D&D meets Reality, heute: Die Taverne
„Fritten zum Steak sind einfach so geil!“ stieß Thilo zwischen zwei Schmatzern hervor, während er bemüht war, möglichst viele der in brauner Soße ertränkten Kartoffel-Stäbchen mit seiner Gabel aufzuspießen und gleichzeitig in den Mund zu stopfen. „Besonders, wenn man versucht weniger Frittiertes zu essen und auch mal auf die Linie achtet“, fügte er hinzu und zog das Schälchen mit dem „kleinen Beilagen-Salat“ näher. „Außerdem gleicht das Grünzeug hier ja eine Menge aus, oder?“
„Natürlich.“ Vanessa lächelte gnädig und wandte sich wieder ihren Nudeln zu. Sie hatte ihre Portion kaum angefangen, während Schling-Elementar-Thilo bereits die Reste auf seinem Teller zusammen kehrte. „Boah“, ich glaube, ich könnte noch mehr vertragen … außerdem ist noch Soße übrig!“ Mit einer herrischen Geste zwang Thilo eine vorbei schlendernde Kellnerin zur Aufmerksamkeit und säuselte ihr entgegen: „Wäre es wohl möglich noch ein zweites Schälchen Fritten zu bekommen?“
Die Bedienung sah ihn traurig an. „Es tut mir sehr leid, mein Herr, aber der Boss sagt, keine Ausnahmen. Jeder Gast nur ein Schälchen.“
Mit einem Klirren viel Thilo die Gabel aus der Hand, schlug auf dem Tellerrand auf und katapultierte ein bisschen Soße über den Tischrand, bevor er sie fangen konnte. Dann platzte endlich eine prustende Erwiderung aus ihm hervor, die sich anhörte, als ob er schon seit Minuten die Luft angehalten hatte. „Gnahahahaaaaaaa! Der war gut! Also, ich hätte halt gerne noch ein paar Fritten, weil ich auch noch Soße übrig habe und…“
Das Gesicht der Kellnerin blieb ausdruckslos. Mit einem mitleidigen Lächeln deutete sie über ihre Schulter auf eine Holztür in der Nähe der Toiletten. „Seit einigen Tagen haben wir dieses Problem im Keller. Da verschwinden auf mysteriöse Weise unsere Fritten-Vorräte.“ Die Kellnerin blickte sich um und lehnte sich etwas zu Thilo herunter, als sie unter vorgehaltener Hand flüsterte: „Es wird gemunkelt, dass sich irgendwelche Kreaturen über einen bisher unentdeckten Geheimgang Zutritt verschafft haben.“
Thilo hatte den Ausführungen der jungen Frau wie paralysiert gelauscht und hielt seine Gabel wie eine schützende Barriere vor sich. Sein Grinsen schien dabei zu einer albernen Grimasse festgefroren zu sein. Mühsam rang er sich die Fähigkeit ab seinen Mund zu bewegen, der nun zu einem noch breiteren Grinsen wurde. „Sosoooo“ entfuhr es ihm, „und was sind das für Kreaturen? Mittellose Studenten? Penner? Fritten-Fetischisten?“
Die Kellnerin blieb ernst als sie antwortete. „Ich denke, nicht, mein Herr. Aber ihr seht mir wie jemand aus, der sich gerne ein paar Münzen dazu verdienen möchte. Ich bin mir sicher, der Boss zahlt euch 50 Silberlinge, wenn ihr hinunter steigt und das Problem beseitigt. Außerdem könntet ihr und eure Gefährtin für die Dauer eures Aufenthaltes in dieser Stadt vergünstigt hier trinken.“
Thilos Grinsen war nun so breit geworden, dass Zuschauer ein Einreißen seiner Mundwinkel hätten befürchten können. „Jo das könnte sich lohnen, denn wir wohnen hier in der Nähe.“ Dann lehnte er sich mit amüsiertem Blick zur Vanessa hinüber, deren Antlitz scheinbar ein großes Fragezeichen zierte. „Was ist das hier? Versteckte Kamera – Nerd Edition? LARP or die?“
Die Kellnerin unterbrach ihn indigniert und wollte sich zum Gehen wenden. „Wenn Ihr Euch dieser geringen Aufgabe nicht gewachsen seht, mein Herr, dann werden sich sicherlich andere Abenteurer finden, die sich den Gefahren des dunklen Kellers mutig entgegen stellen. Ich werde vor der Taverne ein entsprechendes Pergament befestigen. Vermutlich sind es nur ein paar Riesenratten und dann werdet Ihr Euch ärgern, dass ihr die leicht zu verdienenden Münzen ausgeschlagen habt.“
Damit entfernte sich die Bedienung und ließ zwei offen stehende Münder zurück.