12 unverkennbare Merkmale einer Männer-WG

Ich erfreue mich gerade an einem dumpf-matschigen Gefühl im Hirn, wie es nur Hefebier auslösen kann. Es gibt zudem nur wenige Gerüche, die in ihrer Abartigkeit mit einem satten Bierfurz mithalten können.

Aber wenn ein Freund und Kollege, mit dem man die ein oder andere Träne gelacht hat, das Büro verlässt, muss das natürlich entsprechend begossen werden. So kam ich in den Genuss in einer Vorzeige-Männer-WG übernachten zu dürfen, in welcher ich von unkontrollierbaren, sentimentalen Erinnerungen aus meiner Studentenzeit heimgesucht wurde. Faszinierend, dass diese WGs immer noch minutiös jedes bekannte Klischee erfüllen:

  1. Wenn man die Altbauwohnung betritt, entfährt einem so etwas wie „heilige Scheisse.“
  2. Die Gehwege werden von Kristallwäldern aus Flaschen gesäumt. Einige Raritäten darunter sind Jahrzehnte oder Jahrhunderte alt und für Sammler ein Vermögen wert.
  3. An den Wänden hängen Originalposter von Starwars und Bladerunner, welche ebenfalls ein Vermögen wert wären, wenn sie nicht schon fünf mal die Farbe gewechselt hätten. Dazwischen hängt das obligatorische Diebesgut aus Straßenschildern, Alarmleuchten und Radkappen.
  4. Die Regale sind eine Fundgrube für Koriositätenhändler. Mindestens ein Behältnis ist randvoll mit Kronkorken, während die Literatur von Donald Duck bis Dostojewski reicht.
  5. Die Küche ist vollkommen kontaminiert und kann nur unter Lebensgefahr betreten werden. Wie Ripley auf der Nostromo, dreht man sich andauernd gehetzt um, weil man meint etwas wäre im Augenwinkel vorbeigehuscht.
  6. Die Toilette verströmt das Ambiente des Mittelalters und das Bad ist so dreckig, dass selbst Herkules es nicht mit einem umgelengten Fluss wieder sauber kriegen würde.
  7. Eine Kombination aus verschiedensten Alkoholsorten und Körpersäften macht die unverwechselbare Maserung der Sperrmüllcouch im „Common Room“ aus.
  8. Wenn man morgens mit Nackenschmerzen auf dieser erwacht, kommt mindestens ein betäubtes und zugedröhntes WG-Mitglied gerade nach Hause und gibt einem mit einem flüchtigen Victory Zeichen zu verstehen, dass man jetzt schon zur Familie gehört. Das ist bemerkenswert, kann doch derjenige durch massiven Schlafentzug und irreversible Vergiftung seiner Organe keine 2 Meter weit mehr sehen.
  9. Eine lange LARP-Latexwaffe dient als Fernbedienung für die ungesund nahe stehende Glotze.
  10. Der komplette Boden jeden Zimmers ist durch Berge von Schmutzwäsche weich und zum Nächtigen geeignet. Dazwischen steht immer irgendwo ein Fahrrad.
  11. Wo der Boden zu sehen ist, kann unmöglich auf die ursprüngliche Farbe des Teppichs zurüchgeschlossen werden. Auf diesem haben sich menschliche Dramen abgespielt – Es wurde auf ihm gefeiert, geboren und gestorben. Man kann auf den Boden spucken oder aschen, ohne dass jemand die Stelle wiederfinden könnte.
  12. Wenn man irgendwo in der WG etwas ablegt, wird es von der Wohnung absorbiert und kann nie wieder gefunden werden.
Über Thilo (1200 Artikel)
Hi, ich bin der Gründer dieses bekloppten Blogs. Außerdem Realitätsflüchter, Romantiker, Rollenspieler, Gamer, Fantasynerd, Kneipenphilosoph und hochstufiger Spinner. Manchmal jogge oder schwimme ich, doch meistens trinke ich Bier.