The Magicians – 5 Gründe warum ich sie liebe
Manchen TV Serien sagt man (versehentlich) zu schnell Good Bye. Ich erinnere mich, dass ich vor geraumer Zeit beim Rumzappen im zum Tode verurteilten Normalsterblichen-Fernsehen über eine Folge von The Magicians gestolpert war.
„Mehr Random Urban Fantasy-Schmu mit gutaussehenden Twens? Nein Danke!“ muss ich damals wohl gedacht haben. Großer Fehler! Denn wo mir bei den tätowierten Shadowhunters kitschige Romantasy die Fußnägel hochgebogen hat, schaffen es The Magicians mich mit einer Mischung aus Harry Potter, Dungeons & Dragons und Alice im Wunderland zu überraschen. Hab meinen Rettungswurf vergeigt und bin komplett verzaubert.
Basierend auf der Roman-Trilogie The Magicians des US-amerikanischen Autors Lev Grossman, dreht sich die Handlung in erster Linie um den mental instabilen Quentin Coldwater, der zufällig am geheimen Brakebills College ein Studium der Magie beginnt. Dort gerät er in das turbulente Campus-Leben der Magier und muss feststellen, dass die magische Welt aus seinen Lieblings-Fantasy-Büchern nicht nur wirklich existiert, sondern auch eine Gefahr für die Erde darstellt.
Warum das interessant oder spannender sein sollte, als in anderen Urban Fantasy-Serien? Danke, dass ihr fragt. Erlaubt mir meinen Feenstaub-betriebenen Zauberspiegel anzuwerfen und euch die 5 Gründe dafür zu präsentieren.
1. The Magicians sind Harry Potter mit Sex, Gewalt und Drogen
Muss ich jetzt überhaupt noch weiter schreiben?
George R.R. Martin sagte über die Buchvorlage: The Magicians is to Harry Potter as a shot of Irish whiskey is to a glass of weak tea. . . . Hogwarts was never like this.
Die Bücher bzw. die TV Serie ist eine durchgeknallte Mischung aus Harry Potter, Narnia und Alice im Wunderland. Nur dass die Studenten der Magie etwas erwachsenere Probleme haben als auf Besen zu reiten und Butterbier tu trinken. Wer Magie beherrscht kann es sich scheinbar leisten den ganzen Tag zu saufen, seltsame Substanzen zu rauchen und rumzuvögeln. Und wenn einer der Magicians außerhalb der Seminare mal auf eigene Faust ein paar Zaubersprüche ausprobiert, geht natürlich meist etwas schief, Blut und Gedärme spritzen, es wird versehentlich ein Dämon beschworen oder ein Mitschüler in eine Horror-Dimension verbannt. Macht aber nix, in der Studentenverbindung gibt es genug hochprozentigen Stoff und geile Kommilitonen, um alles schnell wieder zu vergessen. Ja, die Magicians sind deutlich düsterer als Harry und seine Besenreiter. So macht Hogwarts Spaß.
Ich habe jetzt die ersten 3 Staffeln (die ersten beiden gibt es für lau auf Amazon Prime) in Rekordzeit weg gebinged und kann sagen, es wurde mit jeder Staffel immer besser. Staffel 4 liegt bereits in meinem Einkaufwagen und Staffel 5 ist von Syfy bereits geordert.
2. The Magicians ist eine Show von Nerds für Nerds
Ich war überrascht wie oft und selbstverständlich die Magicians mit popkulturellen Referenzen um sich werfen. Conan, Terminator, Battlestar Galactica, Harry Potter, Herr der Ringe, Fluch der Karibik, Game of Thrones oder Buffy sind nur einige Perlen der Popkultur, die öfter mal bemüht werden. Das geht irgendwann sogar so weit, dass sich Eliot und Margo in einer Folge der dritten Staffel nur noch in popkulturellen Referenzen unterhalten, damit die mithörende Fairy Queen ihre Pläne nicht verstehen kann.
Und selbstredend kommt eine Show wie The Magicians auch nicht um eine anständige Menge Dungeons & Dragons-Anspielungen herum. Da werden dann schon mal „Magische Geschosse“ geübt oder ein leibhaftiger Drache muss in einem Dungeon aufgesucht werden. Und wem das noch nicht D&D genug ist, der kann die Magicians ab der dritten Staffel auf eine „Epische Quest“ begleiten, komplett mit Nennung aller dazu nötigen Charakterklassen.
Außerdem sind D&D-Referenzen immer hilfreich, wenn eine schlanke Magierin einen befreundeten Magier beleidigen will, der versucht eine Armbrust zu benutzen: “You couldn’t even hit a fat girl with a fat-girl-seeking arrow”.
3. „Magische“ Vielfalt und Repräsentation in The Magicians
Nach einigen verunglückten Versuchen Gleichheit und Repräsentation von Minderheiten mit dem Knüppel in ein künstlerisches Werk zu kloppen, haben Serien wie die neue She-Ra vorgemacht, wie das auf ganz natürliche Weise passieren kann.
The Magicians setzt all dem sprichwörtlich die Krone auf. Der Cast der Serie besteht aus verschiedenen Nationalitäten, die in ihrer sexuellen Orientierung von Gay über Bi bis Hetero alles abdecken. Zu keinem Zeitpunkt sticht einer der Magicians als Held heraus, nur weil er einer bestimmten Kultur, Gesellschaftsschicht oder einem bestimmten Geschlecht angehört. Die Figuren sind einfach, unabhängig von all dem, gut geschrieben (aufpassen jetzt Disney!). So ist es mir vollkommen egal, wer bei den Magicians häufiger das Sagen hat oder das Blatt in die Hand nimmt. Im derzeitigen politischen Klima dürfte es jedoch die meisten freuen, dass Frauen die Serie deutlich dominieren. Sie sind superschlau (Alice), eine unglaubliche Mischung aus verletzlich und stark (Julia) oder einfach knallharte Nüsse (Margo). In dem Zusammenhang werden auch die richtigen Denkanstöße gesetzt, wenn z.B. in einem Fantasy-Land das Matriarchat als universell und normal vorausgesetzt wird. So wie auf der Erde eher das Pariachat. Ist vielleicht beides gleich valide? Duh.
Doch über alle Maßen verblüfft war ich von der Repräsentations-Spannbreite von Behinderungen. Blinde und Taube sind hier genauso wichtig für das Erreichen von Zielen wie die Magicians, von denen jeder sein Päckchen von mentalen „Krankheiten“ zu tragen hat. Im Gegenteil, der Schmerz so einer Beeinträchtigung wird als Schlüssel zur Magie verstanden. Für mich ein grandioser Denkanstoß mentale Beeinträchtigungen zu ent-stigmatisieren und vielleicht nicht immer gleich als „Krankheit“ zu titulieren. Hoch empfindsame Menschen wie Quentin, sind unglaublich wertvoll für eine Gemeinschaft von Menschen.
Tja, was soll man abschließend dazu sagen? Wenn man erkannt hat, dass die Welt pure Magie ist, dann lösen sich alle künstlichen Grenzen und Kategorien von ganz alleine auf…
4. The Magicians sind absolut wahnsinnig und wahnsinnig witzig
Wo die Magie bei Parry Hotter aufhört, fängt sie bei The Magicians gerade erst an. Das Sympathische an der Serie ist, dass sie sich dabei für nichts zu schade ist. Ich verstehe vollkommen, wenn es den etwas zarter-besaiteten oder einfach weniger wahnsinnigen unter euch etwas zu crazy wird.
Ich sag mal so: Wem es zu schräg wird, wenn sich Schiffe, die aus intelligenten Bäumen gefertigt wurden, gegenseitig rammeln wollen oder ein großes Glas Satyr-Sperma für einen Mana-Boost getrunken werden muss (komplett mit anschließenden Witzen über die Schluck-Qualitäten), der sollte von The Magicians lieber die Finger lassen.
Der Humor oszilliert wild zwischen „ziemlich albern und untenrum“ und „schwarz wie die Nacht“. Aber wenn Du gerade diesen Blog hier liest, ist das vermutlich genau Dein Ding.
5. The Magicians haben grandiose Darsteller und Figuren!
In den ersten Folgen von mir noch als beinahe peinlich empfunden, haben sich die Charaktere ziemlich schnell in meinem Nerd-Herzen verewigt. Nicht nur, dass sie alle ULTRA HOT sind, jeder von ihnen macht seine ganze persönliche Hero’s Journey durch.
Letztlich kann ich mich kaum entscheiden, ob ich den depressiv-introvertierten Supernerd Quentin, den dauergenervten Nörgler und Campus-Badass Penny, sexy Bücherwurm Alice (im Wunderland?) oder jeden anderen der Magicians am tollsten finden soll. Alle bringen ihr persönliches Paket an Charisma und Unterhaltung in die Serie ein.
Doch wenn ich mich festlegen müsste, wären die BFFs Eliot (Hale Appleman) und Margo (Summer Bishil), definitiv meine Favoriten. Eliot, der gelangweilte, arrogante Dandy mit Dauerfahne und seine Badass-Bitch Margo sind einfach die pure Freude. Besser hätte man ihre Rollen nicht casten können. Die beiden brauchen zwar etwas Anlauf, aber spätestens, wenn sie in der zweiten Staffel König und Königin ihres eigenen Märchenlands geworden sind, sind sie über ihre anfänglichen Rollen der glamourösen Elite-Party-Bitches hinaus zu wahrhaft schillernden Persönlichkeiten herangewachsen.
Bonus: The Magicians under pressure
Woran erkennt man, ob es eine Serie in den Kanon der wichtigsten TV Serien der Popkultur geschafft hat?
Genau, es existiert eine Musical-Folge.
Ok, ich gestehe ein Fan von Musical-Folgen zu sein. Doch wenn eine Serie sich an einem Song von Queen und David Bowie bedient, hat sie sich für mich schon selbst den Ritterschlag erteilt.
Die Szene hat natürlich einen deutlich größeren emotionalen Impact, wenn man weiß, warum die Magicians über die Dimensionen verstreut voneinander getrennt sind.
Also, falls das bis jetzt nicht klar geworden ist: The Magicians ist ein MUSS für Urban Fantasy Fans. Und seine Botschaft von universeller, alle Schranken auflösender Liebe und Freundschaft sollte wohl jeden ansprechen. LOVE, Motherfuckers!