Kings of the Wyld müsst ihr lesen!

Was für ein geiler Ritt! Kings of the Wyld von Nicholas Eames.

Alte weiße Männer haben es voll drauf. Das wusste ich schon immer. Doch Nicholas Eames hat mit seinem wahnwitzigen Fantasy-Roadtrip Kings of the Wyld ein ganz besonders charmantes Zeugnis darüber abgelegt. Eines, das mich zum Lachen und zum Weinen brachte; manchmal innerhalb nur einer Seite.

Stellt euch ein Land vor, in dem Heldengruppen wie Rock Stars gefeiert werden. Wer das Zeug dazu hat, schließt sich, ähnlich wie in Goblin Slayer, einer „Band“ an (auf Englisch nicht zwangsläufig eine musikalische Gruppe) und tut was Monsterjäger und Rock Stars eben so tun: Töten, Groupies vögeln, saufen und… ja, vor allem diese drei Beschäftigungen.

Die bekannteste Monsterjägergruppe aller Zeiten, SAGA, ist jedoch etwas in die Jahre gekommen.

Um nicht zu sagen: Der Lack ist ab. Familie, Rücken und Fettleibigkeit sind die neuen Herausforderungen für „Golden“ Gabe, Arcandius „Magic“ Moog, Clay „Slowhand“ Cooper, Matrick „Skulldrummer“ und Ganelon. Motherfucking Ganelon. Fuck Yeah.

Gott, ich liebe Kings of the Wyld!

Es spricht mich auf so vielen Ebenen an:

Alter, weißer Mann mit Rücken? Check.

Fantasy und Rock & Roll gehen Hand in Hand? Check.

Helden mit Humor und Herz? Check.

Eine fantastische von D&D und Videospielen inspirierte Welt? Check.

Road Trip, keine Sekunde langweilig? Check.

Genau mein Humor? CHECK.

Die Idee, dass es alte Knacker noch mal wissen wollen, kennen wir ja z.B. schon aus der Agentenkomödie RED – Retired Extremely Dangerous von 2010.

Doch Gabriel (Golden Gabe), der Frontmann von Saga, ruft seine alten Band-Kollegen nicht aus Langweile erneut zusammen. Seine Tochter Rose, die leider in ihrer Abenteuerlust genau nach ihrem Vater schlägt, hat sich mit ihrer eigenen Heldentruppe in der belagerten Stadt Castia in die Ecke manövriert. Natürlich möchte Daddy sie retten. Die Zeit drängt. Vermutlich ist sie längst tot. Aber Gabe muss es versuchen. Also müssen die anderen Opis aus dem Ruhestand geholt und neu ausgerüstet werden. Denn, um nach Castia zu gelangen, müssen die Rentner den Heartwyld durchqueren, einen von Monstern und Gefahren nur so aus den Nähten platzenden Wald, der das halbe Reich bedeckt. Das Abenteuer ihres Lebens beginnt.

Warum Kings of the Wyld dabei so süffig zu lesen und witzig ist, erklärt sich auch, wenn ihr hinten im Buch das Interview mit dem kanadischen Schriftsteller lest. Zunächst wollte Nicholas Eames nämlich „nur“ eine reine Komödie schreiben – vermutlich in Terry Pratchett-Manier. Doch dann sind ihm seine Charaktere „entglitten“, wodurch sich eine unnachahmliche Mischung aus Drama und Komödie ergeben hat.

Doch nicht nur Humor geht Nicholas Eames so leicht von der Schreibfeder wir mir der Gang zum Bierkühlschrank.

Es sind besonders seine Charaktere, für die ich von Anfang an meine Hand ins Feuer halten würde. Sie alle sind zwar (ehemalige) Helden, aber trotzdem sehr nachempfindbar, weil sie ihre ganz typischen Schwächen und liebenswerten Eigenheiten haben. Dabei hat der Autor die Hauptcharaktere ganz bewusst nach den Mitgliedern einer Rockband modelliert, sowohl in Aussehen und Verhalten, als auch in der Wahl ihres „Instruments“. So fiel es mir z.B. nicht schwer den wortkargen Fels in der Brandung, Clay „Slowhand“ Cooper, mit seinem fetten Holzschild, als den stoischen Bassisten der Gruppe zu sehen.

Doch nicht nur die Helden, sondern auch die Antagonisten sind alle wunderbar in Szene gesetzt. Eames hat ein Händchen dafür bekannte Schurkenfiguren und Monster in einem ungewöhnlichen und überraschenden Licht zu präsentieren. Das ist erfrischend, macht Spaß und sorgt dafür, dass man Kings oft he Wyld nicht einfach so aus der Hand legen kann.

Es würde mich zudem nicht wundern, wenn Nicholas eine blühende D&D-Vergangenheit hätte, denn Running Gags wie der hohe Verschleiß von Barden in Heldengruppen ließen mich ständig wissend grinsen.

Gleichzeitig ist seine Liebe zu Videospielen offensichtlich. Nicht nur, wenn er beiläufig „Murlocs“ erwähnt, sondern besonders in der Choreografie seiner Action-Szenen, die alle begnadet haarsträubend sind und furios das Kopfkino ankurbeln.  

So ist es wohl kein Wunder, dass dem Autor bereits die Film- und TV-Rechte abgekauft wurden. Sollte es tatsächlich zu einer Adaption kommen, dann möchte ich bitte Jason Momoa als Ganelon sehen. Ich bin der Meinung, dass immer noch etwas Conan in ihm steckt und raus will.

Was soll ich sagen? Für mich ist Kings of the Wyld, das schon mit Preisen überhäuft wurde, ein MUST READ und das nicht nur für alte, weiße Männer. Oder ehemalige Rock Stars. Ich habe mir bereits den Nachfolgeband, Bloody Rose, bestellt und kann es kaum abwarten, Golden Gabes knallharte Tochter in Aktion zu sehen. Das Popcorn in meinem Kopfkino ist bereits warm und genussbereit. Kaltes Bier und Heavy Metal gibt’s auch.

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Kings of the Wyld (Mein Review bezog sich auf diese englische Variante)

Oder die deutsche Variante: Könige der Finsternis

Über Thilo (1196 Artikel)
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