Skoutz-Award lässt K.I.-Beiträge zu? ECHT JETZT?
Midjourney: Roboter macht Kunst, während Menschen arbeiten. Ja, ich bin mir der Ironie bewußt, dass ich für diesen Artikel ein K.I.-Bild verwende. Aber ich tauche damit auch nicht auf einer Longlist auf…
Der Skoutz-Award ist für mich damit offiziell eine Lachnummer.
Vermutlich war er das nicht immer und ehrlich gesagt, kannte ich ihn bisher auch gar nicht. Doch seit ich durch meine Autorentätigkeit selbst hin und wieder durch die Buch-Bubble schwimme, bekomme ich natürlich auch mehr mit.
Wie z.B. die Horror-Nachricht, dass das Team des Skoutz-Awards Titel und Cover, die offen(sichtlich) KI-generiert sind, in die Longlists 2024 aufgenommen hat.
Ähm, WAT!???
Da könnt ihr ja gleich dem T-800 die öligen Füße küssen!
Ok, ich kenne die Leute hinter dem Award nicht. Wahrscheinlich sind das alles echt liebe Menschen. Aber hier haben sie eine Fehlentscheidung getroffen, die mir krasse Schnappatmung verursacht.
Menschliche Künstler mit K.I. konkurrieren zu lassen, die von eben jenen alles zusammen geklaut haben, ist ein Schlag in die Fresse für alle Kunstschaffenden. Mit einem brennenden Schlagring.
Klar, kenne ich die Verlockungen von K.I.. Trotzdem sollte Kunst immer noch von Menschen kommen. Ich stand auch schon vor der Wahl meine Buchcover von Midjourney anfertigen zu lassen. Da wären GEILE Sachen bei rausgekommen. Doch stattdessen habe ich ganz bewusst erneut meiner Cover-Designerin beauftragt. Um ihren Job zu erhalten. Weil sie Künstler ist, wie ich, und auch das Geld gut brauchen kann. Ich glaube, das nennt man MITGEFÜHL.
Nochmal, sollte eigentlich nicht so schwer sein:
K.I. soll das menschliche Leben vereinfachen und nicht ersetzen!
Es war sicherlich nie im Sinne der Erfinder, dass irgendwann mal Maschinen Kunst schaffen, während Menschen weiterhin die Drecksarbeit verrichten.
Insofern finde ich die Rechtfertigungen, die das Team vom Skoutz-Award auf ihrer Seite vorbringt ganz besonders lächerlich und mitunter haarsträubend. Ich gehe einfach mal auf all ihre seltsamen Argumente ein:
- Wir haben – ehrlich gesagt – nicht damit gerechnet, in diesem Jahr schon mit der Frage konfrontiert zu werden, und haben daher unsere Regeln noch nicht angepasst. Doch tatsächlich sind erstmals Bücher vorgestellt, bei denen Chat GPT und Co., offiziell als Beteiligte genannt werden. Sie nachträglich aus den Longlists 2024 auszuschließen ist aber nicht seriös. Eine Ansicht, die in der Diskussion viele teilten. Für eine eigene Kategorie reichen die Zahlen aber (noch) nicht.
Wieso bitte ist das nicht seriös? Leute werden wegen jedem lächerlichen Quatsch gecancelt, aber JETZT kommen wir in den Bereich des Unseriösen? Ich muss lachen. Der Versuch einer Analogie: Wenn ich mich für ein herkömmliches Radrennen aufstellen lasse, dann aber rauskommt, dass ich ein leistungsstarkes E-Bike benutze, wäre es dann auch unseriös mich doch noch vom Rennen auszuschließen?
- Es wäre denjenigen, die offen den Einsatz von KI zugeben, gegenüber unfair, wenn man sie ausschließen würde, und jene, die das heimlich und verdeckt tun, dabei sind.
Es wäre denjenigen, die offen häusliche Gewalt zugeben, gegenüber unfair, wenn man sie bestrafen würde, und jene, die das heimlich und verdeckt tun, straffrei ausgehen. Muss man da noch mehr sagen? Unschuldsvermutung und der Glaube an das Gute im Menschen ist und war schon immer die Grundlage des menschlichen Zusammenlebens. Aber deswegen Leute, die offen zugeben “gefuscht” zu haben, zuzulassen, ist wohl kaum die Lösung. Im Gegenteil: Diese Leute, die ein schlechtes Gewissen bekommen haben, sollten freiwillig ihr Werk zurückziehen.
- Es ist auch im Augenblick sehr schwer, praktikable und laienverständliche Grenzen zwischen erlaubter (administrativer) und nicht erlaubter (urheberrechtlich bedenklicher, generativer) KI zu ziehen. Danke für die vielen lesenswerten Beiträge hierzu.
Was hat das damit zu tun? Achso, und nur weil das alles noch schwammig ist, entscheidet ihr im Zweifel für die K.I. und gegen die Künstler? Wat?
- Wir halten es für ausgeschlossen, dass KI auf Dauer aus dem Buchmarkt fernzuhalten ist. Insofern wäre es schief, sie kategorisch nicht zuzulassen.
Klar, ich befürchte dasselbe. Aber es deswegen “schief” zu finden, sie nicht zuzulassen ist schon sehr bekloppt. Ersetzt mal das “KI” in eurem Argument gegen ein beliebiges anderes schlimmes Wort. Nur weil etwas Schlechtes nicht aufzuhalten ist, hilft es der Sache nicht es auch noch zu beschleunigen!
- „Nur die Geschichte zählt“, heißt es beim Skoutz-Award.
Das sollte dann auch dort gelten, wo Computer geholfen haben, sie zu Papier zu bringen. Wo ziehen wir dabei die Grenze, wieviel KI ist erlaubt? Das ist eine Frage, die wir aktuell technisch nicht zufriedenstellend beantworten können. Auch eine rechtliche Bewertung ist nicht unsere Aufgabe, insbesondere, wenn hier erst Standards zu suchen sind.
Nein, verdammt! Die Geschichte soll von Menschen sein. Und natürlich kann man ziemlich präzise Grenzen ziehen, wieviel K.I. erlaubt ist. Seid ihr vielleicht nur zu faul? Wenn jemand K.I. benutzt, um etwas zu recherchieren, wäre das z.B. noch ok. Letztlich ist Googeln ja auch nichts anderes. Niemand rennt in die Bibliothek oder ruft seinen Telefonjoker an, um rauszufinden, ob es im Mittelalter, wie Monty Python uns weismachen will, schon Handgranaten gab. Aber alles, was Künstler arbeitslos macht, sollte ein No-Go sein. Wenn eine K.I. ganze Passagen eines Buches schreibt, den Stil verbessert oder gar ein Cover zusammenklaut, ist eben die Grenze erreicht.
- Wir respektieren das Recht, die Mühe und die Begeisterung hinter den Vorschlägen und verfälschen die Liste nicht durch nachträgliche Streichungen. Schließlich soll sie auch Auskunft darüber geben, welche Bücher insgesamt dem Publikum aus dem letzten Jahr in Erinnerung geblieben sind.
Puh. Ok. Auch hier wieder eine Analogie: Nur weil unter den vorgeschlagenen Kindergärtnern eine Handvoll Pädophile sind, verfälschen wir die Liste nicht durch nachträgliche Streichungen. Wir wollen schließlich die Mühe und die Begeisterung hinter den Vorschlägen respektieren. Ok, das war vielleicht eine etwas drastische und auch geschmacklose Analogie. Als Vater bin ich eben sensibel. Aber ich denke, man schnallt, was ich meine, wenn ich Übertreibung als Mittel zur Veranschaulichung benutze.
Ich kann nur hoffen, dass der Skoutz-Award vielleicht in allerletzter Sekunde noch die Kurve bekommt, K.I.-Werke rausnimmt und die Leute zur Ehrlichkeit anhält.
K.I. ist und bleibt eine Gefahr für Künstler aller Art.
Es spricht ihnen das ab, was sie besonders macht und entzieht ihnen die Lebensgrundlage. Weswegen bei so einer Liste auch kleinlich danach geschaut werden darf.
Denn letztlich ist es doch so:
Es muss nicht jeder ein Autor sein!
Jeder Mensch hat andere Talente und es fördert das Einheitsgefühl der Menschheit, wenn Talente divers gestreut sind und wir alle aufeinander angewiesen sind.
Sorry, aber es muss sich nicht jeder Hinz und Kunz einen Ego-Boost verschaffen, indem er eine K.I. einen Roman schreiben lässt, nur damit er seinen Namen daruntersetzen kann.
Das gilt für die Story, genau wie fürs Handwerk. Schriftsteller schreiben mitunter Jahre, um ihren Stil so zu verfeinern, dass er sich angenehm liest. Wer dafür zu faul ist und einfach eine K.I. die Ecken seiner Kunst abfeilen lässt, sollte imho nicht in derselben Liste auftauchen, wie “echte” Künstler.
So, Auskotzen ende.
Es kommt noch früh genug der Moment, in dem wir einen neuen Streaming-Service aufrufen und der K.I. sagen, dass sie bitte innerhalb weniger Sekunden “Conan 5 mit großbusigen Barbarinnen auf Rollerblades in einem postapokalyptischen Setting mit überraschendem Twist am Ende” erschaffen soll. Also, das ist natürlich nur ein vollkommen wahlloses Beispiel.
Und vielleicht wollte ich diesen Rant wenigstens mit einem heiteren Ton beenden.