Die Birds of Prey schießen sich selbst aus dem Himmel

“Birds of Prey” screen cap © Warner Bros.

5 von 10 männerfressenden Raubvögeln

Das ist wirklich einfach nur schade. Birds of Prey hätte so ein geiles Spin-Off von Suicide Squad werden können, wenn er sich auf das Wesentliche besonnen hätte: Gute Unterhaltung.

Dabei fängt alles so vielversprechend an.

Margot Robbie ist als Harley Quinn gewohnt charismatisch und trotz gelegentlich aufblühendem Wahnsinn immer liebenswert.  Die „Deadpool“-Erzählweise mit den ulkigen Comic-Einblendungen und Harleys Durchbrechen der 4. Wand ist spaßig. Da übersieht man auch die etwas konfuse Erzählweise mit den vielen Rückblenden. Birds of Prey ist eben aus Harleys subjektiver Sicht geschildert, die ihren „leicht verwirrten“ Geist wiederspiegelt. Insofern passt das sogar gut. Zitat Harley: „Wenn ich besoffen bin, habe ich immer die besten Ideen“.

Überhaupt sind alle divers gecasteten Schauspielerinnen ihren Rollen mehr als gewachsen und machen in jeder Hinsicht eine gute Figur. Das führt zu witzigen Dialogen und auch einigen netten Actionszenen; besonders wenn Harley mit ihrer Lieblingswaffe, dem Baseballschläger, aufmischen darf. Da bekommt nicht nur die Ex vom Joker Herzchen-Augen.

Zu diesem Zeitpunkt dachte ich noch, dass die Birds of Prey auf solide 7, wenn nicht sogar 8 von 10 Punkten zu flattern könnten.

Doch dann brach das ganze Konstrukt plötzlich wie ein Kartenhaus zusammen. Die Szenen wurden immer bemühter und mittelmäßiger, um dann in einem langweiligen Finale zu enden, welches uns das Gesamtensemble der Raubvögel-Truppe nur für wenige Minuten gönnt.

Doch die Hauptrakete, die die Vögel wie alberne Tontauben aus der Luft geballert hat, lässt sich ziemlich präzise beim Namen nennen.

SPOILER AB HIER.

Sind die Birds of Prey doch nur Feminazi-Propaganda-Trash?

White cis Male: WÜRG!!!!!!! “Birds of Prey” screen cap © Warner Bros.

Leider ja. Großteilig.

Und das sage ich, obwohl ich bereits mit einem extrem dicken Toleranz-Fell angerückt war.

Natürlich hatte ich im Vorfeld bereits Überschriften gelesen, die von männerfeindlichem Feministen-Unfug sprachen. Doch davon wollte ich mich nicht pauschal abschrecken lassen. Immerhin wusste ich ja, dass es sich bei Birds of Prey um eine reine Frauentruppe handeln würde, die dann zwangsläufig mit der Männerwelt kollidiert. Soweit noch nichts Anstößiges. Außerdem ist das ein DC-Film, der in Gotham spielt, einem Sammelbecken aus korrupten Verbrechern, kranken Vergewaltigern und anderen Psychopathen. Da erwarte ich Männer die „Schweine“ sind.

Insofern war ich auch auf subtile politische Botschaften durchaus vorbereitet. Dass es strukturellen Sexismus und Männer mit fragwürdigen Manieren gibt, steht ja außer Frage. Solange der Real Life-Bezug nach dem Prinzip „Show, don’t tell“ hergestellt wird und wirklich zum Denken anregt, finde ich das sogar sehr gut.

Doch wenn ich sowohl durch die Erzählstimme des Films, als auch durch die Handlungen der Charaktere ständig furchtbar dummen Feminazi-Propaganda-Trash mit Harleys Holzhammer in die Fresse geschlagen bekomme, dann jagt das den Spaß am Film doch irgendwann in den Keller.

Wenn die kleine Taschendiebin konstatiert, dass es doch „ok ist, von DUMMEN, REICHEN Weißen zu stehlen“, dann kann ich über die verallgemeinernde Beleidigung und den Rassismus im Rahmen des Films noch hinweg schmunzeln.

Doch bei solchen gelegentlichen Hieben einer pauschalen Weltsicht bleibt es leider nicht.

Ständig wird auf dem Polizeipräsidium betont, dass hinter jedem männlichen Depp eine starke Frau steht und dass Männer NIE selbst etwas leisten, sondern sich immer nur mit den Federn der Frauen schmücken. Klar, böses, privilegiertes Patriarchat.

Etwas Hoffnung keimte auf, als sich ein Asiate anbot der weiße Yang-Punkt im rabenschwarzen Yin dieser Weltsicht zu werden. Dieser nette männliche Restaurantbesitzer, mit dem sich Harley angefreundet hat, durfte scheinbar als nicht-Weißer diese Sonderstellung einnehmen. Aber nein! Es muss gezeigt werden, dass ALLE Männer pauschal böse sind. Natürlich verrät ihr einziger männlicher Freund sie am Ende wegen ein paar Dollar. „Geht nur ums Geschäft, Baby.“

Doch die Krone der Lächerlichkeit durfte der von Ewan McGregor sehr schön schleimig gespielte Bösewicht „Black Mask“ dem Film aufsetzen. Mitten im Film wagt es eine Frau im Klub des Bösewichts zu lachen. Einfach so. In Gegenwart eines MANNES! Daher lässt der erzürnte Besitzer die freche Frohlockerin auf den Tisch steigen und für ihn tanzen. Ausziehen soll sie sich dabei auch noch, um ihre Demütigung komplett zu machen. Ich dachte, dass er sie jetzt jeden Moment umbringt, weil er ja so gerne Leuten sprichwörtlich das Gesicht abschneidet. Doch nichts passierte. Es ging nur darum zu zeigen, dass Männer Frauen demütigen. Diese vollkommen sinnlose Szene, die die Handlung nicht nur nicht vorangetrieben, sondern als sinnloser Einschub nur gestört hat, wurde einfach von der nächsten Szene abgelöst.

Ja, muss man gesehen haben, um es zu glauben.

Angeblich soll Ewan McGregor vor dieser schwachsinnigen, weil extremen Sicht des männerhassenden Feminismus auch noch das Knie gebeugt haben. Er sei stolz in einem Film mitzuspielen, in dem mal „subtil“ (hahaha) auf die Misogynie der Welt aufmerksam gemacht wird. Und das obwohl Birds of Prey ja genau andersrum funktioniert und Männerhass schüren soll. Sorry, aber, da hat sich Obi Wan wohl versehentlich sein Lichtschwert durchs Auge ins Hirn gerammt. Wenigstens als Schauspieler kann ich ihn noch schätzen.

Puh.

Was bleibt ist ein Holzhammer-Feminismus-Film, passender Weise mit einem weiblichen Clown in der Hauptrolle.

Er wird in ausgesuchten Twitter-Filterblasen und Echokammern vielleicht einige vehemente Befürworter finden. Doch die Nadelspitze der Extremisten dürfte zu klein sein, um dem Film genug Geld für ein Sequel einzuspielen. „Go woke, go broke“ wurde ein weiteres Mal sträflich ignoriert. Es ist wirklich 5 vor 12, dass Kreative es schnallen: Zuschauer wollen unterhalten und nicht mit dem Hammer belehrt werden. Schon gar nicht, wenn die Belehrung jeglicher Vernunft oder Plausibilität entbehrt.

Über Thilo (1210 Artikel)
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