Star Trek Beyond ist Wummern und Schreien

Star Trek Beyond

6 von 10 penetrierenden Kamikaze-Raumschiffen

Ok, ich fange jetzt nicht an mit „Das ist doch kein Star Trek mehr!“ Das war es ja seit der feindlichen Übernahme von J. J. Abrams schon nicht mehr. Und außerdem war ich ja einer der Befürworter des frischen Windes, der von einer „weit, weit entfernten Galaxie“ kündete. Doch was Justin Lin hier mit Star Trek Beyond abgeliefert hat, ist im wahrsten Sinne des Wortes nicht viel mehr als „Wummern und Schreien“ und hat mich nach dem Kinobesuch mit dem leicht faden Nachgeschmack eines unterhaltsamen, aber austauschbaren Actionfilms der Marke „Expendables“ entlassen.

Ab hier SPOILER!

Was war gut?

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Der Film weiß durch seine brachiale Bildsprache und seinen konsequenten „All in“-Einsatz von Spezialeffekten durchaus zu unterhalten. Doch um es mal mit Jurassic Park zu sagen: „Ihre Wissenschaftler waren so darauf konzentriert, was sie tun könnten, dass sie sich nie die Frage stellten, ob sie es auch tun sollten.“ Natürlich ist die gigantische Raumstation der Menschen, die das interstellare Sigil von Elysium locker in den Schatten stellt, atemberaubend. Und natürlich sind sämtliche Raumgefechte, Handgemenge und die Zerstörung der Enterprise unfassbarer Eye Candy, der mich meine Nachos mit Käsesoße ach so versonnen vor mich hin mümmeln ließ. Aber solche Bildgewalt ist natürlich auch schon lange kein Kulturschock mehr und Star Trek Beyond ist durchaus bemüht hier auch kein wirkliches Neuland zu betreten.

Ja, die Action macht Laune. Ja, die gewohnte Crew um Kirk, Pille, Spock und Uhura witzeln wieder gekonnt vor sich hin. Ja, das alles ist solides Scifi-Action-Kino. Und der finale Schlag gegen den Raumschiff-Schwarm, passender Weise mit „Sabotage“ von den Beastie Boys, also mit „Wummern und Schreien“, ist genauso albern wie fucking AWESOME.

Nur dafür lohnt sich der Film natürlich schon als nicht ganz ernst gemeinter Popcorn-Spaß.

Was war schlecht?

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Aber das kann und soll doch in einem Star Trek-Film nicht alles sein, oder?

Was mich diesmal irgendwie mehr gestört hat als sonst, waren zwei Dinge.

Zum einen die Story, die nicht nur hauchdünn, sondern für mein Gefühl schlicht und ergreifend an den Haaren herbei gezogener Schwachsinn war. Als ich von Star Trek BEYOND hörte, malte ich mir schon vergnüglich fremde Dimensionen und augenöffnende Mysterien aus. Doch leider entpuppte sich der Beyond-Part des Films lediglich als eine unerforschte Ecke des Kosmos, in der ein verbitterter Sternenflotten-Kapitän darauf wartete endlich Rache an der Menschheit üben zu können. Warum? Weil er eben sauer war, dass ihn und seine Crew damals niemand gefunden hat und weil Dich draußen im Weltall niemand wahnsinnig lachen hört. Ich meine, echt jetzt? Der sitzt da rum und wird, wie schön in seinen Logbuch-Einträgen mit zu verfolgen, jeden Tag verbitterter, bis er beschließt sich mittels vorgefundener Technologie in eine Art Energie-Vampir zu verwandeln, um so lange genug zu überleben, damit er möglichst viele Unschuldige mit einem kosmischen Super-Artefakt-Waffe umbringen kann? Das klingt eher nach einem schlechten D&D-Abenteuer, das ich kurz vor dem Eintreffen meiner Spieler beim Kacken auf dem Klo improvisiert habe.

Und zum anderen war da dieses nur allzu bekannte Strickmuster, das Justin Lin beinahe schmerzhaft gehorsam runter geleiert hat. Bis hin zum Faustkampf mit dem Bösewicht in einer prekären Situation, in der in bester Mission Impossible-Manier unter Countdown-Zeitdruck 3 Schalter aktiviert werden müssen, um die Apokalypse zu verhindern. Und natürlich klappt alles und ist vollkommen vorhersehbar. Leider ist es deswegen auch wenig aufregend und ich zucke noch nicht mal mit der Wimper, wenn Kirk sich in der Luft von seinem Motorrad abstößt, um beim Wegteleportieren noch im Flug die Hand des heißen Alien-Mädchens zu erreichen. Wir wissen, dass das klappt. Zumindest bei solchen Szenen hätte Mr. Lin die allgemeine Erwartungshaltung ja mal enttäuschen und das gewohnte 0815-Actionfilm-Muster verlassen können.

Fazit: Ich hör jetzt auf zu nörgeln, denn dafür war der Film dann doch wieder zu unterhaltsam. Aber vom Hocker gerissen und ins Neuland katapultiert hat mich der Film dann auch nicht. Und wenn die Enterprise samt Kirk durch die Gegend geschleudert wird, während auf demselben Raumschiff auf der Brücke alle ganz gelassen in ihren Stühlen sitzen, dann muss ich grinsen, aber eher gequält.

Über Thilo (1200 Artikel)
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