Lupe suchen musste, und als Höhepunkt ein großes Becken mit Rochen. Gähn!
Aber damals waren die Fischstäbchen auch gerade erst frisch aufgetaut und in bis dato noch unspektakuläre Becken geworfen worden. Alles war noch jungfräulich und unspektakulär.
Doch das Sealife in Königswinter hat sich über die Jahre echt gemacht und ist heute kaum wiederzuerkennen!
Mit seinem Eingang durch eine Geheimtür eines Fake-Bücherregals wirkt es jetzt eher wie eine neue Attraktion im Phantasialand. Dieser Eindruck setzt sich durch die wirklich schick in Szene gesetzten Themengebiete fort, die schön die jeweils gewünschte Atmosphäre wiedergeben.
So findet man sich zunächst bei den Dinos wieder, bzw. Fischen, die es schon seit der Zeit der großen Echsen gibt. Leider schwimmt da kein Megalodon rum, das ab und an in den nahen Rhein entlassen wird, um Jason Statham was zu tun zu geben. Aber immerhin gibt es da diese Drachenschildkröten, die mit ihren starken Kiefern das Schild von Cpt. America durchbeißen können und so seltsame Mulche, die älter sind als die Zeit. Oder so ähnlich.
Nicht unbedingt perfekt passend, aber gerade für Kinder sehr niedlich gemacht sind die Piraten- oder Ritter-Settings. Mich überkam in der Nähe eines Drachen, der sich an verschiedenen Stellen des Raums in und aus der Wand schlängelte, ein gewisses Hobbit-Gefühl.
Und passend dazu, durften Erwachsene wie Hobbits den Unterwasserstreichelzoo befummeln. Jemand bemängelte, dass das doch Belästigung der Tiere wäre. Ich konnte jedoch den Unterschied zu einem normalen Streichelzoo nicht wirklich erkennen. Ich denke mal, die meisten Tiere wollen nicht von grinsenden Idioten malträtiert werden. Wenigstens gab es hier ein Ruhebecken, indem sich besonders hart durchgekraulte Anemonen mal etwas Privatsphäre gönnen durften. Fühlen sich übrigens schön glitschig-ulkig an. Und ich glaube, meiner Anemone hat es auch ganz gut gefallen.
Weiter ging es mit dem 360 Grad-Glastunnel, in dem alle möglichen Rochen, Großfische und Katzenhaie in einem sieben-Meter-tiefen Atlantikbecken mit ca. 600.000 Liter Salzwasser rum schwimmen.
Überhaupt gefiel mir der ganze 20.000 Meilen unter dem Meer-Uboot-Bereich am besten. Nicht nur, dass da die Nautilus abhängt – die ganze Optik der umliegenden Aquarien und das Design der Gänge wurden auf „fantastisches Unterseeboot“ angepasst. Ich hätte mir stundenlang meine Nase an dieser Scheibe plattdrücken und träumen können. Mit den Lichtern sah es fast aus, als wäre da irgendwo ein Ufo ins Meer gestürzt.
Überhaupt waren alle Aquarien themenübergreifend sehr atmosphärisch mit Totenköpfen oder der Optik versunkener Schiffe ausstaffiert. Besonders beeindruckend waren jedoch die nach außen gewölbten „Kuppel-Aquarien“ (keine Ahnung, wie die richtig heißen) mit ihrem faszinierenden Vergrößerungseffekt. Ich bin mehr als einmal erschrocken zurückgezuckt, als plötzlich ein Fisch oder eine Muräne vorbeischwammen und durch den Lupeneffekt wie eine große Seeschlange aussahen.
Also gerade wer Kinder hat, sollte mal schauen, wie sein örtliches Sealife so aufgebaut ist. Ich weiß nicht, ob jedes so „fantastisch“ eingerichtet ist, wie das in Königswinter bei Bonn, aber durch Fütterungen, schaurige Löcher zum Reingreifen oder Knöpfe zum Drücken, geht so ein Besuch weit über „langweiliges Fische-gucken“ hinaus.
Tipp: Am besten die Karten Online kaufen, das ist günstiger!
Das könnt ihr aber zur Not auch noch per Handy vor Ort machen, falls ihr all eure Logins für Online-Banking etc. im Kopf habt.
Mein Mini-Me war jedenfalls begeistert von dem Tag. Und das nicht nur, weil wir nicht draußen bei fast 40 Grad verbrannt sind. Und auch nicht nur, weil er aus dem Shop noch einen Hai-Schnapper mitnehmen durfte.
Ich bin mir sicher, der fliegend Holländer freut sich auf euren Besuch.
Äh…mal Zähne putzen Alter!? Nicht nur Rum saufen…