Annihilation ist schön creepy und lovecraft-y

8 von 10 „Blumenkindern“

Oh. So langsam werde ich Alex Garland-Fan. Vor Annihilation hat er schon den geilen KI-Horror Ex Machina (2015) gemacht (wundere mich gerade, dass ich keine Review darüber in meinem Blog finde) und davor für Dredd das Drehbuch geschrieben. Und jetzt haut er mit Annihilation einen psychedelischen Scifi Thriller raus, der unheimlicher und – auf eine sehr lovecraftige Art – nicht monströser sein könnte.

 I LIKE, wie man in der heutigen Welt der anglisierten Internet-Sprachverrohung sagen würde.

„Auslöschung“ ist übrigens ein weiterer Film, den sich der neue Streaming-Gott Netflix (heil Dir, oh Mächtiger) unter den Nagel gerissen hat. Und für mich ist der im Vorfeld hochgelobte Film nach Bright und Cloverfield Paradox, eine weitere deutliche Steigerung in Sachen gelungener Blockbuster.

Der komplett aus Frauen bestehende Cast, mit bekannten Gesichtern wie Gina Rodriguez, Tessa Thompson und Natalie Portman in der Hauptrolle, macht seine Sache auch größtenteils gut und glaubwürdig. Neben diesem Aufgebot, das mir fast wie eine neue Truppe weiblicher Ghostbusters vorkam, ging „Star Wars-Pilot“ Oscar Isaac fast ein wenig unter. Zumindest musste ich erst nach dem Film googeln warum, zum Henker, mir sein Gesicht so bekannt vorkam. Vermutlich ist die Connection in meinem Hirn drauf gegangen, als ich mir The Last Jedi mit einem rostigen Löffel durchs Auge weg lobotomiert habe.

Anyhow…

Ich will diesen doch recht anspruchsvollen Film, der mit Körper und Geist, so seine Tänzchen aufführt, gar nicht groß spoilern. Nur so viel:

Ein Meteor schlägt in einem Leuchtturm ein und seitdem breitet sich eine schimmernde „Energiewand“ immer weiter im Land aus, aus der kein Forschungstrupp je zurückgekehrt ist. Enter Portman and the Girls. Die Mädels merken recht schnell, dass sich innerhalb der Barriere einiges anders verhält, als in der normalen Welt. Und so dürfen wir uns als Zuschauer mit den Ghostbusters gemeinsam fragen, was nur Hirngespinste sind und was real ist.

Der Film schafft eine herrlich düstere, bedrückende Stimmung, die in den richtigen Momenten mit blankem Horror „aufgelockert“ wird. Dabei werden Stilmittel benutzt, die auch in Found Footage-Filmen wie Blair Witch Project, schon mega creepy waren. Doch das wahre Grauen wartet natürlich im Finale des Films, das sicherlich den zartbesaiteten Zuschauer etwas verstört zurück lassen kann. Denn wenn etwas unser Verständnis von Regeln und Realität in Frage stellt, dann haben wir es im besten Sinne mit Kosmischem Horror zu tun, den Lovecraft in seinen Werken schon gerne angedeutet hat. Aber wie gesagt, keine Spoiler. Selbst anschauen und wahnsinnig werden. 😉

Es gibt in diesem gelungenen Scifi-Horror aber auch ein paar kleinere Schwachpunkte, die mir aufgefallen sind, die ich, um der Vollständigkeit Willen, natürlich trotzdem erwähnen bzw. andeuten will.

Zunächst wäre da der Rahmen um den Film, der geschickter hätte angelegt werden können. Irgendwie ist es unnötig, dass die Expeditionsleiterin versucht den „Schimmer“ in mehr Mysterien zu kleiden (ist es eine andere Dimension? Etwas von der Erde? Etwas Außerirdisches?), wenn zu Beginn ein Meteoreinschlag gezeigt wird. Oh, big surprise, die Quelle des Schimmers ist außerirdisch.

Und auch das Cliffhanger-Ende mit einem beinahe billigen Bmovie-Effekt, um mehr Unsicherheit und Sequel-Möglichkeiten zu erzeugen, war für mich etwas unbefriedigend. Aber das ist rein subjektiv. Der Regisseur sagte in einem Interview, dass eine gewisse Verwirrung bzw. Unsicherheit durchaus gewollt war. Und tatsächlich passt das ja auch ganz gut zum Film.

Die zweite Schwäche war ein Plot Hole, das ich recht unnötig fand. Mal wieder eins der Marke, „dort sind wir in Sicherheit, aber lass doch lieber was anderes machen, damit mehr Leute sterben.“ Aber auch das könnte ein Stilmittel des Films sein, in dem man sehr viel interpretieren und aus verschiedenen Perspektiven sehen kann. Vermutlich werdet ihr die Szene erkennen, wenn ihr sie seht. Und sehen solltet ihr den Film auf jeden Fall. Am besten heute Abend. Angenehme Träume.

Über Thilo (1210 Artikel)
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