Das Deathstalker Remake fetzt

© Raven Banner / Entertainment (Canada) / Shout! Studios (United States)

8 von 10 schreienden Gummigeistern

Gestern habe ich mich mit dem unvergleichlichen Cirdan, dem wahrscheinlich größten lebenden Tolkien-Experten (siehe eins seiner Bücher), nach Köln begeben, um mir im Rahmen des Fantasy-Filmfestes ein Remake von Deathstalker hinter meine ungläubigen Pupillen zu massieren.

Ehrlich gesagt, keine Ahnung, was Cirdan sich davon erhofft hatte. Vermutlich wollte er sich durch den qualitativen Kontrast zu Herr der Ringe umbringen.

Ich hingegen weiß genau, was ich da wollte: Gummimonster, Blut und Trash.

Und bei den blutigen Stümpfen von Deathstalkers Feinden, genau das habe ich bekommen!

Aber ich muss vorne anfangen. Wenn man sich auf dem Fantasy-Filmfest einen Streifen zu Gemüte führt, dann kommt es auf die Gesamterfahrung an. Und für mich, als Ur-Bonner, gehört dazu auch die Erfahrung, überhaupt das sagenumwobene Königreich “Köln” zu erreichen.

Nachdem sich mein Navi und ich durch das verwirrende Netz aus dimensionsverschobenen Ringen, ewigen Baustellen und finsteren Tunneln gekämpft hatten, die die Zwerge einst angelegt haben, um Angreifer von Köln fernzuhalten, stand ich endlich vor dem Residenz-Kino.

Sobald ich eingetreten war, umfing mich sofort die typische Genre-Kino-Atmosphäre. Seltsame Gestalten, die teilweise auch im Film hätten mitspielen können (vielleicht ist das in Köln auch normal?), hatten sich hier versammelt. Man sah sich gegenseitig in die Augen und wusste: Du bist schräg, ich bin schräg, wir sind hier unter uns.

Und dann war es soweit. Wie bei einer Sneak Preview-Vorstellung gab es erst einen Moderator und dann noch zwei Einspieler – unter anderem von Regisseur Steven Kostanski persönlich, der den anwesenden Nerds viel Spaß wünschte und betonte, dass er es bereute nicht unsere Gesichter beim Film sehen zu können.

Nur wenig später, wusste ich, was er damit gemeint hatte…

Wobei ich ja nicht ganz unvorbereitet zum diesem trashigen Sword & Sorcery-Abenteuer angetreten war. Durch Stevens verdammt unterhaltsamen Low Budget-Fantasy-Horror-Trash Psycho Goreman waren meine Synapsen bereits auf Apokalypse eingestellt.

Keine nackten Jungfrauen – dafür mehr fliegende Köpfe

Deathstalker und das Ding aus dem Sumpf – Freunde fürs Leben. © Raven Banner / Entertainment (Canada) / Shout! Studios (United States)

Die Story des Films ist eigentlich unwichtig. Irgendwas mit untoten Dreadites, einem Magier namens Nekromemnon und warum Deathstalker dringend ein Schwert mit vier Klingen braucht.

Letztlich kommt es bei dieser Genre-Perle für Liebhaber nur darauf an, was Steven Kostanski mit nur 70.000 Dollar (!!!) auf die wankenden Zombiebeine gestellt hat.

Und das ist einiges!

Ich könnte mir vorstellen, dass ein Großteil des Budgets allein für die Gage von Ex-Model und Bloodsport-Legende (Teil 2-4) Daniel Bernhardt draufgegangen ist. Daniel spielt den mit typischer Barbaren-Intelligenz gesegneten Deathstalker sehr solide und bringt die nötige Kampferfahrung mit.

Der Rest der Kohle, ich schätze ca. 100 Dollar, wurden für Crew-Verpflegung, einen LARP-Fundus aus Latexkostümen und zehn Eimer Schweinegedärme auf den Kopf gehauen.

Und ja, das sieht man.

Aber wer nun den Film anhand dieser “Qualitätsmerkmale” bewerten möchte, hat nicht verstanden, worum es Leuten geht, die freiwillig ein Remake von Deathstalker (1983), einem der grottigsten Conan-Trittbrettfahrer überhaupt, anschauen.

Die albernen Gummimonster, die hier und da eingestreute Ray Harryhausen-Stop Motion-Technik und die umherfliegenden Metzgerei-Abfälle machen den Charme dieses Films aus. Er wirkt damit wie aus einem blutigen Guss gefertigt und setzt sich mit seinem handwerklichen Geschickt und der Liebe zum Detail wohltuend von CGI-überfrachteten Hollywood-Produktionen ab.

Steven hat also alles richtig gemacht.

Wer dem Geist des Originals gerecht werden möchte, muss einfach in Kanada drehen, fehlendes Fantasy-Terrain per Hand nachmalen und dann die schleimig-glänzenden Latexkreaturen durch so viele Farbfilter jagen, dass am Ende dieser unverwechselbare Sword & Sorcery-Trash-Look entsteht.

Das muss man einfach wissen, wenn man meine 8 von 10-Bewertung auch nur im Ansatz zu verstehen versucht.

Ich finde einfach fantastisch, wieviel Spaß man mit einem Film haben kann, der so wenig gekostet, dafür aber so konsequent und mit so viel Hingabe produziert wurde. Man merkt einfach, dass der Satz, der mir als Autor auch schon so häufig gesagt wurde, wahr ist: “Der Inhalt ist fast egal, wenn man merkt, dass der Autor selbst Spaß bei der Sache hatte. Das ist einfach ansteckend.”

Vielleicht sollte ich mal meine Hexenhammer-Romane ins Englische übersetzen und an Meister Kostanski schicken. Das verfilmte Ergebnis wäre sicherlich… äh… Mir schmilzt der Krapfen in der Hose bei dem Gedanken.

Erwähnenswert ist auch der Humor in Deathstalker, der die ausufernden Splatter-Effekte schön kontrastiert hat und in regelmäßigen Abständen den Kinosaal grunzen ließ wie den Schweinekrieger, der natürlich auch nicht fehlen durfte.

Egal wie flach die Witze durch den schummrigen Wald gekrochen kamen, sie fügten sich immer ins trashige Gesamtwerk ein. Da war selbst der übermäßig strapazierte Running Gag des unfähigen “Orko”-Gnoms, der ständig seine Energieblitze Deathstalker in die Eier ballert, anstatt in Monsterfressen, gut aushaltbar.

Allein die Art, wie Deathstalker das klobige Vier-Klingen-Monstrum immer wieder als wunderschön und “das perfekte Schwert” beschreibt ist einfach zum Schreien.

Wer jetzt noch für mich ein paar Conan-Anspielungen und andere Kultfilm-Referenzen einbaut, hat alles richtig gemacht.

Dem Fantasy-Filmfest-Publikum schien es jedenfalls gefallen zu haben, denn es gab am Ende tosenden Applaus. War Deathstalker wirklich so gut, oder waren alle vorherigen Filme so bescheiden? Tehehe…

Also ich kann Trash-Fetischisten, Sword & Sorcery-Fanatikern und Barbarenfilm-Nostalgikern nur raten, diesen blutigen Spaß mit der hauseigenen Pen & Paper-Gruppe anzuschauen und sich köstlich zu amüsieren. Am besten mit Bier und einer gewissen Todesverachtung.

Über Thilo (1232 Artikel)
Hi, ich bin der Gründer dieses bekloppten Blogs. Außerdem Realitätsflüchter, Romantiker, Rollenspieler, Gamer, Fantasynerd, Kneipenphilosoph und hochstufiger Spinner. Manchmal jogge oder schwimme ich, doch meistens trinke ich Bier.