Nostalgie-Flash in der Krise: Resident Evil
Er musste kommen. Langsam, schwankend und stöhnend… aber unvermeidlich. Der Corona-bedingte Zombie-Artikel.
Nachdem sich die knuffigen Hirnfresser in den letzten Jahrzehnten immer mehr in der Popkultur festgebissen haben, hatten wir uns eine globale Pandemie irgendwie anders vorgestellt.
Gruseliger. Mit Schrotflinten, stacheldrahtumwickelten Baseballschlägern und geplünderten Supermärkten. Nur dass wir in letzteren um die Lebensmittel gekämpft hätten und nicht um die Hygieneartikel…
Aber wer Zombies sagt, muss auch Chris Redfield sagen. Und Jill Valentine. Und grüne Kräuter. Und Umbrella und T-Virus und überhaupt!
Das waren 1996 noch Zeiten mit Biohazard, alias Resident Evil auf der Playstation 1!
Ein Kumpel von mir hatte damals zuerst die PS1 und brachte mich mit geilen 3D-Spielen wie Alien, Tomb Raider und vor allem Resident Evil um den Verstand.
Der Zombie Shooter ist dabei sowas wie der Urvater aller Survival-Horror-Games und war für damalige Verhältnisse wirklich gruselig. Trotz grobschlächtiger Polygone und einer statischen Kamera, die bis Teil 3 fester Bestandteil der Engine war, vermittelte Resident Evil ein tolles „Bleib mir von der Pelle, Du ekliger Schimmel-Typ“-Gefühl.
Im Gegenteil! Die statische Kamera machte den Horror der klaustrophobischen Gänge noch bedrückender, weil man oft erst das obligatorische Stöhnen der Zombies hörte und dann nicht wusste, aus welcher Richtung der Untote ins Bild taumeln würde. Ja, das hat auch häufiger zu Fluchen und Neu Laden geführt, aber es hatte einen gewissen morbiden Charme.
Überhaupt wussten sich die Macher damals mit einfachsten Mitteln zu behelfen, wenn es darum ging Spannung und Gänsehaut zu erzeugen. So erinnere ich mich bei Resident Evil 1 besonders an die, gefühlt, zehntausend Türen, an welche die Kamera langsam und unheilvoll heranfuhr, bevor man sie öffnete. Dazu das laute Ticken der alten Standuhr im Speisesaal des Anwesens und die eigenen Schritte in den Gängen. Atmosphäre pur. Für damalige Verhältnisse.
Und dann natürlich die geilen B-Movie-Monster später im Spiel, wie die wiederkehrende Riesenschlange, die Killerpflanze oder die wirklich ekligen Riesen-Taranteln! Mir hat es einen eiskalten Schauer über den Rücken gejagt, wenn diese Mopeds mit einem dumpfen Plums von der Decke und meinem Charakter vor die Füße fielen. HAARIGER HORROR! Ob die Macher mit diesen schiefgegangenen Tierversuchen eine kleine Tarantula (1955)-Hommage im Sinn hatten?
Doch egal, ob Zombies, mutierte Tiere oder andere „Haunted House“-Schrecken, es gab kaum ein schöneres Gefühl, als die erste Schrotflinte zu finden. Endlich konnten den Zombies durch etwas Geschick mit nur einem Schuss die Rüben runtergeballert und der Weg fortgesetzt werden. So befriedigend! Kein langes Messerhacken und rückwärts Stolpern mehr. Zumindest so lange, bis es wieder Munition sparen hieß.
Resident Evil würde auf jeden Fall zur „muss man als Gamer mal gespielt haben“-Liste zählen, wenn ich denn mal eine schreiben sollte. Doch was ist mit den nachfolgenden Teilen? Immerhin schreiben wir das Jahr 2020! Habe ich die überhaupt alle gezockt?
Alle Resident Evil-Teile im Überblick
Ok, ich werde im Folgenden nur kurz auf die Hauptteile der Reihe eingehen, diverse Ableger und Spin-Offs für verschiedenste Konsolen aber außen vorlassen. Klar gab es 2000 auch Resident Evil Code: Veronica für das Dreamcast oder 12 Jahre später Resident Evil: Revelations für das Nintendo 3DS, aber wer hatte bitte so viele Konsolen auf einmal? PC, plus vielleicht eine Konsole war für mich meist das Maß aller Dinge.
Resident Evil 1: Der Evergreen und Start einer Horror-Survival-Game-Ära. Durch seine Rätsel und das “Spukhaus”-Setting hatte es für mich so eine Art Maniac Mansion-Flair. Nur eben blutiger.
Resident Evil 2: Hatte durch sein größeres Areal in Racoon City, mit der Polizeistation und anderen Gebieten, eine etwas andere Atmosphäre. Weniger klaustrophobisch, dafür aber mit geileren Schockmomenten versehen. Den Herzfiffi, durch die Zombiehunde, die plötzlich durch die Scheiben gesprungen kamen, spüre ich heute noch…
Resident Evil 3: Den letzten Teil mit statischer Kamera habe ich tatsächlich nie gespielt. Durch den Boss-Gegner „Nemesis“ habe ich jedoch einen wiederkehrenden Jump Scare verpasst, den ich nachholen sollte. Siehe auch unten, die Remakes!
Resident Evil 4: Nach dem Studium, in einer Leerlaufphase, habe ich mir aus Langeweile ein Playstation2-Bundle zum Kampfpreis geholt. Dazu gab es jede Menge „Silver Classics“ wie auch Resident Evil 4. Endlich konnte hier aus dynamischer Third-Person-Schulterperspektive geballert werden. Ich erinnere mich nur noch nebelig an diese Zeit, als ich mich durch Horden von berobten Okkultisten und bergeweise Toasts mit Erdnussbutter und Marmelade kämpfte.
Resident Evil 5: Ebenfalls nie gespielt. Doch trotz der 10 Jahre, die das Game bereits auf seinem verrottenden Buckel hat, sieht es grafisch immer noch überraschend modern aus. Durch das exotische Setting in Afrika und, gerade am Anfang des Spiels, den Slum aus Wellblechhütten, kommt eine wirklich bedrückende Atmosphäre auf, die einem Zombiespiel natürlich perfekt zu verfaultem Gesichte steht.
Resident Evil 6: Wurde von der Zockergemeinde eher gemieden. Angeblich war der Zombie-Shooter zu sehr vom einstigen Survival Horror zum bloßen Action Shooter verkommen. Um das wirklich beurteilen zu können, müsste ich das Game wohl nachholen, doch da bin ich mit dem nächsten Titel vermutlich besser beraten.
Resident Evil 7: Ich muss mir nur ein paar Youtube-Videos dazu ansehen, um sagen zu können, dass die Atmosphäre von Teil 7 der absolute Hammer ist. Gastautor Impericus hatte seinerzeit bereits voller Vorfreude über das neue Resident Evil Biohazard berichtet. In modernster Grafik und Technik in Ego Perspektive ein schauriges Anwesen erkunden und eklige Zombies bzw. Pilzmenschen töten, dürfte eine Rückbesinnung sein auf alles, was den Survival Horror von Resident Evil seit seinem jüngsten Tag ausgemacht hat. Diesen Wendepunkt, den die Serie scheinbar dringend gebraucht hat, werde ich definitiv noch nachholen. Jedoch nicht in VR, wie ich damals dachte…
Resident Evil 7 VR: Ich hatte es bereits auf der Gamescom 2016 im Scherz gesagt: VR ist tot. Da wusste ich noch nicht, wie und warum das besonders auf mich zutreffen würde. Das Zauberwort heißt Kognitive Dissonanz! Wenn mein Kopf denkt, dass er sich ganz real in einem Spukhaus befindet, meine Beine sich jedoch nicht passend zur Action auf dem Bildschirm bewegen, dann bekomme ich sie, die behämmerte Motion Sickness. Mir wird irgendwann speiübel. So lange die Technik nicht mit einer Möglichkeit aufwarten kann, meinen Körper in das geschehen zu involvieren, ist VR für mich leider ein totes Pferd. Was sehr schade ist, da Resident Evil 7 zum Besten und angsteinflößendsten gehören soll, was die VR-Technik derzeit zu bieten hat. Weckt mich, wenn wir bei Ready Player One angekommen sind.
Resident Evil: Die Remakes
Wie ihr oben bereits lesen konntet, möchte ich besonders Resident Evil 3 und 7 nachholen. Beim neusten Teil dürfte das ein angenehm zeitgemäßes Spielerlebnis sein, doch was ist mit dem kantigen Polygon-Horror von Resident Evil 3?
Enter: The Remakes.
Capcom hat angefangen seine Klassiker auf Hochglanz zu polieren und in zeitgemäßem Gewand neu rauszubringen. Und während das Remake von Resident Evil 1 noch mit seinen hoffnungslos veralteten Item- und Speichersystemen zu kämpfen hat, nennt die Fachpresse das Remake von Resident Evil 2 ein „Paradebeispiel von einem Remake“.
Das klingt doch mal geil! Besonders weil das Remake von Resident Evil 3 bereits in den Startlöchern steht und ich mir bei Gameforest bereits den günstigsten Gamekey gesichert habe.
Da Resident Evil 3 Action-lastiger und durch die stetige Bedrohung von Nemesis auch spannender sein soll, werde ich bei den Remakes natürlich sofort an dieser Stelle einsteigen. Außerdem soll es im Remake von Resident Evil 3 auch weniger Rätsel geben, als in 1 und 2. Das finde ich knorke, da ich das Zombie-Killen ohnehin immer spannender fand, als das nervige Suchen nach dieser einen dämlichen Schlüsselkarte…
Außerdem soll es neben verbesserter Grafik und Technik auch den kurzweiligen Multiplayer-Modus Resident Evil Resistance als Dreingabe geben. Ob jedoch die 4 vs. 1-Gefechte mit Freunden was taugen oder ich mich am besten nur auf den Single-Player-Part freue, haben die Kollegen von Gamestar bereits unter die Lupe genommen:
Welche Rolle hat Resident Evil in eurem Gamer-Leben gespielt?
Habt ihr den Klassiker gezockt? Und seid ihr der Serie all die Jahre und über alle Teile treu geblieben?
Wer hat den aktuellsten Teil gespielt? Ist der wirklich so atmosphärisch, wie er in Videos rüberkommt?
Ich werde mir den auf jeden Fall besorgen, um die Quarantäne etwas unterhaltsamer zu machen.
Corona schuldet mir Zombies. Also hole ich mir den Fix über Resident Evil.